Während andere Hersteller ihre Elektroautos selbst für gewöhnliche Fahrassistenten mit immer mehr Sensoren bis hin zum Lidar zum Beispiel im kommenden Volvo EX90 ausstatten, geht Tesla seit Frühjahr 2021 in die umgekehrte Richtung. Man werde zukünftig ganz auf Kameras setzen, erklärte CEO Elon Musk, und ab dann ließ Tesla den zuvor verbauten Radar-Sensor nach und nach in allen Modellen und auf allen Märkten weg. Jetzt aber steht, wohl zuerst bei Model S und Model X, die Einführung der vierten Generation von Autopilot-Hardware an – und zu den Sensoren wird aller Voraussicht nach auch wieder Radar gehören.
FCC zeigt neuen Tesla-Radar
Eigentlich sollte die HW4 nach Aussage des Tesla-Chefs erst mit dem Cybertruck später in diesem Jahr kommen, doch eine neue Typ-Genehmigung für Model S und Model X in Europa spricht für einen früheren Termin: Darin wird ein „Generation 4 complex vehicle control system (Autopilot)“ erwähnt, wie Anfang Februar bekannt wurde. Kurz darauf bekam der Hacker @greentheonly das neue Rechenherz des Systems in die Hände. Nach seinen Erkenntnissen werden bereits Elektroautos damit produziert, aber noch nicht ausgeliefert.
Laut @greentheonly hat die zentrale Tesla-Einheit mehr Rechenleistung als der bisherige FSD-Computer, ist redundant aufgebaut – und hat neben mehr Kamera-Eingängen auch einen für Radar. Für die Rückkehr eines solchen Sensors hatte es, während die Abschaffung in der Produktion voranschritt, immer wieder Indizien gegeben. So bat Tesla im November 2022 die Behörde FCC um die vertrauliche Behandlung einer Radar-Anmeldung. Jetzt ist der Zeitraum dafür abgelaufen – sodass Fotos (s. oben) und erste Daten des Geräts an die Öffentlichkeit kamen.
Thank you! now we have photos of the radar and other additional info https://t.co/IFtlvtEsuI pic.twitter.com/VWHdRv04pL
— green (@greentheonly) February 17, 2023
Die Entdeckung wurde in den Antworten auf die Analyse des neuen Autopilot-Computers durch @greentheonly geteilt. Er selbst hatte zuvor spekuliert, Tesla werde in Zukunft einen hochmodernen Radar-Sensor des israelischen Unternehmens Arbe Robotics nutzen – tatsächlich fand er den Produkt-Namen Phoenix nach eigenen Angaben auch in interner Software für ein neues Model X erwähnt. Nach der neuen Veröffentlichung zeigte er sich aber nicht mehr sicher: Es könne auch sein, dass Tesla diesen Namen für eine intern entwickelte Komponente verwendet.
Neues Motto für Autopilot nötig
Zu den Daten aus den jetzt veröffentlichten FCC-Dokumenten hatte @greentheonly zunächst nur zu sagen, dass sie eine höhere Bandbreite als bei den zuvor verwendeten Radar-Sensoren von Continental erkennen lassen. Eine Umrüstung (oder bei radarlosen Fahrzeugen Nachrüstung) dürfte nach seiner Einschätzung nicht möglich sein – jedenfalls nicht ohne auch den zentralen Autopilot-Computer auszutauschen. Bald jedenfalls dürften die ersten neuen Model S und Model X damit, mit mehr und neuen Kameras und mit Radar ausgeliefert werden – und Tesla wird sich, nachdem seit März 2021 viel von „vision only“ die Rede war, wohl ein neues Autopilot-Motto ausdenken müssen.