Besucher der Website von General Motors (GM) finden dort prominent platzierte Informationen über Elektroauto-Plattformen und den elektrischen Hummer, für Ford als den zweiten großen US-Autohersteller aus alten Zeiten sagte Executive Chairman Bill Ford schon vor zwei Jahren, das Unternehmen setze voll auf Elektrifizierung. Die konkreten Produktionspläne der beiden Autogrößen aber sprechen laut einem Bericht von Reuters eine ganz andere Sprache: Zusammen wollen sie demnach noch im Jahr 2026 in Nordamerika weniger Elektroautos produzieren als Tesla schon im vergangenen Jahr.
Warten auf Cybertruck-Konkurrenz
In dem Bericht beruft sich die Agentur auf Informationen von AutoForecast Solutions, die auf Planungsunterlagen der Autohersteller für Zulieferer beruhen sollen. Manager von Ford und GM hätten die Korrektheit der Daten nicht in Frage gestellt. Statt Tesla und anderen neu kommenden Elektroautos konsequent Konkurrenz zu machen, würden die großen Zwei der USA verstärkt auf SUV und Pickups setzen, schreibt Reuters.
So hat Ford zwar bereits einen Prototypen für einen elektrischen F-150 gezeigt, aber ein Starttermin dafür ist unbekannt – anders als beim Tesla Cybertruck, der Ende 2021 kommen soll. GM wiederum hat zwar vor kurzem neun neue Elektroautos bis 2025 angekündigt. Aber auch dort scheint das neue Segment in den Planungen bis ins Jahr darauf keine große Rolle zu spielen, wenn die Reuters-Daten für Nordamerika stimmen.
2026 weniger Elektroautos als Tesla heute
Tesla hat 2019 nach eigenen Angaben rund 365.000 Model S, Model S und Model Y produziert, so gut wie alle davon nur in Nordamerika, in seinem fast bis Jahresende einzigen Werk in Fremont (mittlerweile wird auch in Schanghai produziert). GM und Ford wollen laut Reuters auf dem Kontinent im laufenden Jahr nur 35.000 Elektroautos bauen. Bis 2026 sollen es mit 320.000 zwar fast zehnmal so viele werden, aber auch diese Zahl läge noch unter dem Tesla-Wert von 2019.
Gleichzeitig sollen die beiden alten US-Hersteller vorhaben, ihre Produktion von SUV und Pickups um 600.000 auf 5,2 Millionen Stück zu steigern, absolut gesehen also deutlich stärker als die von Elektroautos. Im Jahr 2026 werde der Nordamerika-Anteil der klassischen US-Fahrzeuge bei nicht weniger als 87 Prozent (nach bislang 82 Prozent) liegen, schreibt die Agentur.
„Ford und GM wollen Tesla-Zauber“
GM und Ford seien der Meinung, dass die Verbraucher mehr SUV und leichte Lastwagen wollen, sagte ein AutoForecast-Analyst zu Reuters. Gleichzeitig würden sie aber auch versuchen, der Wall Street zu gefallen, die der Meinung sei, dass die Zukunft elektrisch ist: „Die Autohersteller aus Detroit hätten gern ein bisschen was von dem Zauber und dem Geld von Tesla ab.“ In Stellungnahmen zur Erklärung ihrer nicht sehr elektrischen Pläne beriefen sich Vertreter der beiden alten Autogrößen auf die Nachfrage.