Vor dem anstehenden Tesla-Informationstag zu großen Plänen bei der Produktion eigener Akkus verweist ein YouTuber auf einen interessanten Vortrag, den der kanadische Batterieforscher und Tesla-Partner Jeff Dahn Ende Februar gehalten hat. An der University of British Columbia sprach der Physik-Professor über einen Fachaufsatz, mit dem er im Herbst 2019 für Aufsehen gesorgt hatte. Lithium-Ionen-Akkus mit einer Lebensdauer von einer Million Meilen seien kein großes Problem mehr, schrieb er damals zusammen mit Kollegen – und jetzt sagte Dahn, Akkus könnten sogar noch viel haltbarer werden.
Was Tesla-CEO Elon Musk bei Akkus wirklich vorhat, wissen nur wenige – außer dass die Pläne gigantisch sind, weil es laut Musk langfristig um eine Produktionskapazität von jährlich tausenden Gigawattstunden (mehrere Terawattstunden) an Akkuzellen geht. Für einen schon vergangenes Jahr angekündigten Batterie-Infotag gibt es noch keinen festen Termin, doch wenn Musk anschließend in die Zellproduktion einsteigt, dann gewiss mit einer möglichst guten Chemie.
Forschen im Auftrag von Tesla
Und die hatte Dahns Gruppe an der Dalhousie University in Kanada, die seit 2016 in einer Partnerschaft mit Tesla forscht, im September 2019 in einem Fachaufsatz im Prinzip schon vorgestellt: Wie von Tesla-Chef Musk erbeten, habe man mit Akku-Zusammensetzungen experimentiert, um eine oder mehrere zu finden, die noch nach 4000 Zyklen fast ihre gesamte Kapazität hat – bei 250 Meilen Reichweite pro Ladung bedeutet das eine runde Million Meilen. „Wir kommen zu dem Schluss, dass Zellen dieser Art in der Lage sein dürften, ein Elektroauto für mehr als 1,6 Millionen Kilometer (1 Million Meilen) zu versorgen“, schrieben die Forscher, und der Aufsatz wurde in vielen Medien als Sensation gemeldet.
Dabei war die Arbeit relativ einfach, wie Dahn in seinem Vortrag Ende Februar sagte. Einen Video-Zusammenschnitt mit eigenen Kommentaren hat der YouTuber Warren Redlich jetzt online gestellt. Man habe Pouch-Zellen ohne Elektrolyt-Flüssigkeit genommen und Versuche und Tests mit verschiedenen Additiven und Mischungen zur Erhöhung der Haltbarkeit gemacht, berichtet Dahn darin. Dabei habe sich gezeigt, dass Additive einerseits und Einkristall-Anoden andererseits drastisch bessere Dauerwerte ermöglichen.
Aktualisierung: Das Video auf YouTube wurde inzwischen gelöscht, „aufgrund einer Beschwerde wegen Urheberrechtsverletzung“, wie es dazu heißt.
Haltbarkeit 2 Millionen Meilen und mehr
Tatsächlich sprach Dahn jetzt davon, mit einer Kombination aus beidem nach bis zu 8000 Zyklen noch 99 Prozent Kapazität erreichen zu können – „das ist fantastisch“, sagte er. Und er erwähnte, dass die identifizierten Additive keine höheren Kosten für Batteriezellen bedeuten müssen; seine Gruppe habe eine Alternative zu einem teuer patentgeschützten Elektrolyt gefunden.
8000 Zyklen, so rechnet der Moderator im Video vor, würden bei 250 Meilen Reichweite pro Ladung insgesamt 2 Millionen Meilen entsprechen – und bei größeren Akkus mit genügend Speicherplatz für 400 Meilen bis zum Laden sogar 3,2 Millionen Meilen. Trotz möglicher Robotaxis stelle sich damit allmählich die Frage, ob eine Steigerung überhaupt noch nötig sei.