Zwei Drittel der bei Tesla verwendeten Akku-Kapazität dürften auf längere Sicht auf der robusten LFP-Chemie basieren, schätzte CEO Elon Musk in diesem Juli – aber das war, bevor der chinesische Lieferant CATL eine neue Batterie mit Natrium- statt Lithium-Ionen für die baldige Industrialisierung vorstellte. Diese soll noch einmal erheblich weniger kosten als LFP, das ohnehin schon deutlich billiger ist als die heute leistungsfähigsten Zellen, und zum Beispiel bei der Kälte-Beständigkeit sogar besser sein. Und laut Marktforschern wäre die neue Natrium-Chemie tatsächlich auch für Elektroautos bis hin zum kleinsten Tesla Model 3 geeignet.
Tesla-Chef will 2/3 LFP – bis jetzt
Das Model 3 und seit kurzem auch das Model Y werden in Asien als Basis-Versionen nur mit Heckantrieb und einem netto 55 Kilowattstunden fassenden Akku verkauft, der auf LFP-Zellen von CATL basiert. Weil die Gigafactory in China inzwischen auch Europa komplett bedient, ist das Model 3 Standard Plus für den hiesigen Markt ebenfalls damit ausgestattet – und das Model Y mit Standard-Reichweite könnte folgen. Außerdem soll Tesla zuletzt auch für seine stationären Megapack-Akkus LFP-Zellen verwendet haben.
Schon vorher hatte CEO Musk klar gemacht, dass er eine große Zukunft für LFP bei Elektroautos mit Standard-Reichweiten sieht. Ende Juli präzisierte er, mit einem Anteil dieser Chemie bei Tesla von zwei Dritteln zu rechnen, zum Beispiel höchstwahrscheinlich in allen Stand-Akkus wie Powerwall und Megapack. Nur Tage später aber präsentierte CATL seine Natrium-Ionen-Pläne, und falls der Tesla-Chef nicht vorher darüber informiert war, könnten sie ihn zum Nachdenken gebracht haben.
Denn wie die Marktforschungsfirma Adamas Intelligence in einer Reaktion auf die CATL-Ankündigung schrieb, liegen die Leistungsdaten zwar noch ein gutes Stück hinter LFP zurück und der Abstand werde sich eher vergrößern. CATL nannte eine Leistungsdichte von 160 Wattstunden pro Kilogramm auf Zellen-Ebene, während sie bei LFP-Batterien bald über 200 Wattstunden pro Kilogramm liegen soll (und bei NCA in Richtung von 350 Wh/kg geht). Aber auch CATL hält mit Natrium-Ionen 200 Wattstunden pro Kilogramm für erreichbar – und dieser Wert reicht für die Standard-Versionen von Tesla Model 3 und Model Y offensichtlich schon aus.
Natrium-Akkus für Stadt-Elektroautos
Natrium-Ionen-Akkus seien im Verkehrsbereich gut geeignet für kostengünstige Stadt-Elektroautos mit relativ kleinen Kapazitäten sowie Lieferwagen und Busse, schreibt Adamas Intelligence dazu. Das hört sich bei den Pkw aber vielleicht begrenzter an, als es gemeint ist, denn als Beispiele nennen die Marktforscher das Mini-Elektroauto von Wuling Hongguang und den Renault Zoe, aber auch das Tesla Model 3 in Standard-Ausführung. Wie sich die Verkäufe auf dessen Akku-Varianten verteilen, sagt Tesla nicht, aber die billigste dürfte auch die verbreitetste sein, und insgesamt ist das Model 3 weiter das mit Abstand meistverkaufte Elektroauto der Welt. Insofern scheint auch für die neuen Natrium-Batterien mehr als genügend Bedarf zu bestehen, wenn sie wie von CATL geplant ab 2023 kommen – Tesla-CEO Musk dürfte interessiert sein.