Tesla hat es schon wieder geschafft. Die am Dienstag veröffentlichten Geschäftszahlen für Q1 2025 waren noch schwächer als erwartet, und im Bericht dazu wurde die vorherige Wachstumsprognose gekippt. Trotzdem legte die Aktie bis zum Ende der Woche massiv zu, wohl weil die Vorbereitung von Robotaxi-Diensten vorankommt und weil Tesla-CEO Elon Musk dem Unternehmen wieder mehr Zeit widmen will. Von einer Berliner Senatorin wurde Musk unterdessen indirekt als Nazi bezeichnet. Und in China und den USA zeigten andere Unternehmen als Tesla, was bei Elektroautos inzwischen möglich ist.
Tesla-Geschäftszahlen in Q1 enttäuschen
Mit einem bereinigten Gewinn pro Aktie von 0,27 Dollar und 19,3 Milliarden Umsatz im ersten Quartal verfehlte Tesla die Erwartungen deutlich. Zudem wird in dem Quartalsbericht zwar wiederholt, dass noch im ersten Halbjahr mindestens eines von mehreren neuen Elektroautos produziert werden soll. Aussagen in der anschließenden Telefon-Konferenz hörten sich jedoch danach an, dass Tesla vorerst nur leicht überarbeitete Model Y und Model 3 plant, die eine Produktion zu niedrigeren Kosten und damit auch die angekündigten niedrigeren Preise ermöglichen.
Nachdem vorher viel über mögliche kompakte Model Q oder Model 2 von Tesla spekuliert wurde, war das eine Enttäuschung – wenn das Management nicht tiefgestapelt hat, als es erklärte, die Produktion auf bestehenden Linien für Model Y und Model 3 erlaube nur wenig Flexibilität beim Formfaktor der „neuen“ Modelle. Die Vorbereitungen dafür sollen zumindest im Plan liegen. Nichts halte Tesla davon ab, wie im Bericht bekräftigt im ersten Halbjahr mit der Produktion zu beginnen, sagte der Technik-VP Lars Moravy dazu in der Konferenz. Bei dieser Aussage stockte er allerdings, nachdem er vorher angesetzt hatte, nur „in diesem Jahr“ zu sagen.
Überwachte Tesla-Robotaxis im Test
Mit der Ankündigung von neuen Elektroautos ab der ersten Hälfte von 2025 hatte Tesla vor einem Jahr einen ebenfalls schwachen Quartalsbericht in den Hintergrund treten lassen. Jetzt sieht es so aus, als würden sie sich wenig von den bisherigen Modellen unterscheiden und möglicherweise zudem später kommen als damals wiederholt in Aussicht gestellt. Die Tesla-Aktie reagierte auf den neuen Bericht und die anschließende Konferenz trotzdem klar positiv. Noch am Dienstag nach US-Börsenschluss stieg sie um 5 Prozent. Auslöser dafür dürfte vor allem gewesen sein, dass Musk ankündigte, ungefähr ab Mai wieder mehr von seiner Zeit mit Tesla verbringen zu wollen.
Die Musk-Rückkehr zu Tesla wurde weithin positiv aufgenommen, nachdem der CEO zuletzt intensiv mit seinem Nebenjob als Sparberater für US-Präsident Trump beschäftigt war. Darüber hinaus bekräftigte er, dass im Juni in der Stadt Austin testweise der erste echte Robotaxi-Dienst von Tesla mit unüberwachter FSD-Software beginnen soll. Am Mittwoch folgte dazu die Information, dass Tesla in Austin und in der Bay Area von San Francisco für eigene Beschäftigte bereits jetzt Robotaxi-Fahrten anbietet. Bei diesen befindet sich allerdings noch eine Person am Steuer, um die FSD-Software zu überwachen und notfalls einzugreifen.
Große Trump-Hoffnung für Tesla erfüllt
Insofern zeigt das auf X veröffentlichte Video keine neuen Fortschritte bei der FSD-Software, gibt aber einen Ausblick darauf, wie ein wirklich autonomer Tesla-Fahrdienst in Zukunft gestaltet sein könnte (s. Foto oben). Bestellt wird er über eine App, und wenn das derzeit noch bemannte Robotaxi – in dem Video ein Model Y – eintrifft, steigt der Fahrgast ein, bestätigt auf dem hinteren Bildschirm den Beginn der Fahrt, und dann geht es zum Zielort. Bislang wurden auf diese Weise 15.000 Meilen in gut 1500 Fahrten zurückgelegt, schreibt Tesla dazu.
FSD Supervised ride-hailing service is live for an early set of employees in Austin & San Francisco Bay Area.
We've completed over 1.5k trips & 15k miles of driving.
This service helps us develop & validate FSD networks, the mobile app, vehicle allocation, mission control &… pic.twitter.com/pYVfhi935W
— Tesla AI (@Tesla_AI) April 23, 2025
Das ist nicht besonders viel, verlieh der Aktie aber weiteren Schub. Zusätzlich profitierte sie wie der Rest des Marktes davon, dass sich US-Präsident Trump im Handelskrieg mit China doch wieder kompromissbereit zeigte, wie Tech in Asia berichtete. Insbesondere könnte es Ausnahmen oder niedrigere Zölle für Auto-Komponenten geben, was die Belastung nicht zuletzt für Tesla verringern würde. Und am Donnerstag bewahrheitete sich eine große Hoffnung in Zusammenhang mit Musks Unterstützung für Trump.
Elektroautos schätzt der neue US-Präsident nicht besonders und könnte bald die Förderung für ihre Käufer streichen. Kurz nach seinem Wahlsieg hieß es jedoch, er werde die Regeln für die Zulassung autonomer Autos vereinfachen, was hilfreich für die Robotaxi-Pläne von Tesla wäre. Einen solchen Schritt verkündete am Donnerstag Trumps Verkehrsminister, berichtet Reuters. Zudem sollen Meldepflichten für Unfällen mit Assistenten wie Teslas Autopilot lockerer gestaltet werden. Am Freitag stieg die Aktie dadurch um fast 10 Prozent und schloss bei 284,95 Dollar.
Berlin-Senatorin stellt Musk als Nazi dar
Unbeeindruckt blieb sie auch von der Veröffentlichung neuer ACEA-Zahlen für den europäischen Auto-Markt. Sie zeigen, dass der weltweite Rückgang der Tesla-Auslieferungen im ersten Quartal um rund 13 Prozent vor allem auf das Konto Europas ging: Innerhalb der EU verlor Tesla im Vergleich zu Q1 2024 rund 45 Prozent auf nur noch 36.167 Neuzulassungen, europaweit immer noch 37 Prozent. Zuletzt war der Rückgang weniger ausgeprägt als in den Vormonaten, was mit der beginnenden Auslieferung des überarbeiteten Model Y zusammenhängen dürfte. Dennoch verzeichnete Tesla in einem insgesamt stark wachsenden Elektroauto-Markt auch im März um die 30 Prozent weniger Europa-Verkäufe.
Tesla erlebt gerade eine Absatzflaute, weil dem Unternehmen von den Kunden die rechtsextremen Positionen seines Anteilseigners Elon Musk zugeschrieben werden, der rund 13% am Unternehmen hält.
— Cansel Kiziltepe (@CanselK) April 25, 2025
Mit der Eröffnung der Gigafactory bei Berlin hatte Musk sich und Tesla insbesondere in der deutschen Politik beliebt gemacht, doch seine Unterstützung für Trump und rechte Parteien wie die AfD kostete ihn viel Wohlwollen. Die Berliner Arbeitssenatorin veröffentlichte jetzt sogar einen gehässigen Kommentar zu den schwachen Verkäufen in Q1: „Wer will auch ein Nazi-Auto fahren?“, fragte sie auf X, was vielfach kritisiert wurde. Die Nachricht löschte sie später, doch in milderen Worten blieb Cansel Kiziltepe dabei: Tesla erlebe eine Absatz-Flaute, weil dem Unternehmen die rechtsextremen Positionen von Musk zugeschrieben würden, erklärte sie.
Bezos-Elektroauto, CATL-Innovationen
Während Musk mit Tesla voll auf die autonome Zukunft einschließlich Robotern setzt, treiben andere Unternehmen die Entwicklung konventionellerer Elektroautos voran. In den USA machte jetzt das unter anderem vom Amazon-Gründer Jeff Bezos finanzierte Startup Slate auf sich aufmerksam: mit einem elektrischen Pickup, der anders als der teure und schlecht verkaufte Tesla Cybertruck ohne moderne Touchscreen-Bedienung oder Assistenz-Technologie angeboten werden soll. Akku-Kapazität und damit Reichweite sind relativ gering – aber nach Abzug der aktuellen 7500 Dollar US-Förderung soll es den Slate-Pickup ab 2026 für weniger als 20.000 Dollar geben.
Ein von Tesla zuvor angekündigtes Elektroauto für 25.000 Dollar könnte also stattdessen mit Hilfe des Musk-Rivalen Bezos in die USA kommen. China aber scheint bei Elektroautos in praktisch jeder Hinsicht schon weiter zu sein. Das zeigte in der zurückliegenden Woche der Batterie-Weltmarktführer CATL, der bei einem Technologie-Tag laut Inside China Auto drei bedeutende Innovationen vorstellte: noch schneller ladende LFP-Batterien als beim bereits rasanten Vorgänger Shenxing und bei BYD, leistungsfähige Batterien mit billigen Natrium- statt Lithium-Ionen und einen Akku, in dem für optimierte Energie-Dichte zwei unterschiedliche Batterie-Chemien vereint sind. Auch Tesla zählt zu den CATL-Kunden, blieb beim neuen Model Y aber vorerst bei relativ alter Batterie-Technologie.