Wir haben uns gefragt, was deutschsprachige Google-Nutzer am meisten wissen wollen, wenn es um Tesla geht – dank der Auto-Vervollständigung der Suchmaschine kann man das ansatzweise herausfinden. Offenbar am häufigsten soll sie nachsehen, ob Teslas Elektroautos sind. Damit haben wir uns im ersten Teil dieser Serie nicht lange beschäftigt, sondern lieber mit der zweiten Frage, ob sie teuer sind. Und ja, der Tesla-Autopilot ist in Deutschland zulässig, wie wir im zweiten Teil erklärt haben. Den Abschluss macht die dritte und vielleicht schwierigste Frage: In verschiedenen Formulierungen wollen laut den Google-Vorschlägen viele Nutzer wissen, ob die Aktie von Tesla überbewertet ist.
Tesla-Kursziele bis 3000 Dollar
Eine der Varianten lässt sich erfreulich leicht beantworten: Ist Tesla mehr wert als Volkswagen und BMW zusammen? Diese Frage wurde möglicherweise häufig gestellt, als das noch nicht klar der Fall und kaum zu glauben war, aber aktuell lässt sich festhalten: Ja. Tesla hat an der Börse einen Wert von umgerechnet rund 630 Milliarden Euro. Bei Volkswagen sind es um 115 Milliarden Euro, bei BMW rund 50 Milliarden Euro, zusammen also tatsächlich nur gut ein Viertel so viel wie bei Tesla allein.
Das sind allerdings nur die Werte, die in dieser Woche die Börse den drei Herstellern zumaß. Und dort schwanken die Kurse so sehr, dass man nicht im Ernst glauben kann, dass sie jederzeit den abgezinsten Zukunftsgewinnen entsprechen, wie es die reine Marktlehre verlangen würde. Richtig schwierig zu beantworten ist deshalb die tiefere Frage, die bei Google oft gestellt zu werden scheint, nämlich die nach einer möglichen Überbewertung von Tesla.
Denn daran beißen sich selbst professionelle Finanzanalysten und Fondsmanager die Zähne aus. Unter den vielen Finanzprofis, die Tesla inzwischen beobachten, ist gewiss mindestens einer, der mit seiner Kursprognose richtig liegt. Das höchste Ziel an der Wall Street kam Anfang dieses Jahres von der Investmentbank Piper Sandler und lautete auf 1200 Dollar pro Tesla-Aktie auf Sicht von 12 Monaten. Wenn es sich als richtig erweist, würde das noch gut 60 Prozent Gewinn bis Ende Januar 2022 bedeuten. Aber wer weiß, vielleicht hat auch die Norddeutsche Landesbank Recht, die laut dem Dienst TipRanks mit 290 Dollar eines der niedrigsten Kursziele hat.
Tesla-CEO Elon Musk selbst hat sich zur Frage der Bewertung von Tesla-Aktien mindestens zweimal direkt geäußert – und zwar jeweils sehr unterschiedlich. Am 1. Mai 2020 schrieb er in den seit Ende 2019 anhaltenden (und im Rückblick doch erst zart beginnenden) Anstieg hinein, der Tesla-Aktienkurs sei seiner Meinung nach zu hoch. Damit löste er den erwartbaren Kursrutsch aus, aber nur kurz. In diesem September dann soll sich Musk hinter eine Analyse der Fonds-Firma Ark Invest mit einem mittleren Tesla-Kurs von 3000 Dollar bis 2025 gestellt haben. „Wenn wir in der Umsetzung richtig gut sind, stimme ich Ark zu“, schrieb er laut Berichten in einer internen E-Mail.
Musk widerspricht Fan-Analyse
Musk selbst hat den Großteil seines Vermögens in Tesla gebunden, und einige seiner Anhänger haben es ihm im kleineren Maßstab gleichgetan, was sich bei einem hinreichend frühen Einstieg extrem ausgezahlt hat. Wie immer an der Börse aber sind Ergebnisse der Vergangenheit kein zuverlässiger Indikator für die zukünftige Entwicklung, denn die ist nun einmal ungewiss.
Streng genommen ist sich der Markt nicht einmal einig darüber, warum die Tesla-Aktie aktuell so viel kostet, wie sie kostet. Als unterbewertet bezeichnete sie vor kurzem der Beobachter @WholeMarsBlog, der zum Twitter-Kreis um den CEO gehört. Der Hauptgrund dafür sei, dass nur sehr wenige Menschen verstehen würden, was bei Autopilot und FSD passiere, schrieb er. Doch Musk widersprach: Anleger würden Tesla viel Vertrauen bezüglich der Realisierbarkeit von autonomem Fahren schenken, erklärte er. Das sei der Grund dafür, dass die Bewertung gemessen an der Produktionszahl „sehr hoch“ sei.
Aufmerksame Leser werden bemerkt haben: Ob die Tesla-Aktie überbewertet ist, können wir auch nicht sagen. Die aktuelle Einschätzung von Musk selbst zur Tesla-Bewertung scheint jedenfalls in etwa „hoch, aber noch längst nicht hoch genug, wenn alles gut geht“ zu lauten. Aber auf die gelingende Umsetzung ambitionierter Pläne in vielen Bereichen und Ländern dürfte es in den nächsten Jahren tatsächlich entscheidend ankommen.