Die US-Regierung hat 7,5 Milliarden Dollar an Zuschüssen für die Schaffung von Elektroauto-Ladeinfrastruktur im ganzen Land zu vergeben – und seit diesem Mittwoch ist klar, dass auch Tesla davon profitieren wird, möglicherweise sogar massiv: Das Weiße Haus veröffentlichte eine Konkretisierung seiner Pläne für 500.000 Ladesäulen an Fernstraßen und in der Fläche, in der erwähnt wird, dass Tesla sein bislang proprietäres Ladenetz öffnen wird. Insgesamt will das Unternehmen bis Ende 2024 demnach mindestens 7500 seiner Ladesäulen für fremde Elektroautos freigeben, darunter mindestens 3500 Supercharger mit 250 Kilowatt Leistung.
Tesla will Supercharger öffnen und verdoppeln
Nach Berichten hatte die Regierung zuvor auf der Verwendung des CCS-Standards als Voraussetzung für eine Förderung von Tesla im Rahmen der Infrastruktur-Initiative bestanden. Dass Tesla in dieser Hinsicht einlenkte, wird in der Mitteilung nicht explizit erwähnt, ist aber anzunehmen. Denn die mindestens 7500 Ladesäulen des Unternehmens sollen „für alle Elektroautos verfügbar“ gemacht werden – was sie nicht wären, wenn Tesla dort allein an seinem Supercharger-Format festhalten würde. Zudem werden in dem Dokument neue US-Standards für die Ladesäulen-Förderung erwähnt.
Tatsächlich gab es schon im Vorfeld Hinweise darauf, dass Tesla eine Ergänzung für die Supercharger in den USA vorbereitet. In der App wurde im Januar ein kalifornischer Standort entdeckt, der „CCS-kompatibel“ und für fremde Elektroautos freigegeben sein sollte. Das war er nicht, aber ein Foto in der App zeigte eine Tesla-Säule mit ungewohnt großer Kabel-Aufnahme (s. Foto oben). Darin soll sich ein Adapter verstecken, der mitsamt dem Kabel freigegeben wird, wenn ein Elektroauto mit CCS die Säule nutzen will. Wenn ein Tesla lädt, würde der Adapter dagegen in der Aufnahme bleiben. „Magic Dock“ soll diese Lösung heißen.
Select Tesla Superchargers across the US will soon be open to all EVs
— Tesla Charging (@TeslaCharging) February 15, 2023
Bald dürfte man sie auch an realen Standorten in den USA sehen können, denn über den Account @TeslaCharging bestätigte am Mittwoch auch Tesla, dass ausgewählte Supercharger in den ganzen USA für alle Elektroautos geöffnet werden sollen. Als einzige zeitliche Angabe dazu ist ein „bald“ enthalten. Die Mitteilung des Weißen Hauses enthält zwar das Ziel Ende 2024, aber ebenfalls keine Angabe zum Beginn der Öffnung.
Nach Angaben beider Seiten will Tesla sein Netz von Superchargern in den USA mehr als verdoppeln – nur das Unternehmen selbst erwähnt hier, dass auch das bis Ende 2024 geschehen soll. Außerdem soll die Öffnung laut der Mitteilung des Weißen Hauses nicht nur das schnelle Supercharger-Netz betreffen. Insgesamt wolle Tesla mindestens 7500 Lademöglichkeiten in den USA öffentlich zugänglich machen. Mindestens 3500 davon sollen Supercharger sein, den Rest aber langsamere Lader an Standorten wie Hotels oder Restaurants ausmachen. Diese Destination Charger betreibt Tesla nicht selbst, zeigt sie aber in den eigenen Elektroautos und in der App an.
Tausende weitere Elektroauto-Säulen angekündigt
Neben der Tesla-Ankündigung enthält die Mitteilung noch eine ganze Reihe von weiteren. So geben darin Hertz und bp, General Motors, Electrify America, Mercedes, Volvo und Ford eigene Pläne für mehr Elektroauto-Infrastruktur in den USA bekannt, teils mit Partnern. Einige hundert Ladesäulen in neuen oder ausgebauten Netzen sollen demnach noch 2023 zusätzlich entstehen und bis 2030 viele tausend. Nur bei Tesla ist schon für Ende 2024 von den insgesamt 7500 für alle offenen Ladesäulen die Rede. Das Unternehmen könnte also zumindest kurzfristig am meisten von der Milliarden-Förderung abbekommen.
In Europa hatte Tesla mit der Supercharger-Öffnung schon Ende 2021 begonnen. Hier fiel die Entscheidung für die regionale CCS-Variante mit der Einführung des Model 3, ab der Tesla an alten Superchargern ein zweites Kabel nachrüstete und neue nur noch mit CCS ausstattete. Frühere Model S und Model X brauchen für diese V3-Säulen deshalb einen Adapter; in der aufgefrischten Version, die seit Ende 2022 wieder in Europa ausgeliefert wird, sind auch in diesen Elektroautos CCS-Buchsen eingebaut. Zwischendurch hatte Tesla vorgeschlagen, die eigene Supercharger-Technik in Nordamerika zum Standard zu machen.
In building our EV charging network, we have to ensure that as many chargers work for as many drivers as possible.
To that end, @elonmusk will open a big part of @Tesla's network up to all drivers.
That's a big deal, and it'll make a big difference. https://t.co/hb6pyVhtbg
— President Biden (@POTUS) February 15, 2023
Aktualisierung: Die Gespräche von Tesla-Chef Musk in Washington Ende Januar und die anschließende (oder dort erzielte) Supercharger-Einigung scheinen dem Verhältnis zu Biden gut getan zu haben. Die Regierung müsse sicherstellen, dass möglichst viele Elektroauto-Lader für möglichst viele Menschen nutzbar seien, schrieb der Präsident am Mittwochabend auf Twitter. Dass Musk mit Tesla einen großen Teil seines Netzes öffne, sei eine „große Sache“, lobte er. Der auf seiner eigenen Plattform so angesprochene Mehrfach-CEO reagierte höflich mit einem Dank und erklärte, Tesla freue sich, mit seinen Superchargern andere Elektroautos zu unterstützen.