Der reichste Mensch der Welt kann jetzt noch viel reicher werden. Am Freitag stellte Tesla ein neues Bonus-Paket für seinen CEO Elon Musk vor, mit dem sein Vermögen in den Billionen-Bereich steigen kann. Bedingung dafür sind unter anderem Meilensteine bei Robotaxis und Robotern – und zu beidem gab es Neuigkeiten, die zeigen, wie weit der Weg bis zur Realisierung noch ist. Das zuvor oft kritische US-Portal Edmunds äußerte unterdessen ein großes Lob für das aufgefrischte Model Y, bevor es den neuen BMW iX3 als möglichen „Killer“ für den Tesla-Bestseller bezeichnete. Und in Deutschland plant Tesla ein F&E-Zentrum in Berlin.
Billionen für Tesla und Musk
Nachdem Tesla am Freitag die Angaben zum „2025 Performance Award“ für seinen CEO veröffentlicht hatte, wurde vielfach berichtet, die Vergütung habe einen Wert von bis zu 1 Billion Dollar. Tatsächlich kann es jedoch noch viel mehr werden. Wenn Musk innerhalb der nächsten zehn Jahre eine Reihe von zumeist extrem schwierigen Bedingungen erfüllt, soll er 424 Millionen neue Tesla-Aktien bekommen. Eine der Bedingungen ist ein Tesla-Börsenwert von mindestens 8,5 Billionen Dollar, der bedeuten würde, dass die neuen Aktien für Musk knapp unter 1 Billion Dollar wert wären. Sollte Tesla jedoch noch weiter steigen, wäre auch das CEO-Paket noch wertvoller.
So ähnlich war es schon bei dem früheren Bonus-Paket für den Tesla-Chef, das 2018 eingeführt wurde und ebenfalls keinerlei festes Gehalt für Musk vorsah. Es verlangte, dass sich der damalige Börsenwert auf mindestens 650 Milliarden Dollar mehr als verzehnfacht, was dem Musk-Paket einen rechnerischen Wert von mehr als 50 Milliarden Dollar gab. Tatsächlich aber war die Kapitalisierung zwischendurch mit 1,5 Billionen Dollar mehr als zweimal so hoch wie das Mindestziel, was auch den Bonus entsprechend wertvoller machte – bis ein Gericht ihn trotz zweimaliger Zustimmung der Tesla-Aktionäre für ungültig erklärte.
Tesla-Umzug nach Texas hilft
Diesen Schnitzer will das Tesla-Board mit dem neuen Paket ausgleichen und Musk eine Chance geben, wie von ihm gefordert auf 25 Prozent der Stimmrechte zu kommen, wie es in der Begründung von Freitag heißt. Dabei hilft, dass Musk den rechtlichen Sitz von Tesla nach der von ihm kritisierten Entscheidung des Gerichts in Delaware inzwischen nach Texas verlegt hat, berichtet Reuters. Unter anderem bedeute die Ummeldung, dass Musk mit seinem Tesla-Anteil von aktuell 13,5 Prozent anders als 2018 selbst für das Paket stimmen kann, was die Wahrscheinlichkeit für eine Verabschiedung bei der Hauptversammlung im November erhöht.
Als einen der Gründe für seine Ablehnung des alten Bonus-Pakets für den Tesla-Chef führte das Gericht an, dass Musk es im Grunde selbst diktiert habe. Dieses Mal aber scheint es eine ernsthafte Auseinandersetzung darüber mit dem zuständigen Board-Ausschuss gegeben zu haben. Laut Berichten war dies der Grund dafür, dass die Tesla-Hauptversammlung bis in diesen November verschoben wurde. Und wie das Board jetzt schrieb, drohte Musk im Zuge der Verhandlungen über das neue Paket mehrfach konkret damit, Tesla zu verlassen, wenn es keinen Pfad zu 25 Prozent der Tesla-Stimmrechte für ihn vorsieht.
Börsen- und operative Ziele für Musk
Einfach aber hat ihm das Board der Weg dorthin nicht gemacht. Damit Musk erste der vorgesehenen zwölf Tranchen mit je 1 Prozent der heutigen Gesamtzahl von Tesla-Aktien zugeteilt wird, muss die Marktkapitalisierung des Unternehmens auf 2 Billionen Dollar steigen – fast doppelt so viel wie zuletzt. Gleichzeitig müsste der bereinigte Tesla-Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) über vier Quartale gerechnet auf 50 Milliarden Dollar steigen, etwa dreimal so viel wie 2024. Alternativ kann Musk zusätzlich zu der Börsenwert-Schwelle zunächst einen von vier in dem Paket definierten Produkt-Meilensteinen nehmen.
Am leichtesten davon scheint die Auslieferung von insgesamt 20 Millionen Fahrzeugen zu erreichen zu sein. Das hatte Tesla bis Frühjahr 2024 als Ziel für ein einziges Jahr definiert, dann aber davon Abstand genommen. In diesem Juli meldete das Unternehmen die Produktion seines achtmillionsten Elektroautos, sodass dieses Ziel schon zu mehr als 40 Prozent erfüllt ist. Weit weg aber ist Tesla von 10 Millionen aktiven FSD-Abonnements, 1 Million ausgelieferten Optimus-Robotern und 1 Million Robotaxis im kommerziellen Betrieb, die als die weiteren drei Produkt-Meilensteine aufgeführt sind.
Tesla-Robotaxis ohne Fahrer
Gleichzeitig ist das FSD-Ziel ein bedeutender Rückschritt im Vergleich zu dem, was sich Musk für Tesla bei autonomem Fahren zuvor öffentlich vorgenommen hatte, wie der Blog Electrek anmerkte. Einst sollten alle Teslas mit der „Full Self-Driving“-Option völlig autonom fahren können, sobald die gleichnamige Software fertig entwickelt und zugelassen ist. Darauf warten Kunden seit Jahren, und vor kurzem wurde eine FSD-Sammelklage gegen Tesla in Kalifornien zugelassen. Inzwischen aber verspricht Tesla in seinem Konfigurator auch kein zukünftig autonomes Fahren mehr. Und in den neuen Musk-Zielen wird FSD definiert als ein System, das „unter spezifizierten Fahrbedingungen autonome oder ähnliche Funktionalität bietet“.
Also ist Tesla nicht nur im FSD-Marketing vorsichtiger geworden, sondern auch bescheidener in seinem Autonomie-Anspruch an Musk. Mit Blick auf das Robotaxi-Ziel im neuen Bonus-Plan für ihn kann man das nicht unbedingt sagen: Spätestens 2035 müssten regelmäßig mindestens 1 Million davon kommerziell unterwegs sein. „Robotaxi“ ist dabei definiert als Fahrzeug, das FSD nutzt, um „ohne Fahrer im Inneren Transport-Dienste anzubieten“. Mit einem Service wie in Austin und in der Bay Area, der als Robotaxi bezeichnet wird, aber noch Aufpasser auf Beifahrer- bzw. sogar Fahrersitz vorsieht, käme Musk bei diesem Meilenstein also nicht durch.
Robotaxi-App offen für Warteliste
Wie der Tesla-Chef kurz vor der Bonus-Sensation wiederholte, soll der Sicherheitsfahrer in seinen Robotaxis „bis Ende des Jahres“ wegfallen. Eine vorherige Ankündigung von ihm zu diesem Thema kann jetzt mit viel gutem Willen als erfüllt gelten: Tesla wollte den bisherigen Robotaxi-Dienst im September von eingeladenen Fans und Influencern auf die allgemeine Öffentlichkeit erweitern, und am Donnerstag teilte der dafür eingerichtete X-Account mit, dass die Robotaxi-App ab sofort „für alle verfügbar“ sei. Man solle sie herunterladen, um auf die Warteliste zu kommen, der Zugang werde bald erweitert.
https://x.com/nikkharris/status/1963497232604582106
Tatsächlich meldeten wenig später erste X-Nutzer, Zugriff auf konkrete Robotaxi-Bestellungen bekommen zu haben. Einer dieser begeisterten Beiträge wurde auch von dem Tesla-Account weiterverbreitet – doch kurz nach seiner ersten Fahrt rutschte dieser Kunde wieder zurück auf die Warteliste, wie er dann ergänzte. So wie ihm erging es nach deren Schilderungen mehreren anderen Robotaxi-Interessenten. Zudem gibt es die Robotaxi-App bislang nur für iPhones und nur im App-Store für Nordamerika. Von einem wirklich offenen Dienst kann also weiter keine Rede sein.
Tesla Optimus bei Demo langsam
Ebenfalls noch vor der Bekanntgabe des neuen Musk-Plans gab es Neuigkeiten zum Roboter Optimus (s. Foto oben). Dazu wiederholte Musk am Montag, dieser werde etwa 80 Prozent des zukünftigen Börsenwerts ausmachen, nachdem er zuvor einen vierten Master-Plan für Tesla veröffentlicht hatte, der die Mission von Energie auf den „weltweiten Übergang zu nachhaltigem Überfluss“ erweitert, mangels Details aber überwiegend enttäuscht aufgenommen wurde. Zwei Tage später dann teilte der Salesforce-Gründer Marc Benioff auf X ein kurzes Video von einer Optimus-Vorführung mit Musk, bei der auch der Roboter selbst keine überzeugende Figur machte.
https://twitter.com/Benioff/status/1963264973452546482
Die Frage nach „einer Coke“ beantwortet der Optimus-Prototyp, der für Sprache mit dem Modell Grok der Musk-Firma xAI arbeitet, mit der leicht stockenden Auskunft, er könne Benioff zur Küche bringen, um dort nachzusehen. Auf mehrmalige Aufforderungen, das zu tun, reagiert der Tesla-Roboter nicht, bis Musk dem Gast dazu rät, ein Stück zurückzutreten, weil Optimus „derzeit etwas paranoid mit Platz“ sei. Erst dann beginnt der Roboter, mit lautem Klackern schlurfend den Flur hinunterzugehen.
Großzügiges Bot-Ziel für Musk
Bis 2035 eine Million Stück davon zu verkaufen, hört sich bei diesem Stand vier Jahre nach dem offiziellen Auftakt des Roboter-Projekts ehrgeizig an. Allerdings ist Tesla im neuen Plan für Musk in dieser Hinsicht großzügig: Als „Bot“ für das Millionen-Ziel definiert das Unternehmen „Roboter oder andere mobile physische Geräte“ außer Autos, die künstliche Intelligenz aus dem eigenen Haus nutzen. Die große Musk-Vision, viele Millionen humanoide Tesla-Robotern jegliche körperliche Arbeit übernehmen zu lassen, muss also nicht Realität werden, damit dieser Meilenstein als erfüllt gilt.
Musk selbst schrieb auf X wenig zu dem Bonus-Vorschlag, den die Aktionäre erst noch genehmigen müssen. Auch zu seinem zuvor mehrmals angekündigten Master-Plan hatte er nicht viele Ergänzungen, stimmte aber einem Follower zu, der zu wenig Konkretes darin kritisiert hatte. Stattdessen warb der Tesla-Chef erneut mehrmals für die Partei AfD. Bei manchen Deutschen verspielte er damit guten Willen wieder, den das Unternehmen kurz vorher mit der Entscheidung zurückgewonnen hatte, sein europäisches Entwicklungszentrum tatsächlich in Berlin anzusiedeln.
Lob und Konkurrenz für Model Y
An Robotern soll dort nach ersten Berichten darüber nicht gearbeitet werden, aber an Elektroautos und Batterien, die bislang fast den gesamten Tesla-Umsatz und -Gewinn ausmachen. Aus diesem Bereich gab es jetzt eine erfreuliche Nachricht aus den USA – von dem Auto-Portal Edmunds, das Fans zuvor mehrfach mit kritischen Berichten über Tesla vergrätzt hatte. Das Anfang 2025 aufgefrischte Tesla Model Y sei das beste Auto, das man in diesem Jahr gefahren habe, schrieb die Publikation zu einem kurzen Video auf X.
The new Tesla Model Y is the best car we've driven in 2025
— Edmunds (@edmunds) September 2, 2025
Das kommentierte mit einem missglückten Meme auch Musk, nicht aber einen der nächsten Edmunds-Beiträge auf X. Darin bezeichnete das Portal das am Freitag enthüllte Elektroauto BMW iX3 als möglichen „Killer“ für das Model Y. Bei Reichweite und Leistung ist der BMW dem Tesla-Bestseller tatsächlich klar überlegen, nach Liste allerdings auch mindestens 15.000 Euro teurer, wie aus einem Vergleich bei elektro auto mobil hervorgeht. Mehr darüber können Interessenten ab Dienstag (9. September) bei der Messe IAA in München erfahren, bei der BMW mit dem iX3 anders als Tesla vertreten sein wird.