Bild: @nextmove_de
Nicht optimal angelegte Supercharger-Standorte gibt es wahrscheinlich auch bei Tesla, aber bei schnellen Ladestationen anderer Anbieter ist das Problem grundsätzlicherer Natur: Weil bei ihnen Elektroautos aller Marken mit links, rechts, hinten oder vorne positionierten Lade-Buchsen Strom bekommen sollen, ist die Anordnung der Säulen dafür stets ein Kompromiss – und trotzdem parken Elektroautos vor ihnen manchmal wie Kraut und Rüben, um sich nicht den Lack mit dem Ladekabel zu verkratzen. Markierungen auf dem Boden sollen oft einen Hauch von Ordnung hineinbringen oder vortäuschen. Aber wie man das auf keinen Fall machen sollte, zeigt jetzt ein Versuch von Ionity am Standort Nempitz direkt gegenüber von einem Tesla-Supercharger.
Ionity und Tesla am selben Ort
Das gut ausgebaute Supercharger-Netzwerk von Tesla gilt als einer der Punkte, die dem Elektroauto-Pionier einen Vorsprung verschaffen. Als einziger Hersteller kümmerte er sich von Anfang an und in Eigenregie darum, dass Käufer seiner Elektroautos sie unterwegs auch schnell aufladen können; das funktioniert zudem ganz ohne Chips oder Karten, weil Auto und Ladestation direkt kommunizieren und abrechnen. Jetzt nachziehende Marken dagegen verlassen sich zumeist auf Lade-Angebote von Dritten. Die drei großen Auto-Konzerne BMW, Daimler und Volkswagen wählten für Europa eine Art Mittelweg: Sie haben das Joint-Venture Ionity gegründet, das Anfang Juli die Fertigstellung seiner 250. CCS-Station meldete.
Einer dieser Standorte befindet sich an der A9 bei Nempitz in der Nähe von Leipzig, wo Tesla direkt gegenüber eine relativ bescheidene Supercharger-Station mit nur sechs Säulen und laut supercharge.info maximal 130 Kilowatt Ladeleistung (laut Tesla sind es 150 Kilowatt) betreibt. Ionity bietet hier ebenfalls sechs Säulen, für seine Verhältnisse eher am oberen Rand. Theoretisch können sie bis zu 350 Kilowatt liefern, wenn das ladende Elektroautos sie verträgt. Bislang am nächsten an diesen Wert kommt der Porsche Taycan mit bis zu 270 Kilowatt, der Audi e-tron schafft wegen niedrigerer Spannung dort 150 Kilowatt.
Audi und Porsche unterschiedlich
Der Taycan hat seinen Lade-Anschluss rechts vorne, der Audi e-tron links vorne – nur ein Beispiel für die eingangs erwähnten Zielkonflikte bei der Aufstellung von Ionity- und anderen Säulen für alle Elektroautos. In Nempitz konnte man sich bislang hinstellen, wie es passte, weil es keine Vorgaben in Form von Markierungen oder Stoppern gab. Wie die Elektroauto-Vermietung nextmove auf Twitter dokumentierte, hat sich das jetzt aber geändert: Auch an diesem Standort wurden Markierungen angebracht, die ihn mit Ionity-Schriftzug und -Logo sowie Zahlen von 1 bis 6 irgendwie fertiger aussehen lassen.
An anderen Ionity-Stationen gibt es solche Markierungen schon länger, aber manche Ladende parken außerhalb oder auch quer darüber, um das flüssigkeitsgekühlte und deshalb vibrierende Kabel ohne Kontakt zum Lack zu ihrer Lade-Buchse führen zu können. In Nempitz aber dürften die neuen Bemühungen nicht einmal dazu führen, dass es dort ordentlich aussehen würde, wenn zum Beispiel ausschließlich Teslas nebeneinander laden würden.
Letzte Ionity-Säule ohne Stellplatz
Denn irgendetwas muss das Straßen-Team für Ionity an seinem Auftrag falsch verstanden haben: Das ganz links als Nummer 1 gekennzeichnete Lade-Rechteck befindet sich noch mittig vor der ersten Säule, wie es wohl gedacht ist. Doch der Abstand zur nächsten Säule ist größer als die Breite der Markierung, so dass die rechte Seitenlinie des zweiten Lade-Platzes schon auf einer Höhe mit Säule 2 liegt. So setzt sich die Verschiebung fort. Säule 5 steht am linken Rand von Platz 6, die letzte Säule verloren ohne Markierung da.
Weil sich Ionity-Nutzer ohnehin wenig für diese Kennzeichnungen interessieren, ist der Patzer auf der einen Seite eine Kleinigkeit. Auf der anderen Seite zeigt er sehr anschaulich, welche Detail-Probleme die laufende Elektroauto-Revolution mit sich bringt – und warum es Tesla darin oft viel leichter hat.