Die Vorbereitungen für die Gigafactory von Tesla in Deutschland haben einen großen Schritt nach vorn gemacht. In der Nacht auf Freitag hätten sich das Land Brandenburg und Tesla auf einen Vertragsentwurf für den Kauf des Gigafactory-Grundstücks geeinigt, teilte die Staatskanzlei am Freitagabend laut Medienberichten mit. Und nicht weniger wichtig: Laut Umweltminister Axel Vogel liegen die Antragsunterlagen von Tesla nach dem Bundesimmisionsschutzgesetz vor und werden seit Freitag geprüft.
„Ich freue mich, dass jetzt die ersten zwei wichtigen Schritte getan sind“, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke. Kurzfristig sollen jetzt beide Seiten den Vertragsentwurf, dessen Inhalt geheim bleiben soll, noch „redaktionell“ bearbeiten können. Anschließend muss auf Seiten der Landesregierung der Finanzausschuss zustimmen sowie bei Tesla das Management – möglicherweise noch vor Weihnachten. Vor Ort in Grünheide gab es während der Verhandlungen schon erste Bau-Vorbereitungen auf dem für Tesla vorgesehenen Gelände.
The purchase contract is in place, the state chancellery announced on Friday. In addition, Tesla's application documents for approval under the Federal Immission Control Act have been received by the State Office for the Environment.
— Gigafactory Berlin News (@Gf4Tesla) December 20, 2019
Noch am Freitagmorgen erschien in der Augsburger Allgemeinen ein Interview mit Ministerpräsident Woidke, in dem dieser noch von Uneinigkeit in Details, aber keinen wirklich großen Problemen bei den Verhandlungen mit Tesla sprach. Diese Information ist inzwischen überholt – nicht aber eine andere Aussage von Woidke: Nach seinen Worten will Tesla die Elektroautos in seiner deutschen Gigafactory klimaneutral produzieren.
Das Land habe gemessen an Fläche und Einwohnern die höchste Produktion von erneuerbaren Energien in ganz Deutschland, sagte er über Motivation und Pläne von Tesla für die Fabrik in Brandenburg. Und: „Es soll ein klimaneutrales Produkt hergestellt werden: ein Elektroauto, dessen Produktionsprozess bereits klimaneutral sein soll.“ Eine Einschränkung zu diesem Ziel wie „weitgehend“ machte Woidke nicht, blieb mit zweimal „soll“ aber insgesamt vorsichtig.
Tesla sowie anderen Herstellern und Fahrern von Elektroautos wird von Kritikern gern vorgehalten, ihre Fahrzeuge seien gar nicht so klimaschonend, wie sie behaupten. Tatsächlich fallen vor allem bei der Produktion der nötigen Akkus Kohlendioxid-Emissionen an, weil dafür viel Strom benötigt wird. So sauber wie möglich sind Elektroautos deshalb nur, wenn schon bei der Akku-Produktion emissionsarmer Strom verwendet wird.
Schon die Gigafactory 1 (GF1) im sonnigen US-Bundesstaat Nevada, betrieben von Tesla zusammen mit dem Batteriepartner Panasonic, sollte nach Aussagen von Tesla-CEO Elon Musk deshalb ausschließlich mit erneuerbarer Energie versorgt werden. Deren Aufrüstung mit Photovoltaik-Modulen auf dem Dach begann laut teslarati.com im August 2018 und wurde dann unterbrochen. In diesem Oktober wurden aber weitere Module auf der GF1 gesichtet.
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Eine konsequent CO2-arme Produktion der Akkus bei Tesla könnte den ökologischen Fußabdruck der Elektroautos drastisch verkleinern und so Kritiker zum Verstummen bringen. Die Brandenburger Gigafactory könnte einen erheblichen Beitrag dazu leisten. Denn nach Informationen von teslamag.de – die sich bislang allerdings nicht erhärtet haben – sollen dort nicht nur Akkupacks aus zugelieferten Zellen produziert werden, was relativ wenig Strom verbraucht, sondern auch die Zellen selbst. Bei dieser Frage und anderen dürfte bald mehr Klarheit herrschen, weil die Antragsunterlagen von Tesla laut dem Umweltminister nach einer eher formalen Prüfung zur öffentlichen Stellungnahme verfügbar gemacht werden.