Nach einer Reihe von weitgehend reibungslos erteilten Vorab-Genehmigungen für den Bau der deutschen Gigafactory von Tesla in Grünheide nahe Berlin stockt das Projekt derzeit: Schon Mitte September wurde die Erlaubnis zur Installation der Lackieranlage in der Elektroauto-Fabrik beantragt, doch die lässt weiter auf sich warten. Der Gesamtzeitplan ist dadurch jedoch nicht gefährdet, sagte in dieser Woche Brandenburgs Wirtschaftsminister im Parlament – und erklärte, dass zusätzlich mit einem Tesla-Antrag zur Produktion eigener Batterie-Zellen in der Giga Berlin zu rechnen sei.
Ford-Manager übernimmt Gigafactory-Führung
Nach der Entlassung des bisherigen Gigafactory-Chefs Evan Horetsky hat Tesla inzwischen einen neuen Leiter für das Projekt berufen – einen langjährigen Ford-Manager aus dem Bereich Lackierung, wie in dieser Woche bekannt wurde. Teile der laut CEO Elon Musk hochmodernen Anlage für die deutsche Fabrik scheinen schon in der Nähe auf ihre Installation zu warten. Aber die im September beantragte Vorab-Genehmigung liegt weiterhin nicht vor.
Bei der Lackierei liege Tesla deshalb inzwischen sechs Wochen hinter dem Zeitplan, sagte Wirtschaftsminister Jörg Steinbach laut einem Bericht der B.Z. am Montag im Brandenburger Landtag. Zuvor hatte es dazu geheißen, deren Installation liege „auf dem kritischen Pfad“ für das Gesamtprojekt. Wie der Minister weiter erklärte, war er sich aber bei einer Besprechung mit CEO Musk vergangene Woche aber einig darüber, dass die noch fehlende Genehmigung insgesamt „kein signifikantes Risiko für eine Verzögerung“ bedeute.
Deutsches Tesla Model Y mit US-Zellen
Ob und wann sie erteilt wird, sagte Steinbach nicht – bereits früher hat er mehrfach darauf hingewiesen, dass dies keine politische Entscheidung sei, sondern eine behördliche. Als Grund für das lange Warten nannte der Minister jetzt, dass vorher das Wortprotokoll zu der langen Anhörung von Gegnern des Tesla-Projekt Ende September vorliegen und ausgewertet werden müsse.
Abgesehen vom weiteren Fortschritt ist derzeit ebenfalls nicht restlos klar, woher die Batterie-Zellen für das Tesla Model Y aus der Giga Berlin kommen werden. CEO Musk hat Anfang Oktober erklärt, dass es mit den selbst entwickelten Zellen im großen 4680-Format ausgestattet werden soll, die bislang nur in einer kleinen Pilotanlage neben dem Elektroauto-Werk in Fremont produziert werden.
Denkbar wäre zwar, dass Tesla beim deutschen Model Y zunächst mit konventionellen Batterien arbeitet und später auf das neue Format umsteigt. Doch weil die 4680-Zellen sogar fester Teil des Rahmens werden sollen, würde das wohl einen aufwendigen Umbau der Produktion erfordern, wenn es so weit ist. Ende Oktober sagte Technikchef Drew Baglino zudem, Tesla könne für das Model Y aus Grünheide während des Hochlaufs (also mit kleinen Stückzahlen) Zellen aus Fremont nutzen. Bis Ende 2021 soll die Produktionskapazität dort immerhin 10 Gigawattstunden erreicht haben. Gerechnet mit einem groben Mittelwert von 65 Kilowattstunden pro Elektroauto würde das für 150.000 Stück davon in einem Jahr ausreichen – wenn alle Zellen aus Fremont nach Deutschland kommen.
Minister erwartet Batterie-Antrag
Doch weil die Produktion in der Giga Berlin in der ersten Ausbaustufe mit 500.000 Stück pro Jahr angesetzt ist, würde das auf Dauer ebenfalls nicht reichen. Und bereits in diesem Sommer sagte Minister Steinbach, die deutsche Fabrik werde dort auch „völlig neue“ Batterien produzieren. Damit dürfte er die 4680-Zelle gemeint haben, die Tesla bei seinem Batterie-Infotag Ende September vorstellte. Und nach seinem Treffen mit CEO Musk vergangene Woche sagte der Wirtschaftsminister laut B.Z. mit Blick auf Akkus jetzt im Landtag, „ich gehe davon aus, dass noch ein Antrag dazu kommt“.