Mitte September kristallisierte sich nach kurzer Verwirrung heraus, dass Tesla zwar weiter eine eigene Batterie-Produktion auf dem Gelände seiner deutschen Gigafactory plant, aber einige noch nicht installierte Maschinen und Personal statt dort in der Fabrik in Texas einsetzen will. In einer internen E-Mail soll das mit „riesigen Vorteilen“ einer US-Produktion durch neu eingeführte Subventionen begründet worden sein. Wie jetzt allerdings das Handelsblatt berichtet, soll das nicht der einzige Grund für den späteren Batterie-Start bei Tesla in Deutschland sein.
Deutsche Maschinen für Tesla-Batterien
Mehrere Quellen mit teils engen Verbindungen zu Tesla hätten von einer erheblichen Verzögerung bei einer entscheidenden Produktionstechnologie gesprochen, heißt es in dem am Freitagnachmittag veröffentlichten Handelsblatt-Bericht. Damit ist das Verfahren einer trockenen Beschichtung von Elektroden-Folien gemeint, das Tesla bei seinem Batterie-Tag im September 2020 als wichtigen Vorteil präsentierte. Normalerweise werden die aktiven Materialien in einer Paste aufgebracht, deren andere Bestandteile dann in Spezialöfen herausgetrocknet werden müssen.
Die trockene Beschichtung soll im Vergleich dazu nur ein Zehntel an Energie und Platz benötigen und zudem weniger umweltgefährdend sein. Nur für die Batterie-Produktion in Grünheide wäre deshalb nicht einmal eine Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz nötig gewesen, sagte ein Tesla-Manager teslamag.de vor kurzem.
Teile des geistigen Eigentums für das neue Verfahren hatte sich Tesla durch die Übernahme der Spezialfirma Maxwell Technologies im Jahr 2019 ins Haus geholt. An der Entwicklung sind aber auch das deutsche Unternehmen Saueressig und Fraunhofer-Institute beteiligt, wie teslamag.de im November 2020 erfuhr. Maschinen von Saueressig wurden schon vor dem Batterie-Tag in einem Tesla-Gebäude nahe der Elektroauto-Fabrik in Fremont installiert und auch für Deutschland sowie Texas bestellt, hieß es damals aus sicherer Quelle.
Elektroden-Ausschuss soll zu hoch sein
Laut dem Handelsblatt-Bericht ist die trockene Elektroden-Produktion in höherem Volumen aber auch zwei Jahre später noch nicht im Griff. Der Ausschuss sei schlicht zu hoch, wird ein anonymer Experte zitiert. Tesla habe sich vorgenommen, zwei Meter breite Elektroden mit einer Geschwindigkeit von bis zu 160 Metern pro Stunde zu produzieren. Das ist enorm ehrgeizig: Die Fraunhofer-Gesellschaft plant laut dem Bericht für 2023 eine eigene Pilotanlage für trocken produzierte Elektroden, für die 20 Zentimeter Breite und 20 Meter pro Minute angestrebt werden. Selbst das bedeute noch viel Arbeit, sagte ein Fraunhofer-Manager dem Handelsblatt.
Die Angaben entsprechen weitgehend einem Bericht der Nachrichten-Agentur Reuters von Anfang September. Das Tesla-Ziel, eigene Batterien mit Trocken-Elektroden zu produzieren, sei erst zur Hälfte erreicht, hieß es darin: Das Unternehmen spare durch die Verwendung von Batterien im eigenen Großformat 4680 bereits 2000-3000 Dollar pro Akku-Paket für ein Model Y. Noch einmal etwa die gleiche Summe sollte das neue Elektroden-Verfahren einsparen, das im großen Stil aber noch nicht funktioniere.
Höhere 4680-Produktion bei Tesla in Texas
Derzeit beschäftige sich Tesla in Grünheide nur mit Elektroden-Produktion, berichtete jetzt das Handelsblatt weiter. Sämtliche Maschinen für die weiteren Schritte würden nach Texas umgeleitet. Das dürfte bedeuten, dass in der US-Gigafactory in höherem Volumen 4680-Batterien produziert werden sollen als zuvor geplant – aber mit zugelieferten Elektroden, denn in deren Produktion auf konventionelle Weise mit dem zehnfachen Platz- und Kapitalbedarf wird Tesla wohl auch in Texas nicht investieren wollen. Nach dem im Sommer in Kraft getretenen Inflation Reduction Act werden in den USA produzierte Batterien mit 35 Dollar und Akku-Pakete mit noch einmal 10 Dollar pro Kilowattstunde subventioniert.