Schon mit seinem aktuellen Akku mit geschätzt rund 75 Kilowattstunden Kapazität ist das Tesla Model 3 im Westen der Reichweiten-König unter den bezahlbaren Elektroautos – außer den großen Model S und Model X macht ihm nur in China Xpeng mit dem neuen P7 die Kilometer-Krone streitig. Doch all das könnte sich laut einem Hacker, der schon Ende 2019 Hinweise auf einen größeren Akku im kleinsten Tesla entdeckt hatte, bald wieder erledigt haben: Ein wohl europäischer Tesla-Besitzer veröffentlichte ein Bildschirm-Foto aus einem Tesla Model 3 mit 100 Kilowattstunden Akku-Kapazität, und der Hacker schrieb dazu, es seien schon mehrere solcher Test-Teslas unterwegs.
Kleiner Tesla-Akku in China größer
Konkrete Akku-Neuerungen werden von Tesla nicht angekündigt, sondern verkauft, sobald sie da sind, damit Kunden ihre Anschaffung nicht bis dahin zurückstellen – aktuelle Modelle würden in der Zwischenzeit sonst schwer verkäuflich. Allerdings wurde in mindestens einem Fall schon einmal von einem Tesla-Hacker vorab ein Akku-Paket entdeckt, das dann fünf Monate später im Herbst 2016 tatsächlich kam: mit ebenfalls 100 Kilowattstunden, damals zunächst nur für das Model S P100D.
Aktualisierung: Tesla-Chef Elon Musk hat einen Bericht über die Entdeckung kommentiert. „Kein Model 3 mit größerem Akku in Entwicklung“, schrieb er auf Twitter, und beim Model Y auch nicht, ergänzte Musk noch. So einfach hinnehmen wollten das Tesla-Fans aber nicht: Manche spekulierten, Musk habe eigentlich gesagt, der größere Akku sei schon fertig entwickelt. Und zum Teil hieß es, ein Akku müsse ja nicht unbedingt größer sein, um mehr Energie aufzunehmen.
Inzwischen sind 100 Kilowattstunden der Standard bei Model S und Model X. Das Model 3 tritt in einer niedrigeren Preisklasse an, aber auch hier geht es mit der Reichweite bald schon einen ersten Schritt nach oben: Tesla bezieht in China LFP-Akkuzellen vom lokalen Produzenten CATL und will damit den Akku des kleinsten Model 3 um etwa 10 Prozent auf 57 Kilowattstunden vergrößern.
No larger pack Model 3 is in development
— Elon Musk (@elonmusk) June 16, 2020
Was es mit dem jetzt auf Twitter veröffentlichten Tesla-Screenshot auf sich hat, blieb weitgehend offen, denn der Nutzer äußerte sich zunächst nicht weiter dazu; später ließ er immerhin erkennen, dass er nicht aus seinem eigenen Model 3 stammt und dass er später vielleicht mehr erzählen könne. Der von ihm angesprochene Hacker @green aber bestätigte, dies sei das „erste öffentlich gezeigte Model 3 mit 100 Kilowattstunden“. Er habe von mehreren anderen Model 3 mit dieser Konfiguration gehört und gehofft, bald selbst Zugriff auf eines davon zu bekommen.
Tesla Model 3 mit 700km Reichweite?
Derselbe Hacker hatte schon Ende 2019 Auszüge aus dem Software-Code von Tesla veröffentlicht, die auf einen Akku mit 100 Kilowattstunden für das Model 3 hinwiesen. Näheres zu den angeblichen Tesla-Testfahrzeugen mit größerem Akku verriet er jetzt nicht, abgesehen davon, dass sie mehr wiegen als normale Model 3. Manche Twitter-Nutzer hofften daraufhin, alle aktuell in den USA gebauten Exemplare dieses Elektroautos mit großem Akku könnten für eine spätere Freischaltung schon den größeren enthalten. Das aber wies @green mit Blick auf das derzeit unveränderte Gewicht zurück.
Ein etwas schwereres Tesla Model 3 mit um etwa 30 Prozent größerem Akku würde wohl auch eine um annähernd diesen Wert höhere Reichweite bedeuten – 700 Kilometer statt aktuell 560 Kilometer nach WLTP wären zu erwarten. Ob und wann es kommt, ist offen. Auch der Blog Electrek rechnet aber nach den aktuellen Hinweisen damit. Vorher wird es nach seiner Einschätzung aber ein Akku-Update für Model S und Model X geben. Das hat CEO Elon Musk schon bestätigt, für das Tesla Model S soll es zusammen mit dem neuen extraschnellen Plaid-Antrieb möglichst noch vor Jahresende kommen.
Teile von Teslas großem Plan
Wie viele weitere, noch unbekannte Elemente dürften neue Akkus für verschiedene Teslas (auch zukünftige wie Semi und Cybertruck) in Zusammenhang mit dem großen Batterie-Tag stehen, auf den CEO Musk Anleger und Fans weiter warten lässt; nach seinen neuesten Angaben von Mai soll es in diesem Juni so weit sein. Bekannt ist bislang, dass CATL eine nicht unbedeutende Rolle als Tesla-Partner weltweit spielen wird und dass Tesla allein und mit anderen Partnern viel mit neuen Chemien, Bauweisen und Produktionsverfahren für Zellen und Akkus experimentiert hat. Laut Musk geht es dabei um die Produktions von Akkus im Maßstab von Terawattstunden pro Jahr, also eine Steigerung um mindestens den Faktor 30 gegenüber 2019 allein bei Tesla.