Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess setzt seine öffentliche Annäherung mit Tesla fort. Nachdem er am Montag ein Video veröffentlicht hatte, in dem Tesla-CEO Elon Musk scherzend bei einer nächtlichen Probefahrt zusammen mit ihm in einem VW ID.3 auf dem Flughafen Braunschweig-Wolfsburg zu sehen ist, stellte er zwar klar, eine Transaktion oder Kooperation mit Tesla werde derzeit nicht vorbereitet. In einem weiteren LinkedIn-Beitrag bezeichnete er dann aber das Tesla Model Y als „Referenz“ für Volkswagen in vielerlei Hinsicht.
Tesla Referenz für alles außer Preis?
Mit dem SUV-Elektroauto VW ID.4 und dann dessen ebenfalls auf der neuen MEB-Plattform basierenden Ablegern von Audi, Seat und Skoda will der Volkswagen-Konzern noch in diesem Jahr eine Alternative zum Tesla Model Y auf den europäischen Markt bringen. Bereits bekannt ist, dass der zweite neue Elektro-VW wie schon der ID.3 im Vergleich zum Model 3 bei der wichtigen Reichweite auf Tesla-Niveau liegen soll. Der große Akku im ID.4 soll für mehr als 500 WLTP-Kilometer genügen, Tesla nennt für das Model Y maximal 505 Kilometer. Ebenfalls wie bei ID.3 und Model 3 dürfte der Preis des VW aber weitaus niedriger sein.
Möglicherweise diesen Faktor meinte Diess, als er jetzt auf LinkedIn schrieb, das Tesla Model Y sei für Volkswagen „in vielen Aspekten (nicht in allen!) eine Referenz““. Natürlich habe er es schon gefahren so wie Musk vergangene Woche den ID.3, zusammen mit seinem Kollegen, Volkswagens Forschungs- und Entwicklungschef Frank Welsch. Als konkrete Punkte für Tesla als Vorbild nannte Diess Nutzer-Erfahrung, Update-Fähigkeit, Fahr-Funktionen, Performance bei den Top-Modellen, Lade-Netzwerk und Reichweite auf, also tatsächlich fast alles mit Ausnahme des Preises.
Der Vorstandschef der Volkswagen-Marke Audi hatte vor kurzem erklärt, bei Akkus könne von einem Vorsprung von Tesla keine Rede mehr sein, bei Computer-Hardware, Software und automatischem Fahren aber sprach er von „sicher zwei Jahren“. So gesehen würden der VW ID.4 und seine Ableger Tesla zwar bei der Reichweite gleichkommen, nicht aber bei den übrigen von Konzern-Chef Diess genannten Punkten – einschließlich des Lade-Netzwerks, denn Elektroauto-Laden ohne Teslas Supercharger ist zumindest in Deutschland immer noch komplizierter und vor allem teurer.
Keine VW-Geschäfte mit Tesla geplant
Das unerwartete Treffen zwischen VW- und Tesla-Chef sorgte rasch für Spekulationen über eine engere Kontakt-Aufnahme bis hin zu Beteiligungen in beiden Richtungen. Zudem hatte Musk vor einigen Wochen öffentlich angeboten, andere Hersteller bei ihren Elektroauto-Bemühungen mit Tesla-Software einschließlich Autopilot sowie Akkus und Antrieben zu unterstützen. Weil Volkswagen von allen alten Auto-Konzernen weltweit wohl am stärksten auf Tesla-Kurs ist, hätte sich sowohl eine Verflechtung als auch eine technische Zusammenarbeit angeboten.
Doch aus beidem wird zumindest erst einmal nichts, wie VW-Chef Diess später in den Kommentaren zu seinem Tesla-Video klarstellte: Der Tesla-CEO und er seien nur im ID.3 gefahren und hätten ein bisschen geplaudert, schrieb er und veröffentlichte dazu ein Foto mit sich und Musk. Ein „Deal“, also eine Transaktion wie eine Übernahme oder Beteiligung, oder eine Kooperation mit Tesla werde aktuell nicht vorbereitet.