Erst in diesem Juli verkündeten zwei kleinere Unternehmen, von Tesla sechs Megapack-Akkus mit zusammen 15 Megawattstunden Kapazität bestellt zu haben, um sich damit am Strom-Markt in Südengland zu beteiligen. Dieses Tesla-System muss inzwischen schon fertig sein, denn am Donnerstag meldete der zuständige Netzbetreiber National Grid ESO, dass es zum ersten Mal und als erstes überhaupt über eine neue Schnittstelle am Ausgleich-Mechanismus für den britischen Strom-Markt teilgenommen habe. Damit wurden Tesla und seine Kunden die ersten Nutzer der neuen Schnittstelle, die das System laut ESO für mehr Anbieter und Technologien öffnen soll.
Autobidder verbindet Tesla-Ressourcen
Das Ziel der Öffnung und weiterer Maßnahmen ist laut der ESO-Mitteilung, bis 2025 in der Lage zu sein, ein Strom-Netz ohne Kohlendioxid-Emissionen betreiben zu können. Dass Tesla hier vorn mit dabei ist, verwundert nicht: CEO Elon Musk will nicht nur überzeugende Elektroautos bauen und damit andere Hersteller dazu bewegen, das Gleiche zu tun tun, sondern möchte auch den Strom sauber machen, der all das antreibt. Tesla werde zu einem globalen dezentralen Energie-Unternehmen, gab er schon im Oktober 2019 die größere Richtung vor.
Und seitdem hat Tesla tatsächlich immer mehr Aktivitäten auf dem Strom-Markt entfaltet, auch auf dem europäischen. Eine zentrale Rolle dabei spielt die KI-Software Autobidder, die für eine optimale Ausnutzung von Speicher-Ressourcen sorgen soll. Laut National Grid wurde sie auch jetzt bei der Schnittstellen-Premiere eingesetzt. Außerdem hat Tesla in Großbritannien eine Lizenz als Energie-Versorger beantragt und bekommen und in Deutschland Kunden zu ihrem Interesse an Strom-Angeboten von Tesla mit verschiedenen dynamischen Tarifen und Netz-Steuerung befragt. Über Autobidder werde Tesla auch Speicher und Solar-Anlagen von privaten Kunden in den Strom-Markt einbringen, sagte Musk vor kurzem.
In Großbritannien und anderen westlichen Ländern nimmt der Anteil von Strom aus erneuerbaren Quellen im Netz stark zu, was dessen Steuerung aber schwieriger macht. Große Akkus von Tesla und anderen können vor diesem Hintergrund mehrere wichtige Funktionen zur Stabilisierung übernehmen. Im einfachsten Fall speichern sie Strom auf, wenn er im Überfluss zur Verfügung steht, sodass Wind- und Solar-Generatoren nicht abgeschaltet werden müssen. In der umgekehrten Situation geben sie dann zusätzlich benötigten Strom ab, sodass keine Reserve-Kraftwerke hochgefahren (und später nicht einmal mehr vorgehalten) werden müssen.
Tesla nutzt Web-Schnittstelle
Für diese Dienste werden die Akku-Betreiber vergütet, und Teslas Autobidder-Software hilft ihnen dabei, dafür automatisch die lukrativsten Zeitpunkte zu finden. Gleichzeitig können darüber mehrere oder alle Speicher- und Erzeuger-Systeme mit Tesla-Technik kommunizieren, wie der Tesla-CEO in diesem Juli erklärte. Dadurch scheint Tesla selbst dann einen virtuellen Kraftwerk-Verbund in Systeme einbringen zu können, wenn all die Einzel-Anlagen nicht selbst betrieben werden, sondern von Kunden wie denen in Großbritannien.
So wird Tesla tatsächlich zu dem verteilten Versorger, von dem CEO Musk sprach, und das vorerst ohne Investitionen in eigene Speicher-Ressourcen, sondern allein mit Investitionen der Kunden. Gleichzeitig sorgen Netzbetreiber wie National Grid mit neuen Schnittstellen dafür, dass Anbieter wie Tesla leichter eingebunden werden können. Laut der aktuellen Mitteilung war die Teilnahme am britischen Strom-Ausgleich über seine Systeme schon vorher möglich, doch für die Daten-Kommunikation war eine Standleitung erforderlich. Die neue Schnittstelle, die Tesla jetzt als Erster nutzte, ist dagegen web-basiert.