Der CCS-Adapter ist am Porsche-Stecker und der steckt in der Ladebuchse des Model X, also müsste es jetzt losgehen. Ein kurzer Blick auf den Bildschirm im Tesla – 0 Kilowatt steht da noch, und auf dem Porsche-Display „Laden wird vorbereitet“, aber das wird sich gewiss gleich ändern. Aber was ist das? Ladefehler, steht auf dem Display der Säule, nach 0,0 Kilowattstunden Strom und 0,02 Sekunden Ladezeit.
Tesla Model X und Model S scheitern
Jaja, diese CCS-Säulen – Tesla-Supercharger mögen manchmal langsam und überfüllt sein, aber sie funktionieren. Probieren wir es nochmal, erst an derselben und dann an einer weiteren der Porsche-Säulen im Leipziger Turbo-Park. Aber wieder dasselbe Ergebnis. Porsche-Station und Model X scheinen sich zu verstehen, die Säule zeigt den korrekten Akku-Stand an, doch kaum will die Ladung beginnen, bricht sie ab. Nichts zu machen. Ein zweiter Tesla rollt an die Station, eine junge Familie im schwarzen Model S. Sie werden vorgewarnt, probieren es trotzdem, aber nur an einer Säule, und fahren dann weiter.
Das sollte langsam auch das Model X, aber Laden bei Porsche war ja fester Teil des Programms. Also kommen die Wechselstrom-Ladesäulen ins Spiel, die in dem Park ebenfalls stehen. Zum Glück ist eine App für deren Abrechnung und Freischaltung schon installiert, und wenig später fließen laut Tesla-Display 17 Kilowatt in den Akku – ungefähr ein Zehntel von dem, was das CCS-Laden versprochen hatte.
„Tesla gibt Protokolle nicht heraus“
„Geht es nicht?“, fragt dann ein Mann, der vom Parkplatz rechts zu den Ladestationen kommt und sich als Porsche-Mitarbeiter herausstellt. Mit Model S und Model X von Tesla gebe es an den CCS-Säulen leider tatsächlich Probleme, bestätigt er. Mehrere Model 3 dagegen hätten beim Event am Wochenende zuvor problemlos geladen; dieses Elektroauto wurde in Europa von Anfang an mit CCS-Ladebuchse ausgeliefert, während S und X den Adapter brauchen.
Und der, beziehungsweise Tesla, mache wohl Probleme, sagte der Porsche-Mitarbeiter: „Die geben die Supercharger-Protokolle nicht heraus“, habe er von Kollegen gehört. Um reibungsloses Laden an seinen Säulen auch mit Adapter zu ermöglichen, hätte Porsche das Protokoll nach seinen Worten nachentwickeln müssen. Das Problem betreffe aber nicht nur den eigenen Ladepark: Wie bei anderen Standorten stecke dahinter Technik des Betreibers Ionity.
Andere Ionity-Säulen funktionieren
Genaue Angaben zur Technik im Porsche-Park sind in der Pressemitteilung dazu nicht enthalten, sodass nicht klar ist, wie viel Porsche darin steckt und wie viel Ionity – in manchen Berichten ist davon die Rede, der Autohersteller habe die schnellen CCS-Säulen namens Porsche Turbo Charger selbst entwickelt und das „Design“ werde auch von Ionity verwendet.
Als nicht richtig erwies sich jedenfalls die Andeutung des Porsche-Mitarbeiters, dass das Problem mit Model S und Model X auch alle Ionity-Standorte betreffe. Schon am nahen Tesla-Supercharger Nempitz ergab sich Gelegenheit, das zu überprüfen: Wie auf der Hinfahrt Hohenwarsleben bietet er nur sechs Säulen, aber direkt gegenüber stehen CCS-Stationen von Ionity. Nach etwas ermüdender (weil aufgrund von Lade-Nachbarn anfangs erneut langsamer) Stromaufnahme am Supercharger bekam der Adapter für das Model X also eine weitere Chance bei Ionity.
CCS-Premiere für das Model X
Und daraus wurde seine wohl erste CCS-Ladung. Zwar verlangte die spontane (und damit teure) Ionity-Nutzung die Installation einer weiteren App samt Anmeldung und Bestätigung via E-Mail. Aber einmal über Touchscreen und Smartphone freigeschaltet (auch nicht leicht mit CCS-Adapter in der einen Hand und möglichst griffbereitem Tesla-Schlüssel zum Öffnen der Ladeklappe), floss tatsächlich Strom aus der Ionity-Säule, wenn auch nur noch mit maximal 38 Kilowatt Leistung.
Für Rekordleistungen jenseits von Tesla-Tempo bestand keine Chance, weil das Model X schon vorher am Supercharger auf nahezu 90 Prozent für den gesamten Heimweg geladen wurde. Bei derart hohen Ladeständen fließen keine hohen Ströme mehr – der Ionity-Test war also mehr grundsätzlicher Natur. Aber er zeigte: So schwierig kann es nicht sein, auch Model S und Model X über CCS laden zu lassen. Porsche sollte in Leipzig also nachbessern, denn laut der Pressemitteilung zum Porsche Turbo Charging sind dort „Elektro- und Hybridfahrzeuge aller Marken“ willkommen.