Am Samstag fand in Grünheide eine Art Elektroauto-Festival statt, bei dem Besucher rein elektrische Modelle verschiedener Hersteller begutachten und probefahren konnten. Ideengeber für die Veranstaltung war das Unternehmen Fahrgefühl 2.0, ein Vermieter und Chauffeur-Service für Tesla-Fahrzeuge aus Lübbenau im Spreewald. Die meisten Autos vor Ort aber waren am Samstag Privatfahrzeuge, deren Besitzer zur Unterstützung der geplanten Tesla-Fabrik Giga Berlin angereist waren. Die von der Gemeinde Grünheide unterstützte Aktion sollte Anwohnern der unweit der südlich der Kleinstadt geplanten Tesla-Fabrik die Gelegenheit bieten, Elektromobilität selbst zu erleben.
Viele private Teslas in Grünheide
Neben mehreren privaten Model X, Model S und Model 3 von Tesla waren auf dem Marktplatz von Grünheide einige private Renault Zoe zu sehen, sowie ein Audi e-tron und zwei Smart EQ, einer davon zum Schneeräumer umgerüstet. Überfüllt war es nicht, aber das Interesse der Besucher war rege: Fast im Zehnminuten-Takt fuhren die Wagen, mit Anwohnern besetzt, zu Spritztouren in die Umgebung. Eine Feldküche versorgte die anderen Gäste mit Erbsensuppe, Würstchen und Bier. Auf einem Soundsystem spielten viele deutsche Hits der 80er und 90er Jahre.
„Ich war bei der zweiten Demo für die Tesla-Fabrik hier vor Ort”, sagt die Geschäftsführerin von Fahrgefühl 2.0. „Da ist mir aufgefallen, dass die meisten Leute, die hier in Grünheide Giga Berlin befürworten, noch nie selber in einem Elektro-Auto gesessen haben.” Also schlug sie ihrem Netzwerk von Tesla-Besitzern in einer WhatsApp-Gruppe vor, den Tag in Grünheide zu organisieren. Tesla-Fahrer aus ganz Deutschland hätten sich bereit erklärt, zu kommen. Insgesamt 16 seien angereist. Auch der Netzwerk-Laden — ein Informationsbüro für die Anwohner, in dem Tesla seine Sprechstunden abhält — und der Bürgermeister seien dafür gewesen. Die Gemeinde habe dann die Organisation übernommen, damit das Event kostenlos stattfinden konnte.
Model-X-Fahrer hofft auf Infrastruktur
Nun standen auf dem Marktplatz rund 20 Elektrofahrzeuge, teils mit geöffneten Türen. Viele der Besitzer waren damit beschäftigt, dem Publikum ihre Autos zu präsentieren und zu erklären. Ein aus Dresden angereister Fahrer eines schwarzen Model X sagte, er nehme auch deshalb teil, weil er sich durch Giga Berlin besseren Service und eine bessere Ladeinfrastruktur in Deutschland erhoffe. Gerade im Osten gebe zu wenig Supercharger.
An einem weißen Model 3 steht ein älterer Herr aus Grünheide-Fangschleuse — in unmittelbarer Nachbarschaft zum geplanten Tesla-Werk. Das Hauptthema der Tesla-Gegner sei die Sorge um das Grundwasser wegen des hohen Wasserverbrauchs der Gigafactory, sagt er. „Das ist ja auch ständig in der Zeitung”. Ihn beschäftige aber mehr die Frage, ob der Bahnhof in Fangschleuse, der erweitert werden soll, eine weitere Straßenanbindung bekomme und sein Wohnort damit mehr Verkehr.
Bürgermeister: Wasser kein Problem mehr
Auf der anderen Seite des Markplatzes steht Bürgermeister Arne Christiani mit ein paar Männern aus Grünheide, die ein Bier trinken. Im Hintergrund spielt der Song „Bruttosozialprodukt” der Band Geier Sturzflug von 1983. Christiani sagt, die Tesla-Fabrik sei im Ort keine Streitfrage. Eine Forsa-Umfrage von Anfang des Monats (im Auftrag der MAZ) habe ergeben, dass 82 Prozent der Brandenburger das geplante Werk befürworten. Eine Umfrage in Grünheide selbst habe es allerdings noch nicht gegeben.
Das Thema Wasserversorgung sei gelöst, sagte der Bürgermeister weiter. „Das Wasser ist vorhanden. Es durfte nur nicht genügend davon entnommen werden”, bekräftigte er frühere Aussagen dazu. Dies sei eine rein rechtliche Frage gewesen. Mittlerweile habe der Wasserverband Strausberg-Erkner die Genehmigung für die nötige Wasserentnahme erhalten.
Bald kommt der Tesla-Chef
Insgesamt wirkte die Stimmung bei dem Elektroauto-Tag positiv gegenüber der geplanten Giga-Fabrik – was bei einem Publikum, das grundsätzlich Interesse an Elektroautos hat, kein großes Wunder ist. Unterdessen schreiten die Planierungsarbeiten auf dem nur wenige Kilometer entfernten Tesla-Gelände zügig voran. Der erste Spatenstich könnte dort noch im März oder April stattfinden – und Tesla-CEO Elon Musk hat seine Teilnahme fest zugesagt. Damit dürften zu diesem Termin noch deutlich mehr Tesla-Fans und Neugierige nach Grünheide kommen als an diesem sonnigen Samstag.