Wer in Texas mit staatlicher Förderung schnelle Ladeinfrastruktur für Elektroautos aufbauen will, muss die Kabel dafür außer mit CCS- auch mit Steckern nach dem entstehenden Tesla-Standard NACS ausstatten. Das entschied laut einem Bericht von Reuters in dieser Woche das Transport-Ministerium des wichtigen US-Bundesstaates. Weitere könnten diesen Beispiel folgen – und laut Marktforschern wäre das auch besser für das weitere Elektroauto-Wachstum in dem Land, weil es ansonsten durch unbefriedigende Ladeerfahrungen bedroht wäre.
Förderung in Texas nur mit Tesla-Stecker
Mit der Ankündigung, im Rahmen einer neuen US-Initiative mindestens 3500 Supercharger-Säulen in den USA für fremde Elektroautos nutzbar zu machen, verdiente sich Tesla-CEO Elon Musk in diesem Februar ein öffentliches Lob von Präsident Joe Biden. Um an den insgesamt 7,5 Milliarden Dollar Förderung teilhaben zu können, hatte sich das Unternehmen darauf eingelassen, für diese Supercharger CCS-Adapter anzubieten. Wie sich bald zeigte, werden sie in die Kabel-Halterung integriert und zusammen mit dem Kabel nur freigegeben, wenn eine Säule per Tesla-App für Fremdladen aktiviert wird.
Dies ist die eine Seite der Tesla-Öffnung. Die andere begann schon im Herbst 2022 mit dem Vorschlag, aus der eigenen Supercharger-Technik den North American Charging Standard (NACS) zu machen. Zunächst tat sich nicht viel, doch im Mai erklärte als erster Konkurrent Ford, dass seine Elektroautos ab 2024 mit Adaptern Tesla-Säulen nutzen können und neue ab 2025 mit NACS-Ladebuchse gebaut werden. Der größte Teil des restlichen US-Markts schloss sich bald darauf an, zuletzt in dieser Woche Honda, dessen US-Elektroautos auf Technik von General Motors als dem zweiten Tesla-Partner nach Ford basieren sollen.
Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung in Texas zu sehen, für geförderte Ladesäulen neben dem tatsächlichen Standard CCS, der im Rahmen der Initiative für die ganzen USA vorgeschrieben ist, auch ein Supercharger-Kabel zu verlangen, wie es jetzt rasch auch offiziell ein Standard werden soll. Und laut einer Studie der Auto-Marktforschungsfirma J.D. Power kann der Elektroauto-Markt in den USA davon nur profitieren – und hat es auch dringend nötig.
Supercharger sollen Elektroauto-Markt retten
Denn während Hersteller immer neue Elektroautos auf den US-Markt bringen, zeigt eine jährliche Befragung von Kunden laut einer Mitteilung dazu, dass diese mit den Ladeangeboten dafür insgesamt noch weniger zufrieden sind als vor einem Jahr. Bei der schnellen Gleichstrom-Variante ist seit der ersten „U.S. Electric Vehicle Experience Public Charging Study“ vor drei Jahren Tesla mit seinen Superchargern mit Abstand vorn und hebt den Punkte-Durchschnitt für alle Säulen-Betreiber (s. Grafik oben). Doch insgesamt hat sich die Zufriedenheit verringert, und zwar in jedem von zehn Einzelaspekten.
Noch immer ende jeder fünfte Besuch einer öffentlichen Station ohne Laden, schreibt J.D. Power zu seinen Ergebnissen, meist aufgrund von Ausfällen. Und das ist nicht nur für betroffene Kunden ärgerlich, sondern gefährlich für die ganze Branche: Skepsis mit Blick auf Lademöglichkeiten sei der Hauptgrund dafür, dass manche Kunden Elektroautos ablehnen, und wenn sich die tatsächliche Erfahrung nicht verbessere, könne sich das als dauerhaftes Hindernis für die Akzeptanz erweisen. Hersteller sollten sich wegen der zunehmenden Unzufriedenheit deshalb Sorgen machen.
Besser könnte die Situation nach Einschätzung der Marktforscher durch die Öffnung für fremde Marken bei Tesla werden. Wenn durch die zunehmende Verbreitung von NACS mehr andere Elektroautos an Superchargern laden, werde die Zufriedenheit möglicherweise einen Schub bekommen, wird der Geschäftsführer des Elektroauto-Bereichs zitiert. Ob es so komme, werde man im Auge behalten. Klar sei aber, dass die Entscheidung zur Öffnung das Problem von zu wenigen Ladestellen mildere und Zugang zu branchenführend zuverlässigen Säulen ermögliche.