Tesla macht mehr selbst als die meisten anderen Auto-Hersteller, aber die wichtigen Batterie-Zellen für seine Akku-Pakete werden bisher von spezialisierten Zulieferern bezogen. Wie CEO Elon Musk bei seinem großen Batterie-Tag vergangene Woche mitteilte, soll sich das allerdings grundlegend ändern: Tesla will nicht nur eigene Super-Zellen im XXL-Format produzieren, sondern sich auch selbst um die Rohstoffe dafür und deren Aufbereitung kümmern. Und wie jetzt berichtet wird, prüft Tesla zudem eine Beteiligung an der Batterie-Sparte von LG Chem.
Elektroauto-Zellen für viele Hersteller
LG Chem ist mit Hilfe von Tesla wieder zum weltweiten Marktführer vor CATL geworden, denn das südkoreanische Unternehmen lieferte in der ersten Hälfte dieses Jahres fast sämtliche Batterie-Zellen für das in China produzierte Model 3. Aber auch viele weitere Hersteller (mit bislang kleineren Stückzahlen als Tesla) lassen sich von LG Chem mit Zellen beliefern, darunter die deutschen Konzerne Volkswagen und Daimler und in den USA General Motors sowie das Startup Lucid Motors mit seinem Luxus-Elektroauto Air.
Mitte September dann gab LG Chem bekannt, diesen Teil seines Geschäfts angesichts der Markt-Situation in einem Spin-Off auszugründen, um den Wert für seine Aktionäre zu maximieren. Die Anteile sollen laut der Mitteilung zunächst zu 100 Prozent bei der Mutter-Gesellschaft verbleiben, hieß es in der Mitteilung. Aber eine solche Ausgründung bietet immer auch die Möglichkeit, gezielt neues Kapital von außen zu bekommen oder Partner zu gewinnen. Und an so einer Beteiligung soll Tesla jetzt Interesse gezeigt haben.
Tesla soll 10% an Spin-Off wollen
„Tesla prüft Kauf von Anteil an LG“, meldete am Montag die koreanische Publikation The Korea Times unter Berufung auf Informationen aus Finanzkreisen. Konkret gehe es um eine Beteiligung von 10 Prozent an der Batterie-Sparte, die den vorläufigen Namen LG Energy Solution trägt; ein möglicher Preis dafür wurde nicht genannt. Die gesamte Markt-Kapitalisierung von LG Chem beträgt derzeit rund 37 Milliarden Euro, sodass Tesla mit seinen Bar-Reserven in zweistelliger Milliarden-Höhe 10 Prozent sogar am gesamten Unternehmen locker finanzieren könnte. Angesichts der guten Zukunftsaussichten für Batterie-Zellen könnte die Bewertung nur der ausgegründeten Sparte allerdings sogar höher angesetzt werden.
Die Gründe für das jetzt gemeldete Interesse von Tesla an LG Chem sind offensichtlich: CEO Musk will 2030 terawattstundenweise Batterie-Zellen in Elektroautos und stationären Akkus verbauen und nur einen Teil davon selbst produzieren. Zudem sind die eigenen Produktionspläne noch in einem frühen Stadium. Dass Tesla Zellen weiterhin auch von Zulieferern kaufen will, hatte CEO Musk zudem schon vor dem Batterie-Tag deutlich gemacht.
Überbietet Tesla alle anderen?
Ein Partner, an dem Tesla direkt beteiligt ist, dürfte mehr Einfluss und Liefer-Sicherheit bedeuten. Allerdings hätten, wenn LG Chem tatsächlich Anteile abgibt, auch andere Elektroauto-Hersteller Gelegenheit, sich an der Zell-Sparte zu beteiligen. Letztlich wird das eine Frage des Preises sein. Auf der einen Seite dürfte die Konkurrenz ohne eigene Zell-Pläne nicht tatenlos zusehen, wenn ihr wichtiger Lieferant unter die Teil-Kontrolle von Tesla zu geraten droht. Auf der anderen Seite investiert wohl niemand so mutig in die ferne Zukunft von Elon Musk, sodass Tesla vielleicht mehr bieten würde als alle anderen.