In Europa ließ Tesla jetzt erstmals Kunden und Journalisten das System FSD Supervised zumindest als Beifahrer ausprobieren. Für die USA machte CEO Elon Musk kurz darauf eine überraschende Ankündigung wahr, indem er bestätigte, dass FSD-Version 14.2.1 unter bestimmten Umständen zulässt, dass der Fahrer nicht auf den Verkehr achtet. Wieder in Europa führte Tesla das Model 3 in einer abgespeckten Standard-Version ein. Eine bekannte Elektroauto-Werkstatt warnte vor LG-Batterien aus China in Model 3 und Model Y, und der Logistiker DHL will nach einem Test den Tesla Semi in Betrieb nehmen.
Tests mit Tesla-FSD in Deutschland
Die Zulassung von überwachtem FSD in Europa lässt weiter auf sich warten, doch neuerdings bietet Tesla zumindest in drei Ländern Vorführungen an, bei denen man das System als Beifahrer erleben kann. Das Programm kam offenbar gut an und wurde kurz nach dem Start bis in das nächste Jahr verlängert. Was nach den ersten FSD-Beifahrten in Deutschland, Italien und Frankreich berichtet wurde, war weit überwiegend positiv. Dazu zählt auch unser eigener Test, bei dem das Tesla Model 3 mit FSD Supervised alle Herausforderungen im Verkehr um Hannover meisterte. Nur beim Einparken vor einem Supermarkt nahm es sich zu viel vor und berührte einen Einkaufswagen.
Von Fans auf X hervorgehoben und dann auch von Musk bemerkt wurde insbesondere die Erfahrung der Zeitschrift Auto-Bild, die Tesla in ihren Augen bislang sehr kritisch behandelte. Der Autor war als FSD-Beifahrer in Berlin unterwegs und anschließend voller Lob für das System. Nur einmal habe der Sicherheitsfahrer eingreifen müssen, weil der Tesla eine Einbahnstraße falsch gedeutet habe. Andere Berichte waren ähnlich positiv. Nur eine FSD-Demo in München ging laut dem Titel des YouTube-Videos dazu „komplett schief“. Als wahrscheinlichen Grund identifizierten Kommentatoren Kamera-Probleme.
Unüberwachtes FSD für US-Kunden
In den USA müssen Tesla-Kunden keine FSD-Mitfahrten buchen, sondern können das System seit Herbst 2020 selbst nutzen, wenn sie dafür bezahlt haben. Zuerst begann ein Beta-Test mit der gleichnamigen Software, später fiel die Beta-Bezeichnung weg, aber mit dem Zusatz „supervised“ machte Tesla klar, dass es vorerst nur um ein Assistenz-System geht, nicht um wirklich autonomes Fahren. Das bleibt laut CEO Musk aber das Ziel. Im November sagte er, bald werde Tesla zulassen, dass Fahrer am Steuer SMS schreiben, wenn sie mit FSD-Hilfe unterwegs sind. Das würde zumindest zeitweise autonomes Fahren bedeuten, also einen großen Schritt, und den ist Tesla jetzt tatsächlich gegangen.
Das stellte sich ab Mitte der zurückliegenden Woche heraus. Erste Tesla-Besitzer meldeten auf X, dass die neueste Version FSD 14.2.1 bei der Beobachtung der Person am Steuer deutlich toleranter geworden sei und dass sie während des Fahrens damit tatsächlich am Mobiltelefon beschäftigt sein konnten; bislang wären sie dafür von dem System verwarnt worden, und bei ausbleibender Reaktion hätte es sich deaktiviert. Damit scheint es aber vorbei zu sein. Abhängig von der Verkehrssituation um das Auto herum sei längere Mobiltelefon-Nutzung jetzt möglich, bestätigte Musk.
Depending on context of surrounding traffic, yes
— Elon Musk (@elonmusk) December 4, 2025
Der Fahrer wird also zumindest unter bestimmten Umständen aus der Verantwortung entlassen, wenn das Tesla-System der Meinung ist, ohne menschliche Aufsicht sicher funktionieren zu können. Das gab es bislang nicht – auch in den FSD-Robotaxis von Tesla in Austin und der Bay Area sitzen noch Aufpasser auf Beifahrer- oder sogar Fahrersitz, die laut Musk erst gegen Ende des Jahres teilweise wegfallen sollen.
Trotzdem lässt Tesla normale Kunden FSD Supervised 14.2.1 unter bestimmten Umständen jetzt unüberwacht nutzen. Wirklich erlaubt ist das ohne Autonomie-Zulassung aber auch in den USA noch nicht. Laut Business Insider lässt kein Bundesstaat Mobiltelefon-Nutzung am Steuer zu, auch nicht wenn ein modernes Assistenz-System aktiv ist.
Tesla Model 3 Standard startet
In Europa vollzog Tesla unterdessen eine Umstellung nach, die es in den USA schon im Oktober gab: Das kleinste Model 3 wurde abgespeckt und bekam den Nachnamen Standard, während die Varianten mit mehr Akku-Kapazität oder Allrad-Antrieb jetzt als Premium bezeichnet werden. In Deutschland verbilligte sich der Einstieg in die Tesla-Welt damit auf 36.990 Euro für das Model 3 Standard mit 534 Kilometern WLTP-Reichweite. Das sind 3000 Euro weniger als für die frühere Basis-Version.
Wie beim Model Y, bei dem Tesla die Differenzierung auch in Europa schon im Oktober einführte, wurde die Standard-Version etwas abgespeckt. Die Sitze sind mit Stoff statt Kunstleder bezogen, Musik kommt aus 7 statt bis zu 17 Lautsprechern, die hinteren Passagiere haben keinen eigenen Touchscreen, und ihre Sitze lassen sich nicht beheizen und nur manuell umklappen. Anders als beim Model Y behält das Tesla Model 3 Standard das durchsichtige Panorama-Dach. Bestellt werden kann es ab sofort, die Auslieferungen sollen im Februar beginnen.
Warnung vor LG-Akkus in Model 3 & Y
In den teureren Versionen der beiden Volumen-Teslas für den europäischen Markt stecken Akku-Pakete mit Batterien von LG Energy Systems, die auch im Fall des deutschen Model Y aus China zugeliefert werden und vor kurzem etwas mehr Kapazität bekamen. Unangenehm aufgefallen waren sie bislang nicht, jetzt aber wurde eine drastische Warnung dazu bekannt: Akkus mit NCM811-Zellen von LG in Nanjing würden „extrem hohe Ausfall-Raten“ und eine deutliche kürzere Lebensdauer als Panasonic-Pakete aus den USA zeigen, schrieb auf X die auf Elektroautos spezialisierte Werkstatt EV Clinic.
Media hype around “Made in China” battery systems being the “best” has never been confirmed in real-world practice.
We are raising serious concerns about Tesla Model 3/Y LG NCM811 battery packs (LGES Nanjing), which show extremely high failure rates and a noticeably shorter… pic.twitter.com/PHi83UCixl— EV Clinic (@evclinic) November 29, 2025
Manchmal lassen sich Tesla-Akkus noch reparieren, wenn nur einzelne Batterien darin ausfallen oder nachlassen, erklärte EV Clinic. Bei den LG-Paketen aber würden oft mehrere Zellen gleichzeitig einen extrem hohen Innen-Widerstand aufweisen und die übrigen einen erhöhten. Bei einem Tausch problematischer Zellen sei deshalb damit zu rechnen, dass bald die nächsten dran sind.
Wohl kein Garantie-Problem für Tesla
Die typische Lebensdauer von Akku-Paketen mit LG-Batterien aus China schätzt EV Clinic auf 250.000 Kilometer, während bei Panasonic mit 400.000 Kilometern zu rechnen sei. Etwa seit Mitte 2021 kommen Model 3 für Europa aus China statt den USA. Das Model Y wurde zunächst ebenfalls aus China importiert und wird seit März 2022 mit den gleichen LG-Akkus wie zuvor in der deutschen Tesla-Fabrik produziert.
Model 3 und Model Y mit den Batterien von LG Energy dürften in China und Europa seit 2021 millionenfach verkauft worden sein. Wenn die Akkus tatsächlich nach 250.000 Kilometern reihenweise ausfallen würden, wäre das unschön für Kunden, aber immer noch mehr als bei vielen Verbrenner-Autos. Ein finanzielles Problem für Tesla entstünde jedenfalls wohl nicht, weil die umfassende Akku-Garantie für Model 3 und Model Y nach 192.000 Kilometern (oder 8 Jahren, wenn die früher erreicht sind) endet.
DHL lobt Tesla Semi und will mehr
Nur in sehr geringen Stückzahlen gibt es bislang den Ende 2017 vorgestellten Sattelschlepper Tesla Semi. Eine Veranstaltung zum Beginn der Auslieferungen gab es Ende 2022, aber wirklich in Serie ging der Semi damit immer noch nicht. Im kommenden Jahr soll es wirklich so weit sein, wie Tesla-Manager vor kurzem bekräftigten. Bis dahin läuft das Pilot-Programm weiter, in dessen Rahmen der Großbesteller PepsiCo bereits einige Dutzend Semis bekam. Zu den frühen Kunden zählt außerdem eine Tochter des deutschen Logistik-Konzerns DHL Group.
DHL Supply Chain hatte nur einen Tesla Semi zum Testen, zeigte sich jetzt aber angetan davon und will den E-Laster in seine Flotte aufnehmen. Bei den bisherigen Einsätzen hat er laut einer Presse-Mitteilung „herausragende Effizienz“ gezeigt und die Erwartungen übertroffen. Mit der beginnenden Serienproduktion 2026 will DHL weitere kaufen. Nach früheren Angaben von Tesla ist dann auch der Semi-Verkaufsstart in Europa geplant. Mit Blick auf den deutschen Markt könnte dabei helfen, dass die Befreiung von E-Lkw von der Autobahn-Maut im November bis 2031 verlängert wurde.
