Eine Klage über einen dreistelligen Millionen-Betrag, eingereicht von einer der mächtigsten Banken der Welt, könnte manchen CEO nervös machen und, abhängig von den Erfolgsaussichten, manches Unternehmen in seiner Existenz bedrohen. Genau einer solchen Klage steht derzeit Tesla-Chef Elon Musk gegenüber – die Investmentbank JPMorgan Chase verlangt von Tesla in Zusammenhang mit einer alten Twitter-Nachricht 162 Millionen Dollar. Doch darauf angesprochen, zeigte sich Musk jetzt ausgesprochen entspannt.
Tesla im Dauerkonflikt mit JPMorgan
Im August 2018 hatte der CEO per Twitter erklärt, er denke darüber nach, Tesla zum Preis von 420 Dollar von der Börse zu nehmen. Die Finanzierung sei gesichert, ergänzte er, aber dieser Teil erwies sich als nicht richtig, was Musk ein Verfahren der Börsen-Aufsicht SEC mit letztlich nur milden Konsequenzen einbrachte. Für JPMorgan aber ist die Angelegenheit damit noch nicht erledigt. Die Bank stand damals über ein mit Tesla vereinbartes kompliziertes Optionsgeschäft im Risiko und forderte einen Ausgleich für die Kurs-Turbulenzen, die Musk mit seiner Twitter-Ankündigung und anschließenden Rücknahme auslöste. Dem verweigerte sich Tesla, sodass vergangene Woche die Klage folgte.
Laut einem Bericht des Wall Street Journal (WSJ) ist das nur ein kleiner Ausschnitt aus der Realität eines schlechten Verhältnisses, das zwischen den beiden Seiten seit Jahren herrscht. Ständig soll es Konflikte geben, und auch ein Gespräch zwischen den CEOs (Jamie Dimon von JPMorgan ist in seiner Branche ähnlich bedeutend wie Musk bei Elektroautos) soll keine Besserung gebracht haben, sondern in einem Streit geendet sein. Beim Tesla-Börsengang 2010 war die Bank noch beteiligt, aber in geringerem Umfang als die großen Konkurrenten Goldman Sachs und Morgan Stanley. Seit 2016 hat Tesla JPMorgan laut dem WSJ keinen einzigen Kapitalmarkt-Auftrag mehr erteilt.
Das und die hohe Summe in dem Optionsgeschäft dürften die Erklärung dafür sein, dass JPMorgan überhaupt eine Klage eingereicht hat. Normalerweise tun große Banken viel dafür, Unternehmen mit hohem Kapital-Bedarf wie Tesla gewogen zu halten, weil sie auf hohe Gebühren-Einnahmen in der Zukunft hoffen. Tatsächlich waren an dem Geschäft laut WSJ mehrere Banken beteiligt, aber JPMorgan war nach Tesla-Angaben die einzige, die eine Nachzahlung forderte.
Musk-Fans setzen Spaß-Drohung um
CEO Elon Musk scheint sich jedoch zu weigern, die dreistellige Millionen-Klage überhaupt ernst zu nehmen. Das gab er in diesem Fall nicht auf Twitter zu verstehen, sondern in einer kurzen Stellungnahme für das WSJ. „Wenn JPM die Klage nicht zurückzieht, gebe ich ihnen eine Ein-Sterne-Bewertung auf Yelp. Das ist meine letzte Warnung“, zitiert ihn die Zeitung. Er machte sich also darüber lustig, statt zu versuchen, seine Sicht der Dinge darzulegen. Yelp-Bewertungen mögen für Unternehmen mit vielen kleinen Kunden bedeutend sein, für eine Investmentbank mit großem Namen eher nicht.
https://twitter.com/TSLAFanMtl/status/1462981129397587976
Viele Fans ließen sich trotzdem nicht lange bitten und setzen die Musk-Drohung um, ohne darauf zu warten, ob die Bank nicht doch noch einknickt. Der WSJ-Artikel erschien am Montag, und am frühen Dienstag hatte JPMorgan auf Yelp bereits die vom Tesla-Chef angedrohte Bewertung mit nur einem Stern (s. Bildschirm-Foto oben). Zu diesem Zeitpunkt war es allerdings nicht mehr möglich, dort weitere Bewertungen abzugeben: Die sollen auf eigenen Erfahrungen basieren, nicht auf Meinungen zu Nachrichten über ein Unternehmen, erklärte Yelp die vorübergehende Sperre.