Tesla macht der etablierten Auto-Branche auf mehrerlei Weise Beine – unter anderem auch im Vertrieb, wo sein direktes Modell mit zentralisierter Abwicklung traditionelle Händler-Netze in Frage stellt. Volkswagen etwa versucht bei neuen Elektroautos, Händler zu Agenturen zu machen, und bei Ford stand zwischendurch sogar im Raum, das Unternehmen könne mit seiner neuen Elektroauto-Einheit Model e auf reinen Online-Verkauf umsteigen. So radikal wird die Reform dort jetzt doch nicht. Aber Ford stellt seine Händler in den USA vor die Wahl, sich an spezielle Regeln für Elektroautos zu halten und für sie zu investieren, oder ab 2024 keine mehr zu bekommen.
Ford-Elektroautos mit speziellen Regeln
Das hört sich relativ gnadenlos an, stieß laut einem Bericht von CNBC aber sogar auf Zustimmung vom Chef des US-Verbands der Ford-Händler. Denn zuvor hatte CEO Jim Farley auch erklärt, deren Netz von Vertretungen könne mit Elektroautos das wertvollste in den USA werden. Jeder soll frei entscheiden können, ob er ab 2024 dabei sein will – das allerdings innerhalb von sechs Wochen vor Ende Oktober.
So wie andere etablierte Hersteller investiert Ford Milliarden in mehr Elektroauto-Modelle und Fabriken, und auch seine Händler müssen Geld ausgeben, wenn sie in die neue Zeit mitkommen wollen. Laut CNBC können sie sich entweder regulär für den Model-E-Vertrieb zertifizieren lassen, was Investitionen von etwa 500.000 Dollar hauptsächlich für mindestens eine schnelle öffentliche Ladesäule erfordert. Oder sie streben mit ungefähr den doppelten Investitionen Elite-Status an, für den sie unter anderem auf der Ford-Website erwähnt werden sollen.
In beiden Fällen ist Teil der Elektroauto-Regeln auch, dass die Preise dafür bei Ford im Web veröffentlicht werden, berichtet dazu InsideEVs. Festgelegt werden sie anders als bei Tesla von den Händlern selbst und müssen deshalb nicht einheitlich sein. Aber durch die Veröffentlichung sollen Kunden unterschiedliche Händler vergleichen können – und Ford will nach einem Kauf überprüfen, ob sie sich an die publizierten Preise gehalten haben. Das dürfte eine Reaktion auf Meldungen sein, laut denen Händler nicht nur von Ford bei gefragten Modellen Aufschläge von teils mehr als 100 Prozent auf den Listenpreis verlangt haben.
Kosten-Vorteil von Tesla im Blick
Möglich wird so etwas durch hohe Nachfrage bei begrenztem Angebot, wovon aufgrund von Komponenten-Knappheit zuletzt fast die gesamte Auto-Branche geprägt war. Ford aber scheint davon auszugehen, dass Elektroautos auch auf längere Sicht knapp sein werden. Dafür sprechen die Preis-Regeln für deren Verkauf ab 2024 und zusätzlich die Tatsache, dass nur die Elite-Händler unbegrenzt viele davon bei Ford bekommen können. Für alle mit der Basis-Zertifizierung soll dieselbe Obergrenze gelten, die laut Farley noch nicht festgelegt wurde, aber niedrig sein wird.
Wie InsideEVs von der Veranstaltung mit dem Ford-Chef am Dienstag weiter berichtete, sprach er dort viel von Tesla. Noch habe der Elektroauto-Pionier im Vertrieb einen Kostenvorteil von etwa 2000 Dollar pro Fahrzeug, den Ford aber aufholen wolle, sagte Farley demnach. Mit zunehmender Größe werde auch Tesla gezwungen sein, seine Strukturen so anzupassen, dass sie stärker einem traditionellen Händler-Netz gleichen. Ford habe sich den Konkurrenten genau angesehen und zum Beispiel beobachtet, dass diese Entwicklung bei Tesla in Norwegen schon begonnen hat. In dem Land sind die weitaus meisten Neuzulassungen bereits Elektroautos, in 2021 mit dem Model 3 ganz an der Spitze.