In China gibt es mittlerweile so viele neue Elektroauto-Hersteller und Unternehmen um sie herum, dass die Regierung einschreiten will. Die Zahl sei zu groß und die Branche zu verstreut, sagte laut CNBC der Industrie-Minister – was Beobachter als Zeichen für kommende Zusammenschlüsse unter staatlicher Einflussnahme werteten. Eher zu den Aufkäufern dürften dabei die wenigen unter den tausenden von Elektroauto-Startups gehören, die schon das Produktionsstadium erreicht haben und sich im Inland zunehmend gegen Tesla behaupten. Eines davon ist Nio – und jetzt hat das Unternehmen eine schicke E-Limousine mit einigen interessanten Besonderheiten für den europäischen Markt gezeigt.
Nio-Elektroauto mit Wechsel-Akku
Schon in diesem Herbst will Nio mit ersten Auslieferungen seines SUV ES8 in Elektroauto-Leitland Norwegen beginnen. Zur Expansion in andere Länder Europas war bislang nichts bekannt, doch zur IAA Mobility vergangene Woche in München änderte sich das: Nio kündigte seinen Start in Deutschland für das vierte Quartal 2022 an. Anders als in Norwegen soll zuerst die Limousine ET7 kommen, die Anfang des Jahres erstmals vorgestellt und soeben zum Verkauf in China angemeldet wurde.
Das Interesse in Deutschland sei sehr groß, sagte laut einer Nio-Mitteilung William Li, der Gründer und CEO des Unternehmens. Das Ziel sei, den ET7 bis Ende 2022 auf dem deutschen Markt zu haben. Bei hoher Nachfrage schloss er sogar eine lokale Produktion nicht aus, allerdings eher nicht wie Tesla in China im Alleingang, sondern mit europäischen Partnern.
In China tritt Nio anders als die meisten lokalen Konkurrenten in einem höheren Preis-Segment als Tesla an und versucht sich stattdessen mit besonderem Service hervorzutun. Dazu zählt der Betrieb von Akku-Wechselstationen, inzwischen mehrere hundert. Dort kann man nicht nur schnell mit voller Batterie wieder fahrbereit sein, sondern auch leihweise einen größeren Akku mitnehmen. Beide Optionen soll es auch in Deutschland geben, wenn der ET7 kommt, teilte Nio jetzt mit.
Preis unterhalb von Tesla Model S
Abhängig von der gewählten Größe beim Kauf wird Nachladen oder Tauschen des Akkus zudem gar nicht so häufig nötig sein: Optional gibt es den ET7 mit 150 Kilowattstunden Kapazität, die für mehr als 1000 Kilometer Reichweite (allerdings nach der milden China-Norm NEDC) genügen sollen. Damit würde sich Nio nicht nur weit vor das Tesla Model S setzen, sondern auch vor das deutsche Elektroauto Mercedes EQS, das vor kurzem die Reichweiten-Spitze erobert hat. Technisch interessant: Zumindest eine der Akku-Versionen für den Nio ET7 scheint teils aus leistungsfähigen NMC-Zellen und teils aus robusten LFP-Zellen zu bestehen, die von einem Management-System gemeinsam verwaltet werden.
Mit einer Länge von knapp über fünf Metern tritt der Nio ET7 in der Größen-Klasse des Tesla Model S an. Der China-Startpreis soll aber um 70.000 Dollar und damit deutlich niedriger liegen – zu europäischen Preisen ist noch nichts bekannt. Gleichzeitig wirbt das Startup mit einem luxuriösem Innenraum und einer führenden Hightech-Ausstattung. Insgesamt 33 Sensoren einschließlich elf hochauflösenden Kameras, fünfmal Radar und einer Lidar-Einheit sollen Daten für Fahrassistenz-Funktionen liefern. Ähnlich wie bei Tesla (hier FSD für Full Self-Driving oder vollautonomes Fahren) ist von einem System namens NAD (kurz für Nio Autonomous Driving) die Rede.