Um die gesamte Jahresbilanz von Volkswagen im Jahr 2020 in Deutschland zu retten, haben die ab September begonnenen Auslieferungen des neu entwickelten Elektroauto ID.3 noch nicht gereicht – mit einem Rückgang der Neuzulassungen um 21,3 Prozent verlor VW sogar stärker als der Gesamtmarkt. Aber in diesem Wert versteckt sich eine bemerkenswert hohe Zahl von Verkäufen des VW ID.3, wie sonst bei Tesla mit einem Spitzenwert ganz zum Jahresende: Im Dezember 2020 wurde das kompakte Elektroauto in Deutschland mehr als 7000-mal neu zugelassen, fast so häufig wie die sonst ganz vorne stehenden Alternativen Renault Zoe und Tesla Model 3 zusammen.
Renault, Tesla und VW mit neuen Bestwerten
Das geht aus aktuellen Zahlen zu den Zulassungen einzelner Modelle beim Kraftfahrtbundesamt (KBA) hervor. Damit wurden von dem VW-Hoffnungsträger im Dezember so viele Exemplare verkauft wie in Deutschland noch nie zuvor von irgendeinem Elektroauto. Den bisherigen Rekord hielt Renault mit stolz vermeldeten 5010 Zoe-Neuzulassungen im Oktober 2020. Tesla erreichte seinen bisherigen deutschen Bestwert von 3065 Model 3 einen Monat vorher. Beide konnten sich im Dezember 2020 noch einmal selbst übertreffen. Tesla kam laut KBA auf 3293 Neuzulassungen des Model 3, Renaults Zoe kam 5349-mal neu auf deutsche Straßen.
Doch an die 7144 neuen Zulassungen des VW ID.3 reichten beide nicht heran. Gleichzeitig zeigt sich bei dem VW-Elektroauto ein Muster, das man bislang vor allem von Tesla kannte: Im letzten Monat des Jahres nahmen die Verkäufe in Deutschland sprunghaft zu. Auf den Exportmärkten von Tesla gibt es einen solchen Endspurt zum Abschluss fast jedes Quartals und erst Recht Jahres.
Die Gründe dafür sind allerdings ganz unterschiedlich. Tesla produziert bislang zu Beginn von Quartalen die meisten Export-Elektroautos und schickt sie dann per Schiff auf die Reise zu ihren Bestellern, damit sie rechtzeitig ankommen, um noch in die vierteljährlichen Auslieferungszahlen einzugehen. VW dagegen baut seinen ID.3 in Deutschland, kommt also ohne lange Transportwege aus, sodass dieser Faktor nicht entscheidend sein kann.
Deutscher Elektroauto-Markt in neuer Dimension
Also könnte eher die Tatsache eine Rolle gespielt haben, dass Volkswagen noch schnell viele Elektroautos unter das Volk bringen musste, um die rechnerischen CO2-Emissionen seiner Flotte für 2020 in der EU zu drücken. Und wie bei anderen traditionell organisierten Autoherstellern muss das nicht heißen, dass all die ID.3 wirklich schon in Kundenhand sind: Die Verkaufsstellen sind anders als bei Tesla rechtlich eigenständig – wenn VW-Händler Vorführwagen kaufen oder sich aus anderen Gründen eindecken, kann das also ebenfalls in die Zulassungszahlen einfließen.
Einen ähnlichen Effekt schien es Ende 2020 in den Niederlanden zu geben, wo mit Anfang 2021 die Steuern auf Elektroautos stark stiegen. Dort wurden an einem einzigen Tag im Dezember 2000 VW ID.3 neu zugelassen, nach Berichten auf Vorrat von Leasing-Unternehmen.
Für diese Theorie spricht zudem, dass in der KBA-Statistik (wie in den Niederlanden) auch schon Neuzulassungen des ID.4 zu sehen sind – dabei gab VW den Konfigurator für diesen ID.3-Ableger im SUV-Format erst Anfang des neuen Jahres frei. Satte 2306 Exemplare dieses Elektroautos wurden im Dezember 2020 in Deutschland schon neu zugelassen. Noch vor kurzem hätte das locker für einen Rekord gereicht. Auch wenn die VW-Zahlen für Dezember möglicherweise etwas aufgehübscht sind, scheint der deutsche Elektroauto-Markt dank mehr Auswahl rasch in neue Größenordnungen zu wachsen.