Bei einem Presse-Termin auf der Baustelle für die europäische Gigafactory im brandenburgischen Grünheide hat Tesla am Mittwoch über das Projekt und dessen schnellen Fortschritt informiert, der selbst eigene Mitarbeiter bis hin zu CEO Elon Musk beeindruckt. In fünf Teslas, angeführt von Gigafactory-Chef Evan Horetzky in einem Model X, wurden Journalisten über das Gelände gefahren und konnten Fragen stellen. Die wichtigsten Antworten: Laut Horetsky ist die deutsche Tesla-Fabrik derzeit zu etwa 20 Prozent fertig, aber bald geht es richtig los und schon früh im Jahr 2021 sollen dort die ersten Model Y produziert werden.
Deutsche beeindrucken Tesla-Manager
Der Bau der Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg, wie sie offiziell meistens heißt, hat erst Ende Mai 2020 mit einem stillen Spatenstich per Bagger begonnen. Mittlerweile nimmt sie schon erkennbar Formen an. So ist ein großes Neben-Gebäude für die Antriebsfertigung so gut wie fertig. Große Teile der aus Beton-Fertigteilen bestehenden Außenwände trugen am Mittwoch schon ihre finale Verkleidung in Tesla-Grau. Auch vom Haupt-Gebäude stehen schon große Teile, bestehend aus riesigen Beton-Pfeilern (14 Meter hoch, außer beim 24 Meter hohen Lackiererei-Bereich), die überall in Reih und Glied aus dem Boden ragen. Zum Teil wurden auch hier schon die Wände aus Beton-Elementen und Dach-Abdeckungen verbaut.
Die Arbeit mit lange vorgefertigten Beton-Elementen hatte schon Tesla-CEO Musk als deutsche Spezialität gelobt, die ein unglaublich hohes Bau-Tempo ermögliche. Auch Gigafactory-Chef Horetsky zeigte sich bei dem Ortstermin am Mittwoch beeindruckt von den deutschen Bau-Partnern, deren Planungsfähigkeiten ihn umgehauen hätten. Tesla habe für die Giga Berlin wirklich gute Partner, die obendrein sehr flexibel seien, sagte er. Insgesamt verfüge Tesla dadurch über „alles, was wir brauchen, um schnell zu bauen“, voraussichtlich sogar schneller als in China.
Horetsky sollte das beurteilen können, denn er hat für Tesla schon den Bau der Akku-Fabrik in Nevada und der Gigafactory in China betreut, bevor er am Stammsitz Fremont die Produktion des Model Y vorbereitete und die Solar-Gigafactory im Bundesstaat New York aufmöbelte, wie er am Mittwoch erzählte. Von den anwesenden Tesla-Vertretern war er der einzige, der gegen die allgemeine Politik dort seinen Namen auch für die Öffentlichkeit verriet. Dabei habe er es fünfeinhalb Jahre lang geschafft, ungenannt zu bleiben, sagte er seufzend, nachdem er dem Drängen der Fragesteller nachgegeben hatte.
Erste Tesla Model Y „früh in 2021“
Natürlich wurden Horetsky und die anderen Tesla-Leute mehrfach gefragt, wann denn die Produktion in der deutschen Gigafactory beginnen soll. Und auch hier wagte sich der Bau-Experte am weitesten vor. Derzeit seien erst etwa 20 Prozent davon fertig, sagte er – die aufwendigere Arbeit beginne erst mit dem Innenausbau und der Installation der Maschinen. Wann die erste davon kommt, wollte Horetsky nicht schätzen, aber sie werde wohl für die Lackiererei sein, deren Bau mit am weitesten fortgeschritten ist. Trotzdem nannte er einen ambitionierten Termin für die Eröffnung, also den Produktionsbeginn der deutschen Tesla-Fabrik: „early next year“, was mit „Anfang nächsten Jahres“ wohl zu mutig übersetzt wäre, aber zumindest „früh im Jahr“ bedeutet. „Definitiv in der ersten Hälfte“, bekräftigte Horetsky.
Von der ersten Jahreshälfte 2021 als Start-Termin in Deutschland hatte im Juni auch Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach gesprochen, was Tesla aber nicht kommentierte. Im jüngsten Tesla-Quartalsbericht ist ohne nähere Eingrenzung von 2021 die Rede, in Anträgen für die deutsche Gigafactory von Juli 2021. Wie es aussieht, stapelt Tesla schriftlich also noch etwas tief, was die ersten Model Y aus Deutschland angeht, aber vor Ort in Brandenburg sieht es schon besser aus.