Die durchschnittlichen CO2-Emissionen von Neuwagen in der Europäischen Union lagen im vergangenen Jahr bei 115 Gramm pro Kilometer nach der WLTP-Norm – wenn man Sonderregeln berücksichtigt, waren es sogar nur 113 Gramm und damit 6 Gramm weniger als höchstens zulässig. Das geht laut einer Studie der Organisation International Council on Clean Transportation (ICCT) aus ersten Daten der Europäischen Umweltagentur hervor. Für den Rückgang und damit auch die Ziel-Übererreichung waren zu großen Teilen Elektroautos verantwortlich. Weil die CO2-Anforderungen erst Ende des Jahrzehnts wieder deutlich strenger werden, fürchtet ICCT allerdings, dass Hersteller sich mit neuen Elektroautos bis dahin Zeit lassen könnten.
Tesla-Pool mit niedrigsten Emissionen
Wer die EU-Vorgaben zu den Flotten-Emissionen nicht erfüllte, musste ab 2020 mit empfindlichen Strafzahlungen an die EU rechnen. Im dem Jahr traf es tatsächlich noch einige, unter anderem den Volkswagen-Konzern, der trotz eines Elektroauto-Endspurts mit „ein paar hundert Millionen“ rechnete. 2021 aber hatte laut der ICCT-Auswertung zwar nicht jeder einzelne Hersteller eine hinreichend saubere CO2-Bilanz, aber jeder Pool dafür. Dazu dürfen sie sich zusammenschließen, um gemeinsam im Rahmen zu bleiben. In der Praxis bedeutet das Pools von Elektroauto-Herstellern wie allen voran Tesla mit besonders emissionsintensiven Marken.
Im Tesla-Pool für 2021 waren Land Rover und Honda, und zusammen hatten sie mit 67 Gramm pro Kilometer die niedrigsten CO2-Emissionen. Das ist deutlich mehr als die 0 Gramm nach WLTP, die Tesla als reiner Elektroauto-Hersteller vorzuweisen hätte, aber immer noch der mit Abstand niedrigste Wert. Den zweitniedrigsten soll mit 106 Gramm Kia erreicht haben, 2 Gramm weniger als bei der Schwester-Marke Hyundai. Beide haben mehrere Elektroautos im Programm und traten in der CO2-Wertung nicht gemeinsam an.
Gegenüber 2020 gingen die durchschnittlichen Emissionen von Neuwagen in Europa in 2021 um etwa 18 Gramm zurück, wovon Elektroautos etwa die Hälfte ausmachten Auch wenn man auslaufende Sonderregeln wie deren mehrfache Berücksichtigung und Abzüge für spezielle Öko-Innovationen herausrechnet, lag jeder Pool noch unter den maximal zulässigen 119 Gramm pro Kilometer. Dabei handelt es sich um einen Durchschnittswert, weil er unter anderem vom Gewicht jeder Flotte abhängt. Für 2021 wurde er mit Überleitungen erstmals nach dem WLTP-Verbrauch ermittelt (s. Grafik oben).
Elektroauto-Wachstum könnte stocken
Die Übererreichung des Ziels für 2021 ist auf der einen Seite eine erfreuliche Nachricht. Auf der anderen Seite könnte sie laut ICCT bedeuten, dass das weitere Elektroauto-Wachstum in Europa in den nächsten Jahren eine Dämpfung erfährt. Denn bei den 119 Gramm pro Kilometer bleibt es jetzt bis 2024. Anschließend wird die Grenze nur um 15 Prozent weiter gesenkt, um erst 2030 nach den bisherigen EU-Regeln 37,5 Prozent niedriger zu sein als 2021. Nach einem neuen EU-Vorschlag mit guten Chancen auf Verabschiedung sollen es in 2030 sogar 55 Prozent weniger sein, bevor lokale CO2-Emissionen bei Neuwagen 2035 ganz verboten werden. Bis 2024 aber und dann wieder bis 2029 könnten sich traditionelle Hersteller auf ihren bis dahin erreichten Elektroauto-Quoten ausruhen, fürchtet ICCT.