Die Twitter-Spatzen pfiffen es schon seit diesem Wochenende von den Dächern, aber jetzt hat Tesla selbst einen bedeutenden Wechsel in seiner Standort-Strategie (oder auch nur -Taktik) bestätigt: Elektroautos des Typs Model 3 für verschiedene europäische Länder einschließlich Deutschland würden ab diesem Oktober aus der Gigafactory in China an ihre Bestellern exportiert, meldete am Montag die Nachrichten-Agentur Reuters unter Berufung auf eine Stellungnahme von Tesla.
Tesla bringt LFP-Zellen nach Europa
Das Gleiche hatten sich verschiedene Medien und private Beobachter schon vorher zusammengereimt, nachdem Tesla Ende vergangener Woche eine weltweite Auffrischung des Model 3 bekanntgegeben hatte (die Fans ebenfalls schon vorher entdeckt hatten). Denn beispielsweise für Deutschland wird für die kleinste Variante des Basis-Tesla (Standard-Reichweite plus, SR+) seitdem eine Lieferung erst im Februar 2021 angegeben. Und mindestens ein europäischer Besteller hat schon gemeldet, auf seiner Rechnung die Wort „Model 3 – China“ sowie in der Fahrzeug-Nummer das „C“ dafür gefunden zu haben.
Die aktuelle Reuters-Bestätigung scheint auf Informationen aus China zu beruhen, wo Tesla anders als in den USA eine recht aktive Presse-Arbeit betreibt. Sehr aussagekräftig ist sie allerdings nicht. In diesem Oktober werde der Export von Model 3 in zehn europäische Länder beginnen, heißt es darin; genannt werden Deutschland, Frankreich, Italien und die Schweiz. Abgesehen davon zitiert die Agentur nur eine Stellungnahme von Tesla, laut der China neue Technologien unterstütze, was das Land zum besten Markt für intelligente Elektroautos mache. Die Produktion sowie die Lade- und Verkaufspräsenz dort werde weiter ausgebaut.
Von möglichen Tesla-Exporten aus China nach Europa hatte Reuters schon in diesem September berichtet. Betreffen dürften sie vorerst nur das Model 3 SR+. Die angegebenen Liefertermine für die anderen beiden Varianten (LR AWD und Performance) blieben gleich, sodass sie weiterhin aus dem US-Werk Fremont kommen dürften. Mit dem kleinsten Tesla würde aber zugleich eine andere Batterie-Technologie Europa erreichen: Seit Anfang des Monats verwendet Tesla dort LFP-Zellen von CATL, die robuster und zugleich billiger sind. Eine mögliche Einführung über China auch nach Europa hatten Analysten schon im Vorfeld als denkbar und Bedrohung für teurere Technologien bezeichnet.
Mehr Reichweite und niedrigerer Preis?
Mit der Einführung des Model 3 mit LFP-Zellen hatte Tesla dessen Preis in China ein weiteres Mal gesenkt und die Reichweite zugleich etwas erhöht. Auch europäische Besteller dieses Modells können ab sofort mit mehr Reichweite rechnen und vielleicht auch einem niedrigeren Preis. Über diese Punkte äußerte sich Tesla gegenüber Reuters jetzt nicht – wahrscheinlich werden die konkreten Informationen hier erneut zuerst von inoffizieller Seite kommen.