In Australien und Großbritannien bietet Tesla einen Strom-Tarif nur für Kunden mit Powerwall-Akku und Photovoltaik-Anlage an, deren Speicher und Erzeuger dann teils zentral gesteuert werden. In Deutschland gibt es zusammen mit dem Partner Octopus Energy seit Oktober 2021 ebenfalls bundesweit Tesla-Strom, aber noch ohne die Nutzung der Kunden-Anlagen für allgemeine Netz-Zwecke. Allerdings könnte die bald folgen: In Baden-Württemberg, wo Tesla seinen deutschen Strom-Tarif zuerst einführte, wird die Einbindung jetzt ebenfalls getestet.
Tesla als Aggregator von Kunden-Strom
Über das Projekt informierte am Mittwoch nicht Tesla, sondern Transnet BW, eine Tochter des Energie-Konzerns EnBW und Betreiber des Strom-Übertragungsnetzes in Baden-Württemberg. In einem Feldversuch mit Powerwalls „des US-Energie- und Mobilitätskonzerns Tesla“ werde die Stromnetz-Stabilisierung erprobt, teilte Transnet BW am Mittwoch mit. Durch die Einbindung von „dezentralen Flexibilitäten“ solle eine möglichst schnelle Abkehr von fossilen Brennstoffen unterstützt werden.
Das klingt nach dem Geschmack bzw. der Mission von Tesla, und tatsächlich ist das Unternehmen an dem Projekt beteiligt. Nach Angaben von Transnet BW wurden vorher Ladezyklen von Powerwalls ausgewertet. Außerdem wird Tesla explizit als „Aggregator“ erwähnt, der in dem Feldversuch die Schnittstelle zwischen Strom-Kunden mit Powerwall und dem Netz-Betreiber bilde. Transnet bekommt also keinen Zugriff auf die einzelnen Anlagen, sondern nimmt von Tesla gebündelte Leistung in das Netz auf.
Bei der Analyse der Powerwall-Ladezyklen seien in manchen Monaten „Freiheitsgrade für eine zeitlich flexible Ladung“ festgestellt worden, heißt es in der Mitteilung weiter. Diese könnten durch intelligente Steuerung vom Netz-Betreiber stabilisierend genutzt werden, ohne dass die Besitzer Nachteile in Kauf nehmen müssten.
Allerdings wird das Potenzial von Powerwalls und fast immer auch Solaranlagen bei den teilnehmenden Kunden nur teilweise genutzt: Tesla verschiebt für Transnet die Aufladung der Haus-Akkus zum Beispiel so, dass vormittags mehr Solarstrom zur Netz-Einspeisung zur Verfügung steht und sie abends trotzdem wie gewohnt voll sind, erklärte eine informierte Person teslamag.de zu dem Projekt. Die Kunden-Powerwalls würden aber nicht eingesetzt, um bei einem netzweiten Überschuss Strom aufzunehmen und bei Netz-Bedarf abzugeben – das ist nämlich in Deutschland gar nicht erlaubt. Ähnlich sieht es übrigens in Texas aus. Dort hat eine Tesla-Managerin vor kurzem auf Veränderungen gedrängt.
Powerwalls in ganz Deutschland möglich
Wie viele Tesla-Kunden in Baden-Württemberg an dem Projekt teilnehmen, steht nicht in der Mitteilung – nur dass ihre Anzahl „begrenzt“ sei. Zu hören war, dass insgesamt eine Powerwall-Kapazität „klar im Megawattstunden-Bereich“ zusammenkommt. Dabei sei der Teilnehmer-Kreis nicht auf Kunden mit dem Tesla-Stromtarif begrenzt, hieß es, nur die technischen Voraussetzungen müssten stimmen. Der Versuch habe im Mai begonnen und bringe dem Netz-Betreiber an manchen Tagen bereits spürbare Entlastung. Von Tesla-Seite aus bestehe Interesse, das Modell mit Powerwall-Haushalten so wie vorher den Strom-Tarif auf ganz Deutschland auszuweiten. Im größeren Maßstab werde es dann auch darum gehen, wie die eigenen Kunden an den finanziellen Vorteilen beteiligt werden können, die für den Netz-Partner entstehen, wenn er weniger fossilen Spitzenlast-Strom benötigt.
Transnet BW will nach eigenen Angaben erste Erkenntnisse aus dem Projekt gegen Ende des Jahres haben und längerfristig einen standardisierten Mechanismus für die Kooperation zwischen Verbrauchern und Netz-Betreibern entwickeln.