Schließungen von Fabriken, Ämtern und Autohäusern wegen der Coronavirus-Pandemie haben dem deutschen Auto-Markt im April schwer zugesetzt. Die Zahl der Neuzulassungen brach im Vergleich zum Vorjahres-Monat um mehr als 60 Prozent auf rund 121.000 Fahrzeuge ein, teilte das Kraftfahrtbundesamt (KBA) jetzt mit. In der Marken-Liste des KBA betragen die Rückgänge bis zu 95 Prozent bei smart, auch alle andere Hersteller verloren zweistellig. Die einzige Ausnahme war Tesla, wo die Neuzulassungen im April 2020 rund 10 Prozent höher waren als vor einem Jahr.
Elektroautos halten sich besser
Von Tesla wurden in diesem April laut KBA 635 Elektroautos in Deutschland neu zugelassen, was die Gesamtzahl für 2020 auf 3950 Fahrzeuge steigen lässt; im März hatte es bei Tesla noch den üblichen Rekord zum Quartalsschluss gegeben, obwohl dieser Monat gegen Ende schon von Corona-Einschränkungen geprägt war. Im bisherigen Jahresverlauf insgesamt aber liegt Tesla derzeit leicht hinter dem Wert der ersten vier Monate 2019, in denen das Model 3 erstmals in Stückzahlen europäische Käufer erreicht hatte.
Trotzdem ist die Ausnahme-Stellung von Tesla im April augenfällig. Mit nur minus 20 Prozent bei der PSA-Luxustochter DS hat ansonsten zudem in Deutschland ein Hersteller am wenigsten Zulassungen verloren, der zwar nicht wie Tesla ausschließlich Elektroautos anbietet, aber zumindest eines (DS 3 Crossback E-Tense) und dazu einen förderfähigen Plugin-Hybrid (DS 7 Crossback). Damit könnte der Eindruck entstehen, fast nur noch Elektroautos seien im aktuellen Umfeld verkäuflich. Danach sah es schon auf dem britischen Markt im April aus: Dort gingen die Neuzulassungen sogar um 97 Prozent zurück – und das meistverkaufte Auto war das Tesla Model 3, gefolgt vom ebenfalls elektrischen Jaguar I-Pace.
https://twitter.com/VDA_online/status/1257979999782658048
So allerdings dürften sich auch Tesla-Fans den Siegeszug von Elektroautos nicht gewünscht haben – und wie früher nach manchen schwachen Einzel-Monaten irreführend gemeldet wurde, Teslas seien nicht mehr gefragt, so sind auch die aktuellen April-Zahlen von begrenzter Aussagekraft und voller Corona-Sonderfaktoren. So hatte Tesla wohl erstmals direkt zu Beginn eines neuen Quartals noch Autos in Deutschland im Bestand, die im April offenbar sämtlich verkauft wurden; normalerweise treffen seine Schiffe mit neuen Elektroautos erst im letzten Quartalsmonat ein. Aktuell aber scheint kein Nachschub aus dem Tesla-Werk Fremont unterwegs zu sein, dessen Produktion derzeit ruht. Zumindest der Mai könnte Tesla in Deutschland und Europa also extrem niedrige Absatzzahlen bringen.
Warten auf neue Tesla-Schiffe
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) erklärte in einer Stellungnahme zu den deutschen April-Zahlen, so wenige Neuzulassungen habe es seit der Wiedervereinigung noch nie gegeben. Zudem hätten die deutschen Hersteller ihre Autoproduktion fast vollständig eingestellt – nur 10.900 Pkw, 97 Prozent weniger als vor einem Jahr, liefen vom Band. Aus dem In- wie Ausland seien außerdem drastisch weniger Neubestellungen eingegangen. Auch hier ist Tesla mit seinen Online-Käufen über eine schlanke Website im Vorteil – aber die Elektroautos müssen trotzdem erst wieder produziert und auf den Weg hierher geschickt werden.