Die „Bromance“ zwischen Tesla-Chef Elon Musk und US-Präsident Trump scheint vorbei – aber nach einem schnell eskalierten Streit am Donnerstag schienen sich ihre Gemüter zu beruhigen. Tesla informierte unterdessen über Meilensteine in der Produktion von Elektroautos und seines Hausakkus Powerwall. Vor dem Start des Robotaxi-Tests im Juni wurden zudem Daten über Unfälle mit der Software FSD für autonomes Fahren öffentlich, die bislang nur überwacht genutzt werden darf. Das Team für humanoide Roboter bei Tesla verlor seinen Chef, und BYD will Elektroautos auch in Europa mit Megawatt-Leistung laden.
Tesla-Chef im Clinch mit Trump
Am Donnerstag lieferten sich Trump und Musk einen Schlagabtausch auf Entfernung, der schnell eskalierte und dazu führte, dass Tesla an der Börse absolut gesehen mehr verlor als je zuvor an einem Tag. Zuletzt behauptete Musk, der US-Präsident werde in der bislang geheimen Akte über den pädophilen Straftäter Jeffrey Epstein erwähnt. Trump wiederum hatte zuvor mit dem Ende von staatlichen Aufträgen und Subventionen für Unternehmen seines finanziell größten Unterstützers gedroht.
I just got off the phone with President Trump. He told me he's "not even thinking about Elon. He's got a problem. The poor guy’s got a problem." pic.twitter.com/zNQvtqDX5H
— Dana Bash (@DanaBashCNN) June 6, 2025
Den Epstein-Vorwurf bezeichnete Musk selbst als „die wirklich große Bombe“, doch statt eines totalen Kriegs folgten darauf Anzeichen der Deeskalation. Der Tesla-Chef löschte diese Nachricht und stimmte einem X-Nutzer zu, der beide Seiten zur Versöhnung aufgerufen hatte. Eine vom Weißen Haus angeblich vorbereitete Aussprache mit Musk lehnte Trump dann zwar ab, aber in Interviews äußerte er sich ansonsten milde über seinen politischen Ex-Partner. Die Tesla-Aktie, am Donnerstag noch um gut 14 Prozent abgestürzt, erholte sich am Freitag kräftig, aber längst nicht vollständig.
Roboter-Chef bei Tesla geht
Dazu könnte beigetragen haben, dass im Lauf des Tages eine für Tesla unerfreuliche Nachricht bekannt wurde: Milan Kovac, der kurz vorher vom CEO noch lobend erwähnte Leiter des Roboter-Teams, verlässt das Unternehmen. Damit hat Musk einen weiteren langjährigen Mitarbeiter mit einer zentralen Aufgabe verloren. Der humanoide Roboter Optimus soll nach seinen Angaben für Tesla noch wichtiger werden als autonom fahrende Elektroautos. Beides hängt technisch zusammen. Laut der Agentur Bloomberg wird die Optimus-Leitung von Ashok Elluswamy übernommen, der als Vice-President für KI-Software bereits für FSD verantwortlich ist.
Diese Software, für normale Tesla-Kunden selbst in den USA seit September nur noch mit dem Zusatz „supervised“ (überwacht) zu haben, soll bald zumindest testweise den Schritt zu echter Autonomie machen. Für diesen Juni hat Tesla wiederholt den Start eines Tests mit echten Robotaxis ohne Fahrer, aber mit Passagieren in der Stadt Austin angekündigt. Nach Berichten soll es schon am kommenden Donnerstag (12.6.) damit losgehen, wobei noch nicht alle Fragen und Genehmigungen geklärt zu sein schienen.
Musk wird bei Robotaxis vorsichtig
Zudem wurde Musk mit Blick auf die Pläne für eigenständig fahrende Elektroautos zuletzt ungewohnt vorsichtig – schon vor Jahren hatte er echte Autonomie für die gesamte Tesla-Flotte dank FSD angekündigt. Erst einmal sollen in Austin aber nur etwa ein Dutzend Model Y als Robotaxis unterwegs sein, sagte der CEO im Mai, und sie sollen anfangs bestimmte schwierige Kreuzungen vermeiden. Von autonomem Fahren in der Breite und mit privaten Fahrzeugen ist Tesla also noch ein gutes Stück entfernt, selbst wenn der Robotaxi-Test pünktlich beginnt und problemlos verläuft.
Trotz vieler positiv klingender Informationen von Musk und Tesla ist bislang nicht einmal klar, wie weit die Entwicklung von FSD inzwischen gekommen ist. Seit mehreren Jahren veröffentlicht das Unternehmen quartalsweise Statistiken zu Fahrten mit und ohne Unterstützung durch das Autopilot-System, das auch ohne die Autonomie-Option automatisch lenken und das Tempo regulieren kann. Demnach gab es in Q1 2025 mit aktiviertem Autopilot alle 7,44 Millionen Meilen einen Unfall, gegenüber 0,7 Millionen im US-Durchschnitt aller Autos. Vor einem Jahr war der Tesla-Wert noch etwas höher gewesen.
Erste Tesla-Daten zu FSD-Unfällen
Nach Basis- und FSD-Autopilot differenziert die Statistik jedoch nicht. Die einzigen öffentlichen Daten zur Sicherheit der überwacht autonomen Software stammten deshalb bislang aus einem privaten Projekt, das Informationen von freiwillig teilnehmenden Tesla-Fahrern sammelt. Nach dem neuesten Stand schaffen mit FSD-Versionen ab 13 und der neuesten Hardware ausgestattete Elektroautos US-weit in Städten 237 Meilen, bis ein „kritischer“ Eingriff der Person am Steuer erforderlich wird.
Erstmals kam in der zurückliegenden Woche auch von Tesla selbst eine konkrete Angabe zur Sicherheit von FSD. Die findet sich auf einer neuen Webseite mit dem Titel „Autonomes Fahren (überwacht)“ in vielen Sprachen. Dort beschreibt Tesla die „Zukunft der Mobilität“ und verrät speziell zu überwachtem FSD: Bislang wurden 3,8 Milliarden Kilometer damit zurückgelegt, und das soll 54 Prozent sicherer gewesen sein als ein menschlicher Fahrer. Als Beleg verweist Tesla auf seine gewohnte Autopilot-Statistik, in der diese Angabe jedoch nicht zu finden ist.
Tesla-Produktion sinkt wie Verkauf
Neue Daten gibt es auch zum Geschäft mit Elektroautos und stationären Batterien. Die Tesla-Verkäufe in Europa blieben im Mai insgesamt schwach, sodass Analysten mit Blick auf die weltweite Gesamtzahl in diesem Jahr immer skeptischer werden. Zuletzt senkte Goldman Sachs die Prognose für Q2 2025 auf 365.000 verkaufte Elektroautos (18 Prozent weniger als vor einem Jahr) und für das Gesamtjahr auf 1,57 Millionen, rund 12 Prozent weniger als 2024, das Tesla bereits einen Rückgang um 1 Prozent gebracht hatte.
Die Schwäche im Verkauf spiegelt sich auch in der Produktion wider. Am Freitag ließ Tesla auf X wissen, mittlerweile 8 Millionen Elektroautos produziert zu haben. Diese Marke wurde demnach mit einem Model Y aus der deutschen Gigafactory überschritten (s. Foto oben). Die achte Million dauerte jedoch länger als für die davor: Ende Oktober 2024, also 225 Tage vor dem neuesten Meilenstein, hatte die Gesamtproduktion 7 Millionen Elektroautos erreicht, und der Schritt von sechs auf sieben Millionen nahm nur 209 Tage in Anspruch. Hochgerechnet ergibt sich aktuell eine Tesla-Produktion von rund 1,6 Millionen Fahrzeugen pro Jahr.
1 Million Powerwall-Akkus produziert
Einen weiteren Meilenstein meldete Tesla zu seinem kompakten Hausspeicher Powerwall, der auch in Europa und seit einem Jahr in der Version 3 erhältlich ist. Davon wurde in der Batterie-Fabrik in Nevada jetzt die millionste Einheit produziert, wie es am Montag hieß. Die zweite Hälfte der Million nahm damit zwei Jahre in Anspruch, rechnete der Blog Electrek nach, nachdem Tesla im Juni 2023 die Installation der 500.000 Powerwall gemeldet hatte. Im vergangenen August sollte bereits eine Produktion von hochgerechnet 700.000 Einheiten jährlich erreicht gewesen sein, im November meldete Tesla mit 1000 pro Tag etwas mehr als die Hälfte davon.
Congratulations Tesla Nevada team on building our 1,000,000th Powerwall
Powering American homes, boosting energy independence, and strengthening U.S. manufacturing pic.twitter.com/AxwiZRATLQ
— Tesla Energy (@teslaenergy) June 2, 2025
Über den heiß erwarteten Beginn des Robotaxis-Tests wird fast vergessen, dass Tesla für spätestens diesen Juni auch ein neues Elektroauto angekündigt hat. Noch im ersten Halbjahr 2025 soll die Produktion bezahlbarer Fahrzeuge als heute beginnen, hieß es seit April 2024 immer wieder in den Quartalsberichten. Nach dem jüngsten ließen Tesla-Manager erkennen, dass die Neuheiten stark an Model Y und Model 3 erinnern werden. Zuletzt wurde spekuliert, dass mit „bezahlbarer“ vorerst nur ein billigeres Model Y mit weniger Ausstattung gemeint ist.
BYD mit Megawatt-Laden in Europa
Sollte auch eine neue Karosserie-Form kommen, würde Tesla positiv überraschen. Einstweilen aber wird die Entwicklung vor allem in China und dort vom Marktführer BYD vorangetrieben, der Ende 2024 und Anfang 2025 weltweit bereits mehr reine Elektroautos verkaufte als Tesla. Im Februar kündigte BYD weitreichende und kostenlose Assistenz-Funktionen wie bei Teslas überwachten FSD für fast alle Modelle an, im März folgten Innovationen von der Batterie-Front: Zunächst zwei BYD-Elektroautos zu mittleren Preisen sollen mit bis zu 1000 Kilowatt laden lassen.
Das ist viermal so viel wie heute in der Spitze bei Tesla und ermöglicht Nachladen für 400 Kilometer nach China-Norm innerhalb von 5 Minuten. Zudem kündigte BYD an, wie Tesla mit seinen Superchargern ein eigenes Ladenetz aufzubauen. Allein 15.000 Megawatt-Säulen sind für China geplant. Wie die hohe BYD-Managerin Stella Li laut De Tijd aus Belgien jetzt sagte, gibt es ähnliche Pläne auch für Europa. Innerhalb der nächsten 12 Monate sollen dort die ersten „Flash Charger“ installiert werden, wenn möglich mit lokalen Partner, wenn nötig aber auch im Alleingang.