Zwei kleine Hinweise schränken auf der Tesla-Website die Angaben zu den Leistungsdaten des Model S Plaid ein: Die Beschleunigung auf 100 km/h innerhalb von 2,1 Sekunden versteht sich mit abgezogenem Rollout, und für die Höchstgeschwindigkeit von 322 km/h braucht man eine „Ausstattung mit kostenpflichtigen Hardware-Upgrades“. Zunächst sollte das spezielle Felgen und Reifen bedeuten, doch wie sich jetzt zeigt, scheint ein von Tesla angebotenes Bremsen-Upgrade zu genügen. Ein europäischer Rennfahrer konnte jetzt das nach seinen Angaben erste Model S Plaid mit dem Kit ausprobieren – und sah sogar 350 Stundenkilometer auf dem Tacho.
„Erstes“ Model S Plaid mit Upgrade?
Unter welchen Umständen Sebastian Vittel (nicht zu verwechseln mit dem deutschen Formel-1-Weltmeister Vettel) diese Gelegenheit bekam, ist nicht klar. Laut dem Text zu einem Video von ihm von vergangener Woche wurde ihm das Model S Plaid von Tesla Belgien zur Verfügung gestellt. Es sei das absolut erste, das mit dem „Carbon Ceramic Brake Kit“ ausgestattet gewesen sei. Diesen Satz bietet Tesla seit Ende 2021 für 20.000 Dollar an – allerdings nur im US-Shop und mit mehrfach verschobener Verfügbarkeit auf zuletzt „early 2023“.
Im vergangenen März hatten zwei bekannte US-Youtuber bereits gemeldet, das Keramik-Kit für ihr Model S Plaid bekommen zu haben. Allerdings mussten sie für alles andere möglicherweise eine Vertraulichkeitserklärung abgeben, denn Tests damit wurden anschließend nicht bekannt. Insofern war Vittel wohl nicht der erste Mensch, der außerhalb von Tesla damit fahren konnte. Aber er könnte der erste in Europa gewesen sein, und vor ihm hat zumindest noch niemand darüber berichtet.
Und der Rennfahrer zeigte sich überaus angetan von dem Plaid-Upgrade. Das so aufgerüstete Model S sei „ein vollkommen anderes Tier“ als vorher, und zwar „ein absolutes Biest“, schrieb er auf Youtube. Sein Video zeigt eine Runde auf der Strecke Circuit de Bresse in Frankreich. Laut Vittel ist sie ein eher technischer Kurs, der kleine und leichte Autos begünstigt. Doch mit dem Plaid-Tesla sei er dort nach ein bisschen Üben gleich den neuen Rekord für ein straßenzugelassenes Auto auf Nicht-Slicks gefahren. Die Zeit von 1 Minute und gut 33 Sekunden sei für ein so großes Fahrzeug absolut unglaublich.
Tesla erlaubt kein Autobahn-Video
Bei dem Rekord halfen Vittel nach seinen Angaben die zuverlässig zupackenden Bremsen. Ein weiterer Effekt des Upgrades war aber eine viel höhere Höchstgeschwindigkeit, die nach dem Video nicht auf der Strecke erreicht wurde, sondern auf der Autobahn. Dort habe er mehrmals 350 km/h auf dem Tacho gesehen, berichtete der Tesla-Tester. Nach GPS seien das 320-330 km/h. Teil des Bremsenkits scheint also auch die Entfernung des Tempo-Begrenzers zu sein, der das Model S Plaid sonst bei 262 km/h und im Track-Modus bei 281 km/h am weiteren Beschleunigen hindert.
Eigentlich wollte Vittel rasch ein Autobahn-Video nachlegen, das die neue Höchstgeschwindigkeit dokumentiert, doch das erlaubt Tesla laut einem späteren Kommentar von ihm bislang nicht. Erst müsse das Upgrade-Kit offiziell veröffentlicht werden, schrieb er, womit eine Aufnahme auch in den europäischen Tesla-Shop gemeint gewesen sein dürfte. Immerhin scheint jetzt klar, dass für maximales Plaid-Tempo doch keine neuen Räder benötigt werden, wie früher auf der Website stand. Ebenso scheint Tesla es aber nur freizugeben, wenn Kunden die eigene Carbon-Keramik-Lösung kaufen, nicht bei anderen gegenüber der Serie verbesserten Bremsen.