Wenn der Golf bei VW eine eigene Klasse begründete, könnte der ID.3 als Versuch verstanden werden, dies mit einem Elektroauto zu wiederholen – doch das hat nicht funktioniert. Als erstes Fahrzeug auf der elektrischen Konzern-Plattform MEB kam er im Spätsommer 2020 auf den Markt und trug bis Jahresende kräftig dazu bei, die Elektroauto- und CO2-Bilanz von Volkswagen zu verschönern. Seitdem ist der VW ID.3 abgerutscht, war aber in 2022 bis einschließlich November immer noch das Elektroauto mit den fünfthöchsten Neuzulassungen (16.421) in Deutschland.
VW ID.3 einfach, wendig und ruhig
Muss man einem Freund ein einfaches Auto empfehlen, dessen Eigenschaften unaufdringlich und dessen Aussehen wenig spektakulär, aber ordentlich sein soll, kann man mit gutem Gewissen den ID.3 nennen. So muss ein Auto sein, das drei Dinge bieten will: von A nach B fahren, dabei bequem sein und genügend Platz haben. All das findet man in den verschiedenen Versionen des ID.3.
Der Blick in den Innenraum zeigt, dass dieses Cockpit von VW als die Grundversion verstanden wird. Die Grundzüge, in wenigen Details und Funktionen verändert, findet man mittlerweile auch im ID.4, dem ID.5 und dem ID.Buzz wieder. Das klappt, weil das Cockpit verständlich bedient werden kann. Es heißt aber nicht, dass alles überzeugend wäre. Denn manchmal ist die Touch-Logik eigenwillig, und Funktionen sind versteckt.
Theoretisch lässt sich das bei VW wie bei Tesla per Funk-Update ändern, aber so richtig dürfte das erst mit der Auffrischung des ID.3 mitsamt neuester Software funktionieren, die im Dezember für 2023 und damit überraschend früh angekündigt wurde. Skizzen zeigen ein dynamischer wirkendes Elektroauto (s. Foto oben), und innen soll Material hochwertiger werden. Gleichzeitig stieg der Basis-Preis auf 43.995 Euro.
Auf der Autobahn ist man mit dem aktuellen VW ID.3 angenehm ruhig unterwegs. Auch in der Stadt ist die Geräusch-Entwicklung als sehr unauffällig zu bewerten, selbst bei holprigen Abschnitten. Man hat es sowohl ruhig als auch bequem. Elektroauto-typisch ist die Beschleunigung gut und kräftiger, als viele Golfs es je konnten. Man sitzt keinesfalls in einem Sportwagen, allein schon wegen des komfortbetonten Fahrwerks, kann aber beim Ampel-Start leisen Spaß empfinden.
Neue Elektroauto-Klasse erst mit ID-Golf
Was uns besonders positiv auffiel: Der Wendekreis ist sehr klein. Man dreht dem Gefühl nach quasi auf der Stelle. Wer will, kann außerdem eine starke Rekuperation des Antriebsstranges wählen. Eine solche Auswahlmöglichkeit finden wir gut, auch wenn der optionale Verzicht auf Rekuperieren eher eine Anleihe an die alte Verbrenner-Zeit ist. Auch dieses Elektroauto kann sich insgesamt sehen lassen, aber eine neue ID.3-Klasse für die ganze Branche wird es wohl nicht definieren. Wie der VW-Markenchef im November sagte, soll der Name Golf auch nicht aufgegeben werden – und die neunte Generation als Elektroauto kommen.