Als Andrej Karpathy, damals als Senior Director of AI für die künstliche Intelligenz des Autopilot-Systems von Tesla verantwortlich, in diesem Frühjahr in ein Sabbatical ging, ahnten Beobachter gleich, dass daraus mehr als die von ihm angekündigten vier Monate werden würde. Tatsächlich gab Karpathy nach deren Ablauf seine Position bei Tesla ganz auf. Mit Zweifeln am Weg des Unternehmens oder seines CEO Elon Musk scheint das aber nichts zu tun gehabt zu haben: In einem Interview erklärte der Ex-Director jetzt, beide zu „lieben“. Außerdem verteidigte er den Verzicht auf immer mehr Sensoren bei Tesla und sagte, er könne sich eine Rückkehr vorstellen.
Tesla und SpaceX als große Startups
Die große Stärke von Musk liege im Kampf gegen „Entropie in Unternehmen“, antwortete Karpathy auf eine Frage dazu in einem Podcast mit dem früheren MIT-Forscher Lex Fridman, der auch schon stundenlang den CEO selbst befragt hat. Tesla und SpaceX seien im Grunde die größten Startups der Welt, sagte Karpathy, und Tesla sogar mehrere davon gleichzeitig. Denn mit seiner Durchsetzungskraft sorge Musk dafür, dass Probleme gelöst werden, statt wie in normalen Unternehmen in Komitees zu versanden, erklärte er sinngemäß.
Auch auf die Tesla-Entscheidung, für sein Autopilot-System erst auf die Radar-Sensoren und vor kurzem auch noch auf Ultraschall zu verzichten, wurde Karpathy angesprochen. Dazu erklärte er, man müsse jedes Bauteil als potenzielle Belastung mit seinen vollen Folgekosten einschließlich Beschaffung, Integration und Programmierung betrachten. Nur wenn es insgesamt trotzdem klare Vorteile verspreche, solle man sich dafür entscheiden. Bei Radar sei das nicht der Fall gewesen, berichtete Karpathy noch aus seiner Tesla-Zeit.
Den Verzicht auf Ultraschall, der einstweilen auch den Wegfall von Parkhilfen bei Tesla bedeutet, stellte der frühere KI-Chef ebenfalls nicht in Frage. Wie CEO Musk zeigte er sich weiterhin überzeugt, dass der Weg zum autonomen Fahren ausschließlich mit der künstlich intelligenten Auswertung von Kamera-Bildern zu schaffen ist. Auf die könne man ohnehin nicht verzichten, weil die Verkehrswelt für Menschen mit Augen gebaut sei. Also sei es besser, sich darauf zu konzentrieren, und diesen Teil extrem gut zu machen. Karpathy sagte sogar voraus, dass andere Unternehmen, die für autonomes oder sogar nur assistiertes Fahren heute Lidar-Sensoren einsetzen, diese in Zukunft wohl weglassen müssten.
„Autonomes Fahren ist lösbares Problem“
So ähnlich hat sich auch Musk schon geäußert, und auch sonst scheinen seine Ansichten und die seines früheren KI-Chefs weiterhin nah beieinander zu liegen. In einer Telefon-Konferenz im Oktober gab der CEO zwar keine neue Prognose für das Jahr ab, sagte aber, in den Griff zu bekommen sei autonomes Fahren auf jeden Fall. Ähnlich sprach jetzt Karpathy von einem Problem, das grundsätzlich lösbar sei – und das Tesla-Team sei definitiv auf dem Weg dorthin. Für seinen Abschied aus dem Unternehmen habe er sich entschieden, um wieder mehr über KI lernen und lehren zu können, erklärte er. Er sei aber auch sehr interessiert daran „irgendwann vielleicht zurückzukommen“.