Die Coronavirus-Krise führt dazu, dass in den USA Vorgaben zur Erhöhung der Kraftstoff-Effizienz von Autos zurückgefahren werden; China soll eine ähnliche Maßnahme in Form einer Aussetzung der Elektroauto-Quote vorbereiten, und in Europa forderte der Verband der Autohersteller zusammen mit Zulieferern und Reifenherstellern, das Inkrafttreten von EU-Emissionsregeln zu verschieben.
USA setzen Effizienz-Milderung um
In den USA verkündete die Regierung Trump schon am Dienstag, dass die Effizienz-Ziele von Vorgänger Barack Obama deutlich abgeschwächt werden, berichtet die Agentur Reuters – ein Schritt, der allerdings schon vor Corona geplant war. Pro Jahr ist jetzt nur noch eine jährliche Steigerung der Effizienz um 1,5 Prozent bis 2016 vorgeschrieben; zuvor hätten es 5 Prozent pro Jahr sein müssen. Nach Angaben der Regierung nehmen die Kohlendioxid-Emissionen amerikanischer Autos dadurch im Vergleich zur Obama-Planung um rund 900 Tonnen zu. Die Autohersteller sollen 100 Milliarden Dollar „regulatorische Kosten“ sparen und Autos dadurch um 1000 Dollar pro Stück billiger werden.
Billigere Verbrenner-Autos sind auf gewisse Weise eine Benachteiligung für Elektroautos wie die von Tesla. In China wird es dergleichen noch direkter geben, berichtet ein anderer Reuters-Korrespondent. Derzeit sei ein Plan zwischen Ministerien und Wirtschaft in der Diskussion, der vorsehe, die vorgeschriebene Elektroauto-Quote im Land wegen der Corona-Folgen auszusetzen. Zusätzlich könnte auch in China eine neue Vorgabe zu Partikel-Emissionen um sechs Monate verschoben werden.
Europäer für „gewisse Anpassungen“
Gleichzeitig klagt auch der Verband der europäischen Automobilhersteller ACEA über Probleme durch das Coronavirus. Derzeit gebe es nicht nur keine Produktion, sondern auch keine Entwicklung, keine Tests und keine Homologation für neue Autos, heißt es in einem Brief von ACEA sowie Zulieferern und Reifenherstellern an die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Dies werfe Pläne um, mit denen „bestehende und zukünftige EU-Vorschriften innerhalb der geltenden Fristen eingehalten“ werden sollten. Der Verband, vertreten durch seinen Präsidenten Mike Manley, der sonst CEO von Fiat Chrysler Automobiles ist, regt deshalb „gewisse Anpassungen an den Zeitplänen für die Vorschriften“ an.
Dem ACEA gehört Tesla (noch) nicht an, aber die deutschen Hersteller BMW, Daimler und Volkswagen. Anders als ihr Europa-Verband scheinen sie keine Staatshilfe in Form von CO2-Lockerungen zu verlangen, berichtet das Greenpeace-Magazin Unearthed. Dies wird aber hauptsächlich mit einer Aussage eines VW-Sprechers belegt, die in dieser Hinsicht nicht eindeutig klingt: Für den Volkswagen-Konzern sei die aktuelle Rechtslage entscheidend, sagte er zwar, erwähnte aber auch, dass die Erreichung der Ziele im aktuellen Umfeld „anspruchsvoller“ werde.
2020 hätte für Europa ein Elektroauto- und Tesla-Jahr werden können. Aber nun wird es wohl hier wie im Rest der Welt eher bis in die zweite Jahreshälfte auf sich warten lassen – zumindest bei den anderen Herstellern.