Das im Jahr 2016 als Spezialist für Leistungselektronik und Energie-Speicher gegründete Unternehmen Blue Inductive hat schon zum zweiten Mal einen neuen Namen bekommen: Gut drei Jahre nach der Gründung wurde es in Wiferion umgenannt – und Ende Juni in Tesla Engineering Germany, gehört jetzt also zu dem Elektroauto-Hersteller. Und den Kauf ließ sich Tesla offenbar einiges kosten: Eine Angabe im Finanzbericht für das zweite Quartal spricht für einen Preis von bis zu 76 Millionen Dollar.
Deutsches Startup jetzt Tesla-Tochter
Über den bevorstehenden Wiferion-Kauf durch Tesla war schon im Juni berichtet worden. Laut einem Handelsregister-Eintrag ließen die Gesellschafter Mitte des Monats beim Notar ihre Absicht beurkunden, das Startup an Tesla International B.V. zu verkaufen, also die Europa-Tochter des US-Unternehmens. Gut eine Woche später war es wohl tatsächlich so weit: Im Handelsregister erschien der Hinweis, dass der Firmenname in Tesla Enginering GmbH geändert wurde.
Auf der Wiferion-Webseite war Ende vergangener Woche weiterhin das alte Logo zu sehen, im Impressum stand aber schon die neue Firma. Als Produkte zählt die neue Tesla-Tochter Lade- und Batterie-Systeme sowie „smart robot charging“ ohne Kabel auf und bezeichnet sich als „der führende Anbieter der automatisierten, kontaktlosen Energieübertragung in der Industrie“.
Das Unternehmen kümmert sich bislang also hauptsächlich um Industrie-Kunden. Als Teil von Tesla könnte es so dazu beitragen, die Elektroauto-Produktion dort effizienter zu machen. Darüber hinaus könnte aber auch der geplante Roboter Optimus von neuen Möglichkeiten zum drahtlosen Aufladen profitieren, und natürlich wäre zusätzlich eine Elektroauto-Ladelösung mit Wiferion-Technologie denkbar. Eine Andeutung zu einer Tesla-Wallbox ohne Kabel gab es in Form eines Fotos (s. oben) beim Anleger-Tag Anfang März.
Wechselrichter als neuer Schwerpunkt?
Allerdings wurde zeitgleich mit dem Namen der Geschäftsgegenstand von Wiferion geändert. Das Unternehmen ist jetzt dazu gedacht, Produkte und Dienstleistungen „im Bereich leistungselektronischer und anderer technischer Disziplinen“ anzubieten, und zwar zur Unterstützung der Entwicklung von Elektroautos sowie stationären Energie-Speichern und -Erzeugern einschließlich Photovoltaik. Das hört sich nach einem neuen oder zusätzlichen Schwerpunkt an: technische Unterstützung für Wechselrichter, die Tesla für Autos, Batterie-Systeme wie Solaranlagen benötigt.
Der Preis für die Übernahme geht aus den Handelsregister-Einträgen nicht hervor. Man kann ihn aber möglicherweise dem Tesla-Finanzbericht für das zweite Quartal entnehmen. In der Cashflow-Rechnung wird ein Abfluss von 76 Millionen Dollar für „business combinations“ erwähnt, also die Zusammenlegung von Unternehmen. Weil ansonsten keine Übernahmen durch Tesla im zweiten Quartal bekannt sind, könnte die gesamte Summe an die früheren Wiferion-Gesellschafter geflossen sein. Einer der größten davon war der von der Bundesregierung eingerichtete High-Tech Gründerfonds.