Keine der beiden Seiten hat den Namen des Gegners direkt in den Mund genommen, doch für interessierte Beobachter ist offensichtlich, dass Tesla Porsche keinen elektrischen Rekord auf dem Nürburgring gönnt und umgekehrt. Wie jetzt die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt, schwelt zwischen den beiden Unternehmen sogar ein bizarrer Streit darum und sie liefern sich eine Art „Schattenboxen in der Eifel“.
Der erste Schlag kam von Porsche. „Neuer Porsche Taycan holt Rekord auf der Nürburgring-Nordschleife“, meldete die Pressestelle zusammen mit einer Zeit von 7 Minuten und 42 Sekunden in diesem August. Kurz darauf kündigte Tesla-CEO Elon Musk auf Twitter ohne weitere Erläuterungen an, dass bald Model S auf dem Nürburgring zu sehen sein würden. Im September war es so weit – ein blaues und ein rotes Model S von Tesla drehten, erkennbar modifiziert, auf dem Nürburgring ihre Runden. Ein Beobachter stoppte mit der Hand eine Zeit deutlich unter der des Taycan, eine offizielle Rekordfahrt gab es aber nicht, und Tesla reiste wieder ab.
Model S on Nürburgring next week
— Elon Musk (@elonmusk) September 5, 2019
Wenig später wurde bekannt, dass Tesla die Model S nicht nur für den Nürburgring vorbereitet hatte, sondern für alle Kunden: Im nächsten Jahr soll es Model S und später auch Model X mit einem neuen „plaid“-Antrieb mit größerer Batterie und drei Motoren geben, teilte CEO Musk mit. Im Oktober dann kamen die beiden Prototypen zurück auf den Ring, mit beispielsweise einem riesigen Heckdiffusor noch stärker modifiziert als beim ersten Mal. Das rote Model S hatte einen kleinen Unfall, das blaue fuhr laut Beobachtern eine noch bessere Zeit heraus, und dann reiste Tesla, erneut ohne offiziellen Rekordversuch, wieder ab.
Yes. To be clear, Plaid powertrain is about a year away from production & applies to S,X & Roadster, but not 3 or Y. Will cost more than our current offerings, but less than competitors.
— Elon Musk (@elonmusk) September 12, 2019
Dass es darum überhaupt geht, bestätigte Musk nur einmal indirekt, während Porsche das Geschehen am Ring nicht weiter kommentierte – auch jetzt nicht auf Anfrage der FAZ. Aber der deutsche Hersteller lässt Taten sprechen oder versucht es zumindest. „Wie zufällig“, so die Zeitung, „kursieren in einschlägigen Kreisen Fotos von einem Porsche Panamera im Rennornat, der den Ring auf Rekordkurs umrundet hat“.
Denn anders als Tesla hat Porsche auch noch Autos mit Verbrennungsmotor, und eines davon soll nun wohl die deutsche Ehre am Ring verteidigen, wenn schon der elektrische Porsche gegen die überarbeiteten Teslas nicht mehr ankommt. Der Panamera wurde laut dem Bericht 250 Kilogramm leichter und 200 PS stärker gemacht und soll, nach der Zahl auf dem Kennzeichen zu urteilen, die Ring-Zeit bis auf 7 Minuten und 10 Sekunden drücken – und als Seitenhieb auf Tesla zeigen, wie viel mehr als Serienautos speziell umgebaute Fahrzeuge auf der Rennstrecke leisten können.
7 Minuten und 10 Sekunden für eine komplette Ring-Runde – das wäre schneller als bei der schnellsten inoffiziell gestoppten Tesla-Runde, die 7 Minuten und 13 Sekunden gedauert haben soll. Allerdings hat Musk schon angekündigt, dass er bald den neuen Tesla Roadster zum Nürburgring schicken möchte – und dem dürfte auch kein noch so abgespeckter Porsche mehr etwas entgegenzusetzen haben.