Bei Tesla ist die Smartphone-App denkbar eng mit dem jeweiligen Elektroauto verbunden – abgesehen vom Fahren selbst lassen sich die meisten Funktionen inzwischen auch per Mobiltelefon bedienen, und in manchen Ländern erlaubt der Wächter-Modus sogar eine Live-Beobachtung des Umfelds. Doch andere Hersteller müssen sich ebenfalls darauf einstellen, dass zu einem Elektroauto heutzutage auch eine App gehört: Laut einer US-Studie werden solche Angebote von Kunden viel intensiver genutzt als bei Verbrennern. Dabei sollen Ford sowie Hyundai mitsamt seinen Marken-Verwandten Kia und Genesis bei den Smartphone-Funktionen schon Tesla-Niveau erreicht haben.
Mehrheit der Elektroauto-Fahrer unzufrieden
Bei mindestens jeder zweiten Fahrt setzen mehr als 50 Prozent der Elektroauto-Besitzer auch die App ihrer jeweiligen Marke ein, geht laut der US-Marktforschungsfirma J.D. Powers aus ihrer neuen OEM EV App Benchmark Study hervor. Das zeige die Bedeutung des Smartphone-Zugriffs bei dieser Antriebsart, und tatsächlich scheint der Bedarf spezifisch zu sein: Am meisten werden Elektroauto-Apps genutzt, um den Lade-Fortschritt zu beobachten oder nach der Reichweite zu sehen.
Gleichzeitig fällt diese Erfahrung noch längst nicht bei allen Marken für die Nutzer befriedigend aus, erklärt J.D. Power. Die App von Tesla wird allgemein als sehr gut und immer funktionsreicher beschrieben. Schwierigkeiten hätten aber jüngere Elektroauto-Startups wie Lucid oder Rivian, die bei der Bedienung via Smartphone weniger Optionen und Geschwindigkeit böten. Die Mehrheit der Elektroauto-Kunden sei deshalb immer noch unzufrieden mit der App ihrer Marke. Als schlechtes Beispiel nennt ein Berater der Marktforschungsfirma Wartezeiten von 60 Sekunden beim Nachsehen, ob ein Fahrzeug verschlossen ist – das würden Elektroauto-Fahrer ebenso wenig hinnehmen wie eine Bank-App, die erst nach einer Minute den Kontostand anzeigt.
Gegenstand der Kunden-Befragung und Experten-Bewertung bei J.D. Power waren die 20 wichtigsten Marken, die Elektroautos in den USA oder Europa verkaufen. Wer neben Lucid und Rivian als unterdurchschnittlich aufgefallen ist, wird in der Pressemitteilung dazu nicht erwähnt. Am besten hätten Fachleute die Apps von Ford, Tesla, Hyundai, Kia und Genesis bewertet, heißt es darin in dieser nicht-alphabetischen Reihenfolge, aber ohne nähere Erläuterung. Bei den letzten drei Marken dürften die Smartphone-Anwendungen weitgehend identisch sein, denn Hyundai gehören 34 Prozent von Kia und Genesis ist die Luxus-Marke des südkoreanischen Konzerns.
App-Funktionen wie bei Tesla gewünscht
Wie die deutschen Marken mit ihren Elektroauto-Apps abgeschnitten haben, verrät J.D. Powers ebenfalls nicht. VW, BMW oder Mercedes werden weder positiv noch negativ erwähnt. Um die Erwartungen von Kunden zu erfüllen, reicht es laut den Marktforschern jedenfalls nicht aus, nur Basis-Funktionen und -Informationen anzubieten. So wünschten sich 70 Prozent der Befragten die Möglichkeit, wie bei Tesla ihr Elektroauto mittels Smartphone zu öffnen, doch diese Funktion werde bislang ansonsten kaum angeboten. Und wer auf die Idee kommt, sich die App-Nutzung zusätzlich bezahlen zu lassen, kann das vorerst offenbar vergessen: Befragte Kunden gaben an, dass sie dazu nicht bereit sind, und zeigten das auch, indem sie bei zeitlich befristet kostenlosen Apps anschließend auf die Nutzung verzichteten.