Der Elektroauto-Markt in China ist weiterhin der größte der Welt – und Hersteller aus dem Land sind westlichen Konkurrenten bei der verwendeten Batterie-Technologie voraus. Diese Einschätzung lässt sich einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey mit zehn Elektroautos vom chinesischen Markt entnehmen, die vergangene Woche veröffentlicht wurde.
China-Elektroautos erste mit NMC811-Zellen
Um welche Modelle es sich handelt, wird in der McKinsey-Veröffentlichung nicht direkt erwähnt. Man habe die Batterie-Pakete von zehn Elektroautos mit Produktionsstart zwischen 2015 und 2020 zerlegt und untersucht, heißt es dazu nur. Nach den Daten könnte das Model 3 von Tesla dabei gewesen sein, aber das ist unwahrscheinlich. Denn die Zusammenfassung enthält einen Verweis auf einen früheren Beitrag über das Design von zehn China-Elektroautos. Darin werden Hersteller genannt, und Tesla ist nicht darunter, sondern stattdessen Buick, BYD, GAC, Geely, JAC, Nio, Roewe, SAIC und Weltmeister.
Diese Grund-Auswertung stammt von Juni 2020, sodass davon auszugehen ist, dass in der neuen Studie weder das Tesla Model 3 als aktueller China-Marktführer unter den vollwertigen Elektroautos berücksichtigt ist noch die neuesten Entwicklungen anderer Hersteller. Mit dieser Einschränkung kommt McKinsey zu dem Schluss, dass der chinesische Markt für Batterie-Pakete für Elektroautos der wohl am weitesten fortgeschrittene der Welt ist. Hersteller aus dem Land hätten als erste Kathoden-Material mit der neuen Chemie NMC811 verwendet und vor anderem Zellen ohne den Zwischenschritt über Module zu Paketen integriert (cell-to-pack oder kurz CTP).
Die Vorgänger-Technologie NMC532 (also mit relativ weniger Nickel und mehr Mangan sowie Kobalt) werde wegen ihrer geringeren Energiedichte bei Elektroautos mit hoher Reichweite nicht mehr lange mithalten können, schreibt McKinsey. Noch sei der Preis von NMC811 zwar höher, doch die darin verwendeten Rohstoffe würden pro Kilowattstunde Kapazität sogar weniger kosten, was weitere Senkungen wahrscheinlich mache.
Tesla West-Vorreiter bei LFP-Batterien
Am unteren Ende der Elektroauto-Ansprüche wiederum sehen die Berater LFP-Batterien mit noch deutlich niedrigeren Kosten. Als erstes westliches Unternehmen setzte Tesla in China darauf und exportiert jetzt erneut auch Model 3 mit LFP-Akkus nach Europa. CEO Elon Musk hat angekündigt, im Bereich von Standard-Reichweiten dauerhaft voll auf diese Chemie setzen zu wollen. Von Volkswagen und Daimler wurde seitdem ebenfalls bekannt, dass sie auch im Westen mit LFP arbeiten wollen.
Mit 1,1 Millionen verkauften Einheiten war China laut McKinsey in 2020 weiterhin der weltweit größte Elektroauto-Markt, seit 2014 um jährlich 2014 Prozent gewachsen. In Europa seien im vergangenen Jahr 800.000 Elektroautos verkauft worden; der steile Anstieg dort habe den chinesischen Anteil knapp unter 50 Prozent gedrückt. Bis 2030 sollen die Verhältnisse ähnlich bleiben, bei 9 Millionen verkauften Elektroautos in China und 5,5 Millionen in Europa.
Die Tesla-Heimat USA hinken demgegenüber inzwischen hinterher und werden von den Marktforschern nicht eigens erwähnt. Ihr neuer Präsident Joe Biden hat sich eine Aufholjagd bei Elektroautos vorgenommen, doch auch Tesla-Chef Musk sagte vor kurzem, als größten Markt für Produktion wie Verkauf sehe er langfristig China.