Die Elektrifizierung des Individualverkehrs ist im vergangenen Jahr ein gutes Stück vorangekommen. Weltweit erhöhte sich der Anteil reiner Elektroautos an den Neuzulassungen von 1,9 Prozent auf 2,8 Prozent, nur im Dezember waren es sogar 4,9 Prozent. Einen wachsenden Beitrag dazu leistete Volkswagen, das ab Herbst mit dem ID.3 sein erstes Elektroauto auf der eigens dafür entwickelten Konzern-Plattform MEB an Kunden in Europa auslieferte. Laut einer aktuellen Studie hat die deutsche Marke im letzten Quartal 2020 weltweit sogar erstmals mehr Elektroautos verkauft als Tesla. Das ist allerdings nur richtig, wenn man auch Plugin-Hybride dazuzählt.
Was ist ein Elektroauto?
In Bezug auf neuere Alternativen zu reinen Verbrenner-Antrieben herrscht eine gewisse Begriffsverwirrung, denn in einem weiten Sinn kann man fast alle als Elektroautos verstehen und bezeichnen. Das gilt selbst für Wasserstoff-Fahrzeuge, denn auch die fahren mit Strom, auch wenn er mit Brennstoffzellen an Bord selbst erzeugt wird. Je nach Definition fallen außerdem Plugin-Hybride darunter, die sowohl Verbrennungs- als auch Elektromotoren haben und von außen wieder aufgeladen werden können. Und selbst manche Hybridautos ohne Ladebuchse können ein Stück rein elektrisch fahren.
Vor diesem Hintergrund lässt eine aktuelle Pressemitteilung der Unternehmensberatung AlixPartners zunächst aufhorchen – zumindest wenn man sie nicht ganz bis zum Ende einschließlich der Angaben zur Methodik liest. „VW verkauft in Q4/2020 erstmals mehr Elektroautos als Tesla“, heißt es oben in der fettgedruckten Zusammenfassung mit mehreren Punkten zum weltweiten Markt im vergangenen Jahr. „Erstmals konnte VW im letzten Quartal 2020 mit 192.000 Tesla bei der Anzahl der verkauften Elektrofahrzeuge überholen“, steht etwas weiter unten im Haupttext.
Beides könnte ohne nähere Kenntnisse der Begrifflichkeiten und tiefere Lektüre den Eindruck erwecken, VW sei es mit dem Start des ID.3 bereits gelungen, den Elektroauto-Pionier Tesla in dessen einzigem Marktsegment abzuhängen. Doch das ist nicht der Fall, wie am Ende der Mitteilung Informationen zu dem regelmäßig erhobenen Automotive Electrification Index von AlixPartners zu entnehmen ist: Zu den Elektroautos zählt die Unternehmensberatung sowohl reine Batterie-Fahrzeuge als auch Plugin-Hybride als auch Wasserstoff-Autos; nur nicht-aufladbare Hybride bleiben außen vor.
Plugin-Hybride als Auslauf-Modelle
Inzwischen werden ganz im Sinn der reinen Elektroauto-Lehre von Tesla-CEO Elon Musk selbst Plugin-Hybride nur mehr als Übergangstechnologie angesehen. So wollen sich Audi, Ford, General Motors und Motors auf längere Sicht gänzlich vom Verbrenner-Element verabschieden, wie in diesem Jahr bekannt wurde. Wenn dann noch die vereinzelt weiter verfolgten oder zumindest nicht öffentlich abgesagten Pläne für Wasserstoff-Pkw aufgegeben werden, dürfte auch ohne Erläuterungen klarer werden, was gemeint ist, wenn von Elektroautos die Rede ist.