Tesla scheint sich aus dem Rennen um immer höhere Reichweiten bei Elektroautos vorerst zurückgezogen zu haben, aber beendet ist es nicht. Insbesondere in China scheinen statt der 400 Meilen, die Tesla-CEO Elon Musk im März 2022 für mehr als ausreichend erklärte, allmählich 1000 Kilometer zur neuen Referenz zu werden. Eines von mindestens zwei Elektroautos mit dieser Reichweite für dieses Jahr wird dort inzwischen ausgeliefert. Und das ebenfalls chinesische Unternehmen Gotion Hightech, ein globaler Volkswagen-Partner, will diese Schwelle bald mit Batterien auf Basis der robusten und weniger teuren LFP-Chemie überwinden.
Norm-Reichweite hängt von Region ab
Begünstigt werden die riesigen China-Reichweiten von der Tatsache, dass die dortige Norm für Verbrauchsmessungen noch lascher ist als die europäische. Die niedrigsten Distanz-Werte ergeben sich üblicherweise nach den Regeln der US-Behörde EPA, deren Angaben bei Autobahn-Geschwindigkeiten aber ebenfalls oft noch unterschritten werden. Für das Model 3 mit LFP-Akku von CATL, das es in allen drei Regionen gibt, nennt Tesla 556 Kilometer in China, 510 Kilometer in Europa und 438 Kilometer in den USA.
Dennoch können sich die 1032 Kilometer nach China-Norm sehen lassen, die nach Angaben des Herstellers der Zeekr 001 mit anderen Batterien von CATL erreicht. Nach der Ankündigung Ende 2022 wurden jetzt die ersten Exemplare ausgeliefert, berichtet CnEVPost. Für den Reichweiten-Rekord werden satte 140 Kilowattstunden Kapazität gebraucht, die aufgrund der neuen Qilin-Technologie von CATL in das relativ kompakte Elektroauto passen. Dafür werden Batterien mit hoher Effizienz zu Akku-Paketen integriert.
Chinesische Hersteller vor Tesla
Nach Angaben von CATL macht das eine Energie-Dichte von 255 Wattstunden pro Kilogramm im kompletten Akku möglich – die aktuelle 4680-Generation von Tesla soll nach unabhängigen Analysen selbst auf der Ebene einzelner Batterien nur etwa 240 Wattstunden pro Kilogramm erreichen. Und ein weiteres chinesisches Unternehmen hat jetzt einen Akku vorgestellt, der sogar mit der billigeren LFP-Chemie 1000 Kilometer Elektroauto-Reichweite ermöglichen soll.
Von dieser Innovation berichtete am Freitag Gotion High-Tech, das zu den kleineren, aber schnell wachsenden Batterie-Herstellern in China gehört und eng mit dem Volkswagen-Konzern verbunden ist. Mitte 2020 investierte das deutsche Unternehmen gut 1 Milliarde Euro in das chinesische und schloss ein Jahr später eine strategische Partner-Vereinbarung mit ihm. Vergangene Woche folgte die Mitteilung, dass Gotion VW in Zukunft auch außerhalb Chinas mit Elektroauto-Batterien beliefern wird.
Bessere LFP-Akkus von VW-Partner
Wie Tesla will VW auf Dauer überwiegend LFP-Batterien verwenden, die weniger kosten, aber auch weniger leistungsfähig sind als solche mit Nickel und Kobalt (NCM). Doch auch hier geht die Entwicklung sowohl bei der Chemie als auch bei der Integration zu Akkus weiter: Bei einer Konferenz in China präsentierte Gotion jetzt eine LFP-Batterie mit zusätzlicher Mangan-Dotierung (LMFP – siehe Foto oben), die einzeln eine Energie-Dichte von 240 Wattstunden pro Kilogramm und dank höchster Effizienz im Akku-Paket von 190 Wattstunden pro Kilogramm haben soll.
Das entspricht laut Gotion heutigen NCM-Akkus, würde also bedeuten, dass diese Chemie eingeholt ist oder bald wird – die Serienproduktion der Astroinno genannten Batterien soll 2024 beginnen. Auch damit sollen Reichweiten von 1000 Kilometern möglich sein, wobei die entsprechenden Elektroautos deutlich effizienter sein müssten als der Zeekr 001. Hinzu kommen noch mehr Batterie-Innovationen aus China: CATL arbeitet ebenfalls an LFMP-Batterien und will laut Berichten dieses Jahr zudem eine weitere Weiterentwicklung in die Produktion bringen. Als vermuteter erster Abnehmer für diese M3P-Batterien wurde im August 2022 Tesla für das Model Y genannt.