Ein Elektroauto-Startup und eine große etablierte Auto-Marke schließen sich zusammen – und wie es unter den veränderten Umständen von heute wohl zwingend ist, liegt die Mehrheit in dieser Kombination von Neu und Alt bei dem jungen Unternehmen: Der Volkswagen-Konzern bringt seine Tochter Bugatti in ein Joint-Venture mit Rimac Automobili ein, an dem das erst 2009 von dem Ingenieur Mate Rimac gegründete Unternehmen dann 55 Prozent halten soll und VWs Sportwagen-Hersteller Porsche 45 Prozent. Das teilten die beteiligten Seiten am Montag mit. Zu Modell-Plänen sagten sie zunächst nichts, aber die Kombination lässt rasend schnelle Elektroautos auch von Bugatti fast zwingend erscheinen.
Tesla Model S Plaid hängt Chiron ab
Rimac tritt selbst im Hypercar-Segment an. In diesem Jahr soll in der Heimat Kroatien die Produktion des Nevara (s. Foto oben rechts) beginnen – für rund 2 Millionen Euro soll er noch schneller beschleunigen als selbst der Tesla Roadster, der 2022 oder später zu erwarten ist. Aber das Startup hat auch schon anderen Herstellern bei eher bezahlbaren Elektroautos geholfen. Porsche investierte 2018 zum ersten Mal in Rimac und ließ sich bei der Entwicklung von Technik für den Taycan unterstützen; in diesem März wurde die Beteiligung auf 24 Prozent erhöht. 12 Prozent gehören außerdem Hyundai aus Südkorea, das für neue Elektroautos ebenfalls Unterstützung in Kroatien suchte.
Über ein mögliches Einbringen von Bugatti in Rimac war schon im vergangenen September spekuliert worden. Die Sportwagen-Marke wurde 1909 im damals deutschen Molsheim von dem Italiener Ettore Bugatti gegründet und 89 Jahre später von Volkswagen gekauft. Mit dem deutschen Eigentümer durfte sie noch einige Super-Sportwagen mit 16 Zylindern bauen, scheint inzwischen aber nicht mehr in die Zeit und zu den neuen Elektroauto-Plänen des VW-Konzerns zu passen. Zumindest bei der Beschleunigung lässt selbst das neue Tesla Model S Plaid den viele Male teureren Bugatti Chiron (im Foto oben links) hinter sich.
Zu der neuen Porsche-Investition von 70 Millionen Euro in diesem März hatte Mate Rimac noch erklärt, es sei wegen der eigenen Entwicklungsarbeit für viele andere wichtig, dass die beiden Unternehmen unabhängig voneinander bleiben. In der jetzt verabredeten Konstruktion ist das zumindest teilweise gewährleistet. An dem neuen Joint Venture Bugatti Rimac soll die Rimac Group 55 Prozent halten und Porsche 45 Prozent. Gleichzeitig gehören Porsche aber weiterhin die 24 Prozent an der Rimac Group, was eine gewisse indirekte Kontrolle auch über das Joint-Venture bedeutet. Die neue Tochter Rimac Technology soll aber zu 100 Prozent im Besitz der Rimac Group bleiben.
Bugatti-Elektroautos mit Rimac-Technologie?
Schon der Firmenname aus den beiden sehr gegensätzlichen Marken spricht dafür, dass Bugatti Rimac vorerst zweigleisig mit elektrischen und konventionellen Hypercars auftreten wird – immerhin das Problem zu hoher CO2-Emissionen ist mit der Elektroauto-Kombination für Bugatti gelöst. Auf Dauer aber dürfte schon wegen der technischen Überlegenheit elektrischer Antriebe auch die italienische Marke darauf umsatteln – und mit Rimac bekommt sie jetzt auch die Technologie, die ihr dafür bislang wohl fehlte.