China ist bekanntlich ein riesiges Land, und Tesla baut seine Präsenz dort mit einer eigenen Gigafactory, einer rapide steigenden Zahl von Supercharger-Standorten und mehr Filialen massiv aus. Noch immer aber ist das Unternehmen in dem Land längst nicht so flächendeckend vertreten wie die dort dominierenden deutschen Luxusmarken Audi, Mercedes und BMW – und laut einer aktuellen Studie ist das ein Glücksfall für sie. Denn in den chinesischen Städten, in denen Tesla Filialen eröffnet, nimmt nach den Berechnungen darin der Marktanteil der drei deutschen Hersteller ab.
Zahl der Tesla-Filialen in China noch klein
„Deutsche Luxus-Automarken: Marktanteilsverluste in China dürfen schlimmer werden“, lautet der Titel der Kurzstudie der US-Investmentbank Piper Sandler, die am Montag in Auszügen auf Twitter veröffentlicht wurde. Zu dieser Erkenntnis kamen die Analysten, indem sie die Verkäufe von Audi, BMW und Mercedes-Benz (zusammen auch als BBA bezeichnet) in chinesischen Städten mit und ohne physische Tesla-Präsenz verglichen.
Nach den Recherchen von Piper Sandler hat BMW aktuell mit rund 600 die höchste Zahl von Vertretungen auf dem wichtigen chinesischen Markt, gefolgt von Mercedes mit etwas weniger und Audi mit gut 500. Die Zahl der Tesla-Filialen dagegen ist mit nur wenig über 100 angegeben (die Zahlen lassen sich nur grob aus einer Grafik ablesen).
https://twitter.com/davidtayar5/status/1348414082580422657
Und schon eine statische Betrachtung nach dem Durchschnitt der vergangenen zwölf Monate zeigt: Wo es noch keine Vertretung von Tesla gibt, ist der relative Anteil der drei deutschen Marken am Premium-Markt höher. In chinesischen Städten mit Tesla vor Ort liegt der BBA-Marktanteil demnach bei knapp 60 Prozent, in den anderen bei rund 65 Prozent.
Lokales Model 3 kostet BBA Marktanteile
Noch eindrücklicher ist die Betrachtung im Zeitverlauf, die bis in das Jahr 2017 zurückreicht. Bis Anfang 2020 bleibt der Unterschied beim Anteil der deutschen Premium-Marken mit gelegentlichen Ausreißern in etwa gleich, doch dann laufen die Kurven auseinander. Im Januar des Jahres begann Tesla mit den Auslieferungen des lokal produzierten Model 3 in China, und seitdem schrumpft der BBA-Vorsprung in Städten mit Tesla-Filialen rapide, während er in noch unbesetzten annähernd gleich blieb.
Die Analyse zeige, dass die Situation für Audi, Benz und BMW in China nur schlechter werden könne, lautet eine Schlussfolgerung in der Studie. Wo der Elektroauto-Pionier eigene Läden eröffne, würden die Deutschen verlieren – und es bestehe noch reichlich Spielraum für mehr Tesla-Präsenzen im Land. Dabei sei die Region für BBA mit ihrem historischen Luxus-Anteil von gut 60 Prozent von größter Bedeutung für die drei deutschen Marken.