In einer groß angelegten Studie hat (ausgerechnet, wenn man so will) die BP-Tochter Castrol rund 10.000 Privatkunden und Flotten-Manager in acht Ländern weltweit zu ihren Erwartungen und Absichten bei Elektroautos befragt und einige interessante Daten dazu zusammengetragen. So wurden in der Auswertung aus China, Indien, den USA, Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Norwegen drei Kipp-Punkte festgestellt, deren Erreichen den Elektroauto-Markt um rund 318 Milliarden Euro vergrößern könne. Interessanterweise sind diese drei Käufer-Wünsche speziell in Deutschland schon erfüllt – und zwar nicht etwa von Tesla, sondern von Volkswagen.
Deutsche Elektroauto-Kunden anspruchsvoll
Die Befragten sollten Castrol unter anderem sagen, was sie für die wichtigsten Herausforderung bei Elektroautos halten. Am häufigsten nannten sie Preis, Zeit-Aufwand zum Nachladen und Reichweite sowie ihre Wunsch-Werte dazu, woraus Durchschnitte für jedes Land und weltweit berechnet wurden. Dabei zeigt sich, dass Teslas zumindest zwei der drei Haupt-Kriterien locker erfüllen – und der neue VW ID.3 sogar alle drei.
Im Durchschnitt nicht mehr als 36.000 Dollar (rund 30.500 Euro) wollen Verbraucher weltweit laut der Studie für ein Elektroauto bezahlen müssen. Dann soll es innerhalb von 31 Minuten wieder aufgeladen werden können und mit einer Akku-Ladung 469 Kilometer weit kommen. Beispielsweise in den USA ist das Angebot hier tatsächlich dünn bis nicht vorhanden – das Tesla Model 3 kommt weit und lädt schnell genug, kostet aber mit dem dafür nötigen großen Akku mindestens 47.000 Dollar vor Steuern (allerdings gibt es in den USA teils Elektroauto-Förderungen von Bundesstaaten und Kommunen).
Deutsche Konsumenten sind sogar noch etwas anspruchsvoller. Sie wollen laut Castrol nach 29 Minuten Laden wieder abfahrbereit sein und 472 Kilometer weit kommen. Aber auch ihre Zahlungsbereitschaft ist etwas höher: Im Durchschnitt würden sie Elektroautos ab Kaufpreisen von umgerechnet 32.000 Euro konkret in Erwägung ziehen.
VW ID.3 erfüllt alle Kriterien
Und dank der in diesem Jahr schon zweimal erhöhten Elektroauto-Kaufprämie könnte Volkswagen in Deutschland einen echten Elektroauto-Hit haben und weitere bald folgen lassen – wenn die Castrol-Daten die Realität gut wiedergeben. Denn der seit kurzem bestellbare VW ID.3 mit dem größten Akku hat eine WLTP-Reichweite von 549 Kilometern und lädt laut ADAC zumindest bis 80 Prozent (die übliche Marke bei Angaben zur Lade-Dauer) innerhalb von 30 Minuten. Und als ID.3 Pro S kostet er in Deutschland zwar eigentlich rund 41.000 Euro. Aber davon sind aktuell noch 3450 Euro Hersteller-Anteil an der Elektroauto-Prämie und 6000 Euro staatlicher Kauf-Vergütung abzuziehen – macht 31.500 Euro, also 500 Euro unter der für Deutschland angegebenen Preis-Schwelle.
Tesla kommt trotz der höheren Elektroauto-Prämie noch nicht auf dieses Niveau. Das Model 3 mit maximaler Reichweite (560 Kilometer) kostet nach allen Umwelt-Abzügen aktuell etwa 46.000 Euro. Die kleinere Variante in Standard-Reichweite liegt mit 37.000 Euro nach Prämien zwar schon deutlich näher an der Preis-Schwelle, kommt aber pro Ladung nur 409 Kilometer weit. Auch mit dem Model Y in Europa wird Tesla die Käufer-Anforderungen bei Reichweite und Lade-Dauer voraussichtlich mehr als erfüllen. Aber dass es billiger wird als das aktuell billigste Model 3 ist kurzfristig kaum vorstellbar – während der Volkswagen-Konzern für 2021 ein Crossover-Elektroautos der Basis-Marke Skoda mit ähnlichen Daten wie beim VW ID.3 angekündigt hat.