Mit dem Elektro-Sportwagen Taycan hat Porsche ein Elektroauto entwickelt, das es zumindest bei der Beschleunigung erstmals mit dem Tesla Model S aufnehmen kann – alles andere wäre angesichts des deutlich höheren Preises für die dafür nötige Top-Variante Turbo S auch eine Blamage gewesen. Auch bei Computer-Technik wollte Porsche eigentlich mit Tesla gleichziehen: Dank Funk-Updates könne das deutsche Elektroauto nach dem Kauf drahtlos neue Funktionen Verbesserungen bekommen, wurde angekündigt. Doch jetzt werden Besitzer des Porsche Taycan doch in die Werkstätten gebeten, um sich dort neue Software aufspielen zu lassen.
Porsche-Brief statt Tesla-Mail
Darauf wies auf LinkedIn ein deutscher Berater hin, der offenbar selbst einen Taycan fährt oder einen Besitzer kennt. Interessantes Detail: Der Brief wurde per Post verschickt, also nicht einmal kosten-, zeit- und papiersparend per E-Mail, wie es bei Tesla üblich ist. Und auch der Inhalt zeigt, dass Porsche als Teil des deutschen Volkswagen-Konzern mehr braucht als nur genügend Akkus und die bekannten Sport-Kompetenzen, um zu Tesla aufzuschließen.
Funk-Updates (üblicherweise als OTA für „over the air“ bezeichnet“) in „geringerem Umfang“ gebe es beim Taycan ja bereits, heißt es in dem Schreiben an Porsche-Kunden. Jetzt aber stehe ein „Verbund-Update“ mit einer so großen Datenmenge an, dass dafür ein Besuch im Porsche-Zentrum mit einer „Hochgeschwindigkeitsleitung“ erforderlich sei. Und vielleicht etwas ehrlicher: Die Komplexität der Systeme beim „Technologie-Träger“ Taycan sei auf einem sehr hohen Niveau, „sodass wir uns für dieses Vorgehen entschieden haben“.
Skepsis bei Tesla- wie Porsche-Kennern
Kritiker bemängeln gern, dass Tesla unfertige Fahrzeuge ausliefert und sie dann per Update nach und nach komplettiert – aber immerhin funktioniert diese Vorgehensweise bei dem Elektroauto-Pionier einwandfrei. Zudem kommen bei Teslas OTA nicht nur Korrekturen, sondern immer wieder auch kostenlos neue Funktionen. Porsche wollte zumindest den zweiten Teil eigentlich auch bieten: Das Wort Software kommt in einem 50-seitigen Pressetext zum Taycan zwar nur zweimal vor, an der ersten Fundstelle aber heißt es, mit dem E-Sportwagen seien OTA-Updates möglich. Eine Einschränkung nur auf kleinere Software-Neuerungen oder erst ab einem späteren Zeitpunkt ist dem Text nicht zu entnehmen.
Die Aufzählung der einzelnen Punkte in dem Porsche-Brief an Taycan-Besitzer jedenfalls beinhaltet nichts, was bei Tesla nicht schon per Funk erledigt würde: Das Update solle Verbesserungen beim Laden, beim Fahrwerk, bei der Bedienung, bei den Anzeigen und bei den Park-Sensoren bringen, heißt es darin. Tesla- wie Porsche-Kenner bezweifelten daraufhin, dass die aktuelle Taycan-Generation überhaupt noch die Fähigkeit bekommen würde, wichtige neue Software anders als mit einem Werkstatt-Besuch aufzuspielen.