Bild: Geplante Northvolt-Gigafactory in Schweden (Northvolt-Computergrafik)
Batterie-Zellen werden zum industriellen Rohstoff der Zukunft, für Elektroautos ebenso wie für stationäre Akkus zur Speicherung von Strom aus immer mehr erneuerbaren Quellen. Doch obwohl Tesla aus den USA mit japanischer Hilfe von Panasonic diese beiden Märkte geschaffen oder zumindest erst richtig in Gang gebracht hat, liegt der gesamte Westen bei der Produktionskapazität von Zellen um den Faktor zehn hinter China zurück. Tesla selbst könnte dazu beitragen, das zu ändern. Und in Europa arbeiten zwei ehemalige Tesla-Manager mit dem schwedischen Zell-Startup Northvolt ebenfalls daran, die Lücke zu schließen.
China kommt in Teslas Tera-Dimension
Und damit geht es voran, wird Northvolt-CEO Peter Carlsson laut einem aktuellen Bericht von Euractiv sagte. „Wir schließen die Lücke Stück für Stück“, wird aus einem Presse-Gespräch mit dem ehemaligen Lieferketten-Chef bei Tesla und EU-Vertretern zitiert. In Schweden baut Northvolt bereits eine eigene Gigafactory, die zunächst 16 und später 40 Gigawattstunden an Zellen pro Jahr (ungefähr die aktuelle Kapazität von Teslas Akku-Gigafactory in den USA) produzieren soll. In einem Joint-Venture mit Volkswagen soll in Salzgitter bis 2024 zudem eine weitere Northvolt-Gigafactory mit 20 Gigawattstunden Produktion pro Jahr entstehen.
Die zu schließende Lücke zu China ist allerdings noch erheblich. Laut Euractiv haben chinesische Fabriken schon 2019 rund 230 Gigawattstunden an Batterie-Zellen produziert. Die Marktforschungsfirma Benchmark Minerals sieht ihre Kapazität bis 2030 auf 1887 Gigawattstunden pro Jahr steigen, womit schon die Terawattstunden-Dimension erreicht wäre, die Tesla laut CEO Elon Musk anstrebt. Für Europa erwartet Benchmark bis dahin mehr Zell-Produktion als in den USA, mit 446 Gigawattstunden jährlich aber auch nur etwa ein Viertel des China-Wertes.
Laut Northvolt-CEO Carlsson hat Europa zumindest eigene Stärken, die beim Aufholen helfen sollen. Die Dynamik bei Elektroautos auf dem Kontinente sei mittlerweile stärker als in China, sagte er Euractiv. Auch Maros Sefcovic, als Vize-Präsident der Europäischen Kommission verantwortlich für die Batterie-Allianz, in deren Rahmen auch Northvolt gefördert wird, sprach von einem „unglaublichen Sprung“ bei den Investitionen in Zell-Produktion. Die EU investiere inzwischen mehr in neue Kapazität als China.
Zu wenig Rohstoffe und Ingenieure in EU
Aus Northvolt-Sicht bestätigte Carlsson, dass Europa hinsichtlich Forschung und Entwicklung sowie Finanzierung für die Batterie-Zellproduktion aufgeholt habe. Er sieht aber Probleme in zwei grundlegenden Bereichen: Knappheit bei den tatsächlichen Rohstoffen für Zellen als dem neuen Quasi-Rohstoff und bei qualifiziertem Personal. Neben Fabriken brauche es auch mehr „Rohstoffe, Komponenten und Zulieferer“, sagte Carlsson. Und Nortvolt benötige viele Ingenieure, die es in Europa heute schlicht nicht gebe.
Eine Stärkung bei der Zell-Produktion dürfte der Westen auch mit eigenen Tesla-Fabriken in den USA und Europa erfahren. Nahe am Stammwerk Tesla-Fremont ist eine kleinere eigene Produktion bereits konkret geplant, auch zur der deutschen Gigafactory bei Berlin sagte CEO Musk bei seinem Besuch vergangene Woche, dort würden später wahrscheinlich auch Zellen produziert.
Ingenieure werden sich vielleicht leichter dorthin locken lassen als zu Northvolt nach Schweden oder Salzgitter, und EU-Vertreter sagten jetzt zu, für mehr Interesse von Studenten an solchen Fächern sorgen zu wollen. Schwieriger als das Personal-Problem wird aber das der Zell-Rohstoffe zu lösen sein: Hier kann Europa nicht darauf hoffen, sich jemals selbst versorgen zu können, sagte ein Benchmark-Analyst der Financial Times.