Bild: Tesla (Symbolfoto)
Die Zahlen für Deutschland waren am Samstag noch nicht bekannt, aber in anderen europäischen Ländern verzeichnete Tesla im April weitere Einbrüche bei den Neuzulassungen. Das überarbeitete Model Y scheint also noch keine Trendwende gebracht zu haben – und wird jetzt wie das Model 3 mit vergünstigten Leaing-Raten und Zinsen angeboten. Beim Tesla-Sattelschlepper Semi gibt es unterdessen Bewegung. Elon Musk dementierte wütend einen Bericht über die angebliche Suche nach einem Nachfolger für ihn als Tesla-CEO, aber das Thema wurde weiter diskutiert. Und mit Blick auf Deutschland machte sich Musk erneut für die AfD stark.
Tesla-Verkauf in Europa weiter schwach
In der EU hatte Tesla im ersten Quartal 2025 rund 45 Prozent weniger Elektroautos verkauft als ein Jahr zuvor, ging aus Ende April veröffentlichten Zahlen hervor. Das wurde vielfach in Zusammenhang mit der Auffrischung des Model Y gebracht, das in dieser Form erst seit März ausgeliefert wird. Neue Daten sprechen jedoch dagegen, dass allein das Warten auf den modernisierten Tesla-Bestseller die Verkäufe gedrückt hat: In Schweden, den Niederlanden und Dänemark waren sie laut AP im April mehr als zwei Drittel niedriger als im Vorjahr, in Frankreich 59 Prozent und im Elektroauto-Land Norwegen 38 Prozent.
Der einzige bislang bekannte Europa-Lichtblick für Tesla war Italien, wo die Verkäufe gegenüber April 2024 um 3 Prozent stiegen. Die deutschen Zulasssungszahlen für den Monat standen am Wochenende wie erwähnt noch aus, könnten aber nach dem überproportionalen Minus von 62 Prozent im ersten Quartal ebenfalls weiter gesunken sein.
Leasing-Deals für Model Y und Model 3
Aktuelle Marketing-Aktivitäten sprechen jedenfalls dafür: In mehreren Ländern Europas bietet Tesla das Model Y sowie das Model 3 jetzt wieder mit subventionierten Zinsen und Leasing-Raten an. In Deutschland zum Beispiel kann man das Model Y in der Basis-Version ab 499 Euro pro Monat ohne Anzahlung leasen; der Zins für eine Finanzierung beträgt 1,99 Prozent. Das Tesla Model 3, dessen jüngste Überarbeitung im Herbst 2023 erfolgte, gibt es sogar zu einem Zinssatz von 0,99 Prozent. Leasing ohne Anzahlung wird hier ab 429 Euro im Monat angeboten.
Ob das ausreicht, um die Tesla-Verkäufe wieder auf das Niveau der Vorjahre zu bringen, wird sich in den kommenden Monaten zeigen – noch ist in den Zulassungszahlen nicht die Basis-Version des neuen Model Y enthalten, die mit der Auffrischung einen etwas größeren Akku bekam und erst ab Mai ausgeliefert werden sollte. Dennoch scheint sich bislang die These zu bestätigen, dass Tesla-CEO Musk mit seiner politischen Nähe zu US-Präsident Trump insbesondere in Europa viel kaputt gemacht hat.
Tesla-Chef Musk gegen AfD-Einstufung
Speziell mit Blick auf Deutschland setzte er sich außerdem wiederholt für die AfD ein – und so blieb es auch, nachdem des Bundesamt für Verfassungsschutz die Partei am Freitag offiziell als rechtsextremistische Bewegung eingestuft hatte. Ein Verbot der AfD als der beliebtesten Partei in Deutschland wäre eine extreme Attacke auf die Demokratie, schrieb der Tesla-Chef auf X. Mit einem Verbotsverfahren steht die Rechtsextremismus-Einstufung nicht direkt in Zusammenhang, könnte jedoch den Boden dafür bereiten. In Wahl-Umfragen lag die AfD zuletzt leicht hinter CDU/CSU, war aber zuvor zeitweise gleichauf oder hatte sogar einen kleinen Vorsprung.
Banning the centrist AfD, Germany’s, most popular party, would be an extreme attack on democracy https://t.co/667V87lKSX
— Elon Musk (@elonmusk) May 2, 2025
Wie Musk kritisierte auch US-Außenminister Marco Rubio auf X die Entwicklung in Deutschland. Das Land habe seinen Spionen neue Möglichkeiten zur Überwachung der Opposition gegeben, schrieb er korrekter als der Tesla-Chef. Wirklich extremistisch sei nicht die AfD, sondern das politische Establishment mit seiner „tödlichen“ Politik der offenen Grenzen. Darauf reagierte das deutsche Außenministerium, indem es erklärte, die Einstufung sei das Ergebnis einer gründlichen und unabhängigen Untersuchung zum Schutz der Verfassung. Das letzte Wort darüber hätten Gerichte.
Angeblich Nachfolger-Suche für Tesla-CEO
Nach einer Verbesserung des durch Trump-Aktivitäten belasteten Verhältnisses zwischen Deutschland und den USA sieht es also vorerst nicht aus – und auch Tesla-CEO Musk erweckt nicht den Eindruck, sich in Zukunft weniger mit europäischer Politik befassen zu wollen. Ende April hatte er jedoch öffentlich erklärt, bald weniger Zeit mit seiner Arbeit für den US-Präsidenten und mehr mit seiner Aufgabe bei Tesla verbringen zu wollen. Wie jetzt bekannt wurde, tat er das möglicherweise nicht ganz freiwillig: Vorher soll das Board Musk zu diesem Schritt und der Ankündigung gedrängt haben.
Mitglieder des Boards hätten sogar Personal-Dienstleister kontaktiert, um die Suche nach einem Nachfolger für Musk bei Tesla vorzubereiten, schrieb das Wall Street Journal (WSJ). In einer Mitteilung der Board-Chefin Robyn Denholm bezeichnete Tesla den Bericht als „absolut falsch“, zitierte ihn dabei allerdings so, als hätte darin gestanden, dass die Aktion vom gesamten Board ausging. Im WSJ war dagegen nur von einem oder mehreren Mitgliedern die Rede. Zudem erklärte ein Sprecher der Zeitung, dass Tesla anders als auch von Musk behauptet auf eine Anfrage vor Veröffentlichung des Artikels nicht reagiert habe.
Musk zu Robotaxi-Start zurück bei Tesla
Kaum hat Musk seine Rückkehr zu seinem Job bei Tesla angekündigt, wird also in Frage gestellt, wie lange er überhaupt noch an der Spitze des Unternehmens stehen wird. Der Analyst Dan Ives schätzte nach der Board-Stellungnahme, dass Musk den CEO-Job noch fünf Jahre behält. Der Fondsmanager Ross Gerber, der Tesla-Aktien hält, Musk aber seit Monaten kritisch sieht, hatte eine andere Idee: Möglicherweise habe der CEO selbst für den Bericht gesorgt, um zu signalisieren, dass er abgelöst werden möchte.
Als Ersatz schlug Gerber JB Straubel vor, den zuvor ausgeschiedenen Tesla-Mitgründer, der 2023 ins Board gewählt wurde. Musk könne dann anstelle von Denholm Leiter dieses Gremiums werden. Auf diese Weise lasse sich eine „Marketing-Trennung“ von dem zunehmend umstrittenen CEO erreichen. Aber Musk würde trotzdem weiter ein treibender Faktor für Tesla bleiben, wie es Anleger gern hätten, sagte der Fondsmanager gegenüber Newsweek.
Bis auf Weiteres aber ist Musk im Amt und will wie Ende April in Aussicht gestellt ab Mai wieder mehr von seiner Zeit der Aufgabe als CEO bei Tesla widmen. Das wäre rechtzeitig für den Beginn der im Januar angekündigten und dann mehrfach bekräftigten ersten wirklich autonomen Tesla-Fahrten. Zunächst 10-20 Model Y mit erstmals unüberwacht agierender FSD-Software und dann rasch viel mehr sollen ab Juni testweise Robotaxi-Dienste in der Stadt Austin anbieten, hieß es dazu zuletzt. Mit Sicherheitsfahrer am Steuer, also wie bei normalen Kunden überwachtem FSD, bietet Tesla solche Fahrten in Austin und in Teilen von Francisco für eigene Beschäftigte bereits an.
Neue Semi-Fabrik in Nevada steht
Konkrete Neuigkeiten gab es in der zurückliegenden Woche zu dem Tesla-Sattelschlepper Semi, der schon 2017 vorgestellt wurde und eigentlich ab 2019 in die Produktion gehen sollte. Bis zu den ersten Auslieferungen dauerte es dann bis Ende 2022, doch zunächst bekam nur der frühe Großbesteller PepsiCo eine zweistellige Zahl von Semis zum Testen. Mittlerweile wurden die Tests mit anderen Kunden ausgeweitet. Die Serienproduktion des Semi verschob Tesla jedoch weiter auf 2025 in einer dafür neu erbauten Fabrik im US-Bundesstaat Nevada.
Mit dann sechs Jahren Verspätung dürfte sie Ende dieses Jahres tatsächlich beginnen. Das bekräftigte jetzt in einem Video-Update Dan Priestley, der das Semi-Programm bei Tesla leitet. Demnach ist das Fabrik-Gebäude fast fertig und wird in den nächsten Quartalen mit Maschinen für die Produktion ausgestattet. Priestley wiederholte die geplante Kapazität von 50.000 der E-Sattelschlepper pro Jahr. Die ersten Einheiten in der Semi-Fabrik würden noch in diesem Jahr produziert, das Jahr 2026 über finde der Hochlauf statt, sagte er.
Team für Tesla-Laster stark vergrößert
In einer anderen Präsentation kündigte Priestley zudem ein eigenes Ladenetz für den Semi an: Bis Anfang 2026 will Tesla nach seinen Angaben in den USA 46 Megacharger-Stationen dafür bauen, berichtet Electrek. Und ein weiterer aktueller Bericht bestätigt, dass es mit dem Semi nach den langen Verzögerungen allmählich ernst wird. In den vergangenen Monaten habe Tesla mehr als 1000 neue Beschäftigte für die Semi-Fabrik in Nevada eingestellt, schrieb Business Insider unter Berufung auf informierte Personen. Zuvor hätten weniger als 100 Personen zu dem Team gehört, das unter anderem für die Pilot-Produktion des Semi in Kalifornien zuständig war.