Für die Kritiker von Tesla war die Nachricht ein gefundenes Fressen: Kaum hatte das Department of Public Safety des US-Bundesstaats Arizona am Dienstag auf Twitter gezeigt, dass ein Tesla ein am linken Rand der Autobahn für einen Einsatz gestopptes Polizeiauto gerammt hatte, wurde auch schon auf das „gefährliche“ Autopilot-System von Tesla als „wahrscheinlichste Ursache“ verwiesen. Unabhängig von solchen Bewertungen gab das Department kurz darauf bekannt, dass laut dem Fahrer tatsächlich der Autopilot aktiviert war. Damit wäre dies ein weiterer Fall, bei dem das Kamera- und Computer-System in einem Elektroauto von Tesla nicht auf ein stehendes Einsatz-Fahrzeug reagiert hat.
Mehrere ähnliche Fälle bei Tesla
Rechtlich gesehen muss es das auch nicht, denn Tesla weist vor der Benutzung und auf seiner Website darauf hin, dass die Verantwortung auch mit aktivem Autopilot stets bei der Person am Steuer liegt, die zudem immer zum Eingreifen bereit sein muss. Aber technisch macht es gewiss keinen guten Eindruck, wenn auch nur einem Tesla so ein Patzer passiert – zumal CEO Elon Musk erst vor kurzem bekräftigt hat, dass komplett autonomes Fahren mit der aktuellen Tesla-Hardware und noch zu verbessernder Software zumindest in greifbarer Nähe ist.
Doch ähnliche Fälle hat es schon gegeben. Im März 2018 fuhr ein Tesla Model X in Kalifornien mit hohem Tempo frontal in einen Autobahn-Trenner. Bei dem Unfall war der Autopilot laut einem Bericht der US-Behörde NTSB aktiviert, der Fahrer, der seine Hände nicht am Steuer hatte, kam dabei ums Leben. Ein Jahr später fuhr ein Tesla Model 3 ungebremst unter den Auflieger eines Sattelschleppers, der seine Fahrbahn kreuzte, laut NTSB ebenfalls bei aktiviertem Autopilot. Glimpflicher ging ein Unfall in diesem Dezember aus, bei dem der Autopilot laut Fahrer ebenfalls aktiviert war, was aber noch nicht amtlich bestätigt ist: Ein Tesla Model 3 rammte wie im neuesten Fall ein Polizei-Auto, das links auf einer Autobahn hinter einem liegengebliebenes Fahrzeug stand.
https://twitter.com/Arizona_DPS/status/1283120851399798784
Bei dem Fall 2019 war sogar das Blaulicht eingeschaltet, ebenso wie jetzt in Arizona, was den Unterschied zwischen menschlichem und maschinellem Sehen besonders augenfällig macht. Nach dem Twitter-Bild zu urteilen, fuhr der Tesla – wohl ein Model S – mit hoher Geschwindigkeit in den am linken Rand der Fahrbahn stehenden schweren Polizei-SUV. Dieser wurde von dem Tesla in den vor ihm stehenden Krankenwagen geschoben und ist sowohl vorne als auch hinten schwer verbeult. Das Model S hat sich bis zur Windschutzscheibe unten den SUV geschoben.
Nach Angaben des Behörden-Accounts auf Twitter war der Polizist in diesem Moment nicht in seinem Auto und wurde nicht verletzt, ebenso wenig wie die Personen im Krankenwagen. Der Fahrer des Model S wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht, aber nicht lebensgefährlich. Er habe angegeben, dass sein Tesla vor dem Aufprall im Autopilot-Modus war, schrieb das Departement in einer weiteren Nachricht. Ein Verfahren wegen Fahrens unter dem Einfluss berauschender Substanzen gegen den 23-jährigen Kalifornier werde geprüft.