Schon im Goldrausch sind vor allem die Verkäufer der Schaufeln reich geworden, erinnerten alte Finanzhasen, als nach dem Internet-Hype bis Anfang des neuen Jahrtausends viele hoffnungsfrohe Startups zusammenbrachen. Bei Elektroautos gab es bis Anfang dieses Jahres einen ähnlichen Börsen-Boom, der Tesla-CEO Elon Musk kurzzeitig zum reichsten Menschen der Welt machte und mehreren noch unbewiesenen Unternehmen Milliarden-Bewertungen bescherte. In diesem Jahr mussten Aktien von Tesla und noch stärker anderer Elektroauto-Highflyer Federn lassen. Bei CATL als dem wohl wichtigsten Lieferanten der Branche aber geht der Höhenflug weiter – und sorgt dafür, dass dessen Gründer andere reiche Asiaten beim Vermögen zunehmend überflügelt.
Mit Tesla zum Batterie-Marktführer
CATL heißt in Langform Contemporary Amperex Technology und wurde vor zehn Jahren gegründet von Zeng Yuqun (s. Foto oben), der manchmal auch Robin Zeng genannt wird und vorher an der chinesischen Akademie der Wissenschaften einen Doktortitel in Physik erworben hat. In der Anfangszeit belieferte sein Unternehmen vor allem den Heimatmarkt, auf dem Elektroautos früher in Gang kamen als im Westen. Spätestens seit einer Vereinbarung mit Tesla aber ist CATL auch international ein Begriff: Seit vergangenem Herbst wird das kleinste Model 3 aus der Gigafactory mit LFP-Zellen von dort gebaut und teilweise auch in den Westen exportiert.
Damit wurde CATL zum größten Batteriezell-Hersteller der Welt vor den früheren Marktführern LG Energy Solutions und dem anfangs einzigen Tesla-Partner Panasonic. LFP allgemein und CATL im Speziellen werden neuerdings wieder gute Zukunftschancen zugeschrieben. Die Zellchemie mit Lithium-Eisenphosphat ist weniger gewichtseffizient, aber auch robuster und billiger als die NMC- und NCA-Zellen, die bislang für die meisten hochwertigen Elektroautos verwendet werden. Aber unter anderem Volkswagen hat nach der Tesla-Entscheidung angekündigt, in seiner kommenden Standard-Zelle ebenfalls auf LFP setzen zu wollen.
Diese und weitere positive Nachrichten haben die an der Börse in Shenzhen notierte CATL-Aktie in diesem Jahr gegen den allgemeinen Elektroauto-Trend weiter steigen lassen. Zwar gab es auch hier einen Einbruch im Februar, aber der wurde seitdem mehr als wettgemacht, sodass sich bislang ein Jahres-Plus von rund 40 Prozent ergibt. Der gesamte Börsenwert liegt damit jetzt bei gut 170 Milliarden Euro. Tesla kostet weiter ein Vielfaches davon, aber zum Beispiel Volkswagen als riesiger etablierter Konzern mit Elektroauto-Ambitionen ist schon für weniger zu haben.
CATL-Gründer überholt Internet-Unternehmer
Und mit dem CATL-Börsenkurs steigt der persönliche Reichtum von Gründer Yugun. Vergangene Woche lag sein Vermögen mit 49,5 Milliarden Dollar zum ersten Mal über dem des bekannten China-Milliardärs Jack Ma, der mit der Web-Plattform Alibaba reich geworden ist. Früher hätten Immobilien-Magnaten und dann Internet-Unternehmer die Reichsten-Listen des Landes dominiert, sagte ein lokaler Beobachter dazu der Times of India. Jetzt aber kämen zunehmend Persönlichkeiten aus dem Bereich sauberer Energie dazu. Und speziell Yuqun dürfte noch jede Menge Elektroauto-Schaufeln gewinnbringend an Tesla und andere zu verkaufen haben. Unter anderem baut CATL in Deutschland und soll aktuell ein großes neues Werk nahe der Tesla-Fabrik in Shanghai planen.