Wenn ein Land eine große Export-Nation ist, kann man das immer auch so verstehen, dass sich im Inland nicht genügend Abnehmer für die Produkte seiner Unternehmen finden. Dennoch ist der Titel begehrt, und speziell bei Autos dürfte sich Deutschland immer noch sogar als Weltmeister bezeichnen dürfen, wenn es um den Gesamtwert der exportierten Fahrzeuge geht. Nach Stückzahlen aber war seit einiger Zeit Japan vorn, und in 2022 wurde Deutschland in dieser Hinsicht auch von China überholt. Im ersten Quartal dieses Jahres lag China sogar zum ersten Mal ganz an der Spitze – was mit Russland, aber auch direkt und indirekt mit Tesla zu tun hat.
China überholt mit Elektroautos
Im vergangenen Jahr wurden rund 3,2 Millionen in China produzierte Pkw im Ausland verkauft, berichtet die BBC – erstmals mehr als aus Deutschland, aus dem 2,6 Millionen kamen, aber immer noch weniger als aus Japan, das mit 3,5 Millionen weiterhin die Export-Spitze besetzte. In diesem Jahr aber sollen die beiden führenden Ländern bislang die Plätze getauscht haben: Für China meldete die Zollbehörde 1,07 Millionen Auto-Exporte in den ersten drei Monaten von 2023, aus Japan kamen laut dem Bericht rund 955.000.
Damit überholte China zum ersten Mal auch Japan. Interessanterweise liegt die Differenz von etwa 115.000 Fahrzeugen in der gleichen Größenordnung wie allein der Export von Model 3 und Model Y aus der lokalen Gigafactory von Tesla, der in Q1 2023 rund 92.000 Elektroautos erreichte. Das Rennen mit Japan wäre also zumindest deutlich enger ausgegangen, wenn es die Tesla-Fabrik in China nicht gäbe. Zudem gilt als ausgemacht, dass die Regierung die Ansiedlung auch deshalb unterstützte, weil sie einen Ansporn für eigene Elektroauto-Hersteller schaffen wollte.
Diese Strategie kann man als bislang erfolgreich ansehen – mit modernen Elektroautos gewinnen chinesische Startups wie Staatskonzerne zunehmend Anteile auch auf dem inländischen Markt, der zuvor von West-Marken dominiert wurde. Der Export-Boom in 2022 und zu Beginn von 2023 wiederum hing zwar auch damit zusammen, dass Sanktionen gegen Russland dort eine von China mit Verbrennern gefüllte Auto-Lücke schufen. Der zweite große Faktor war laut dem BBC-Bericht aber westliche Nachfrage nach chinesischen Elektroautos.
Tesla-Exporte in weitere Länder
Im Rest dieses Jahres dürfte sie zunehmend befriedigt werden, denn immer mehr Elektroautos aus China werden auch in Europa angeboten. In den ersten vier Monaten 2023 betrug die Zahl der Exporte einschließlich Plugin-Hybriden laut einem Bericht des Wall Street Journal rund 335.000 Stück – mehr als doppelt so viele wie vor einem Jahr. Knapp 40 Prozent davon machte allein Tesla aus. Vor kurzem hat das US-Unternehmen zudem begonnen, Elektroautos aus seiner chinesischen Gigafactory auch nach Nordamerika zu schicken, und die Einführung des Model Y RWD aus China in Südkorea soll ebenfalls bevorstehen.