Tesla-CEO Elon Musk schätzt deutsche Ingenieure – schon zwei Unternehmen mit einigen hundert davon hat er übernommen, und ein weiterer Maschinenbau-Spezialist aus Deutschland spielt nach Informationen von teslamag.de eine zentrale Rolle beim Aufbau der eigenen Batterie-Fertigung mit innovativen Verfahren. Weniger gefallen dürfte dem Tesla-Chef dagegen eine Studie, die jetzt der VDI als der wichtigste Verein deutscher Ingenieure veröffentlicht hat. Denn darin wird mit Blick auf die Einhaltung von CO2-Zielen vor einer „einseitigen“ Fokussierung auf reine Elektroautos gewarnt.
„Elektroautos eher kontraproduktiv“
Politik und „Teile der Industrie“ würden voll auf batterieelektrische Antriebe setzen, heißt es in einer Mitteilung zu der Studie – und das sei sogar „eher kontraproduktiv für die Umwelt“. Die einzige Chance, die CO2-Ziele der Auto-Industrie für 2030 zu erreichen, liege in einem komplementären Miteinander der Technologien“, wird der Präsident des VDI zitiert.
Damit platzt der politisch neutrale Ingenieursverein mitten in eine Debatte oder eher einen Streit, der für Tesla-Fans schon ausgetragen schien. Eine frühe Studie aus Schweden zu angeblichen CO2-Nachteilen wurde inzwischen korrigiert, dass Elektroautos trotz Akku- und Strom-Produktion tendenziell klimafreundlicher sind als Verbrenner, gilt zunehmend als wissenschaftlicher Konsens, und Tesla selbst hat vorgerechnet, dass das Model 3 mit Akkus aus der Gigafactory in Nevada weniger CO2 verursacht. Wenige anderslautende Stimmen wurden deshalb gern als interessengesteuert verstanden – und erweckten wie vor kurzem eine Studie für den deutschen Verband der Mineralöl-Wirtschaft in Teilen tatsächlich diesen Anschein.
Der VDI aber ist keine Wirtschaftlobby-Organisation, sondern nach seiner Selbstdarstellung ein Verein, der sich seit für Ingenieure und Naturwissenschaftler in Deutschland einsetzt. Dem Handelsblatt sagte ein VDI-Experte, der Verein sei nicht gewiss nicht gegen Batterie-Antrieb, wolle sich aber „nicht vor der Erkenntnis drücken, dass die Ökobilanz eines Elektroautos unter den aktuellen Produktionsbedingungen für die Batterie sehr schlecht ausfällt“.
Nur VW erkennbar auf Tesla-Kurs
Dass Elektroautos umso klimaschonender werden, je weniger CO2 schon bei der Produktion ihrer Akkus (und des übrigen Fahrzeugs) und des Stroms für ihren Betrieb anfällt, ist offensichtlich. An manchen Studien wurde deshalb kritisiert, dass sie absehbare Verbesserungen in diesem Bereich ignorieren. Der VDI dagegen rechnet eine kohlendioxidärmere Produktion von Batterien und Autos durchaus ein. Trotzdem kommt er zu dem sehr offenen Ergebnis, jeder der beachteten Antriebe könne „signifikant zur CO2-Reduktion beitragen“, wenn Produktion und Antriebsenergie sauberer werden.
Technologie-Offenheit ist genau das, was große Teile der deutschen Auto-Industrie und ihre Zulieferer mit Blick auf zukünftige Antriebe von der Politik fordern. Die Ausnahme bildet der Volkswagen-Konzern, der sich sowohl bei der Elektroauto-Aktivität als auch in der Kommunikation erkennbar auf Tesla-Seite stellt.
Dass sich der VDI jetzt weitaus weniger überzeugt davon zeigt, dürfte die Wertschätzung von Tesla-CEO Musk für deutsche Ingenieure nicht unbedingt verringern. Zu der VDI-Studie wird er sich aber vielleicht zu Wort melden, wenn sie auf Twitter die Runde macht – und könnte zum Beispiel darauf verweisen, dass Kosten-Aspekte darin ausgeklammert sind.